Der 1. FC Köln hat nach einer Mammut-Sitzung eine neue Klub-Führung und einen neuen Präsidenten. Auf der Mitgliederversammlung des Fußball-Bundesligisten sprach sich die Mehrheit der rund 5600 anwesenden Mitglieder im Müngersdorfer Stadion nach mehr als acht Stunden für das Team um den Immobilienmanager Jörn Stobbe aus. Erstmals seit der Satzungsreform 2013 waren gleich drei Kandidatenteams zur Wahl angetreten.
Das vom Mitgliederrat nominierte „Team FC“ mit dem 59 Jahre alten Stobbe, Sportwissenschaftler und DFB-Trainer Ulf Sobek und Jurist Jörg Alvermann, das von der aktiven Fanszene und dem FC-Beirat unterstützt worden war, erhielt knapp 65 Prozent aller Stimmen.
Viel Arbeit für neues Trio
Es setze sich damit gegen das „Team Next Level FC“ (25 Prozent) um Unternehmer Wilke Stroman, Ex-Vize Carsten Wettich und Ex-FC-Spielerin Tugba Tekkal sowie das „Team FC Wahl 25“ (10 Prozent) um den Kanzler-Enkel und CDU-Politiker Sven-Georg Adenauer, Finanzfachmann Thorsten Kiesewetter und Metzgermeister Martin Hollweck durch. Beide hatten drei Prozent Mitglieder-Unterschriften sammeln müssen, um zugelassen zu werden.
Das neue Trio folgt auf Präsident Werner Wolf sowie die Vizepräsidenten Eckhard Sauren und Wettich, die nach sechs Jahren nicht mehr kandidierten. Auf die Nachfolger wartet in den nächsten drei Jahren viel Arbeit: Neben dem stockenden Geißbockheim-Ausbau gilt es die künftige Geschäftsführung zu regeln. Nach dem Aus von Christian Keller als Sport-Geschäftsführer leitet Sportdirektor Thomas Kessler derzeit den Bereich, ist formell aber nicht gleichgestellt.
Hitzige Debatten und emotionaler Wolf-Abschied
Mehr als drei Stunden vor der entscheidenden Wahl war der scheidende Vorstand mit einjähriger Verspätung von den Mitgliedern entlastet worden. Die Mehrheit der zu dieser Zeit noch knapp 6.000 anwesenden Mitglieder stimmte für die Entlastung von Wolf (77 Prozent), Sauren (79,4 Prozent) und Wettich (60,9 Prozent). Im Vorjahr hatten – auch geprägt von der Transfersperre und dem Abstieg – noch etwas mehr als 51 Prozent gegen die Entlastung gestimmt.
In diesem Jahr ging es – erstmals im FC-Stadion – nicht nur wegen der Veranstaltungslänge immer wieder hitzig zu. So griff der Mitgliederrat des 1. FC Köln den scheidenden Vorstand massiv an. „Die Zusammenarbeit war schwierig, schleppend und größtenteils nicht konstruktiv“, kritisierte der Gremiums-Vorsitzende Fabian Schwab und konstatierte: „Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit war nicht möglich.“
Millionengewinn im Zweitliga-Jahr
Wolf hatte sich zu Beginn sichtlich gerührt verabschiedet. „Die vergangenen sechs Jahre waren die intensivste und prägendste Zeit meines Lebens. Ich wollte dem Verein etwas zurückgeben. Heute gebe ich mein Amt demütig und dankbar zurück“, sagte der 69-Jährige. „Ich freue mich, einen kernsanierten, wirtschaftlich gesunden und sportlich schlagkräftigen Verein zu übergeben.
Wirtschaftlich verkündete der FC positive Nachrichten: Im Zweitliga-Jahr setzte der Aufsteiger 150,8 Millionen Euro um und erzielte 5,4 Millionen Euro Gewinn. Fast das Niveau aus der Vorsaison in der Bundesliga (159 Mio. Euro Umsatz, 11,8 Mio. Euro Gewinn). Umsatztreiber waren unter anderem die Transfers von Jeff Chabot und Jonas Urbig, Einnahmen aus dem DFB-Pokal, Merchandising-Rekordzahlen, Partnerverträge und die Übernahme des Stadion-Caterings.