Stand: 28.09.2025 03:00 Uhr

1996 organisierten Kinofreunde in Chemnitz eine kleine Filmschau für junges Publikum. Es war die Geburtsstunde des Schlingel, der heute eines das wichtigsten Kinder- und Jugendfilmfestivals in Europa ist. Passend zum Kulturhauptstadtjahr präsentiert das Festival sein bisher umfangreichstes Programm und blickt auch zurück auf die eigene Geschichte. Am Samstag wurde das IFF Schlingel im Chemnitzer Opernhaus eröffnet.

  • Zum 30. Jubiläum und zum Kulturhauptstadtjahr zeigt der Schlingel auch Filme aus Chemnitz und aus der eigenen Festivalgeschichte.
  • 141 kurze wie lange Produktionen laufen im Wettbewerb. Darunter sind neun Weltpremieren.
  • 1996 begann das Festival mit nur einer Leinwand, heute wird es international wahrgenommen.

Das 30. Internationale Filmfestival für Kinder und junges Publikum Schlingel wurde am Samstag im Chemnitzer Opernhaus eröffnet. Bis zum 4. Oktober werden 212 Filme aus 52 Ländern an fünf Spielstätten der Stadt gezeigt.

Jubiläum inmitten der Kulturhauptstadt Europas

Nicht nur das 30-jährige Jubiläum und das umfangreiche Programm machen das Festival in diesem Jahr besonders. „Es war noch nie so voll und so bunt, und man hat noch nie das Gefühl gehabt, dass man sich in einer Kulturlandschaft so aufgehoben fühlt“, sagte Festivalleiter Michael Harbauer MDR SACHSEN. Grund dafür ist, dass das Jubiläum mit dem Kulturhauptstadtjahr zusammenfällt.

Der Film „Lonig & Havendel“ führt tief in die Wälder und Stollen des Erzgebirges in Gestalt eines modernen Märchens.

Aus diesem Anlass habe das Festival unter dem Titel „Schlingel extended“ auch ein Programm der Filmwerkstatt Chemnitz mit aufgenommen, so Harbauer, mit preisgekrönten Kurzfilmen, unter anderem von Olaf Held. Außerdem kam noch das moderne Erzgebirgs-Märchen „Lonig & Havendel“ mit ins Programm. Die Filmemacherin und Autorin Claudia Tuyết Scheffel, die selbst vietnamesische Wurzeln hat, erzählt darin von Ankommen und Fremdbleiben in Annaberg-Buchholz.

Insgesamt neun Weltpremieren im Programm

Aber zu einem internationalen Filmfestival gehören natürlich auch Weltpremieren. Für die diesjährige Ausgabe haben die Veranstalter neun angekündigt. Die erste findet am Sonntag statt und ist eine deutsch-tschechisch-kanadische Koproduktion. Der Animationsfilm „Der letzte Walsänger“ von Reza Memari erzählt die Geschichte eines verwaisten Buckelwals, der mit seinem Gesang die Ozeane retten soll.

Viele Filme handeln in diesem Jahr von Freundschaften zwischen Tieren und Menschen, so auch „Bird Boy“ des amerikanischen Regisseurs Joel Soisson.

Als weitere Weltpremiere erwähnt Michael Harbauer auch den südafrikanisch-amerikanischen Spielfilm „Bird Boy“. Es geht um die Freundschaft zwischen einem Waisenjungen und einem Straußen. Auffallend viele Filme behandeln in diesem Jahr die Beziehung zwischen Kind und Tier. Es ginge dabei um Themen wie Freundschaft, Begleitung, Verantwortung und Selbstbewusstsein.

Im Fall von „Bird Boy“ freut sich der Festivalleiter besonders, dass der Regisseur Joel Soisson, der schon einmal mit einem Film vertreten war, wiedergekehrt sei: „Er hat sich eben bewusst den ‚Schlingel‘ als Ort der Premiere ausgesucht, weil er denkt, dass er hier weltweit auch eine Aufmerksamkeit gewinnen kann.“ Beim Schlingel seien schließlich über 30 Kinderfilmfestivals vertreten, die in Chemnitz nach Filmen Ausschau hielten.

Mit der größten Leinwand in Chemnitz ging es los

Dass es den Schlingel überhaupt gibt, hat auch mit dem Kinosterben in Chemnitz nach 1990 zu tun. Bis dahin wurde in Chemnitz bzw. Karl-Marx-Stadt das Nationale Spielfilmfestival der DDR ausgerichtet. Außerdem gab es eine kleine aktive Underground-Filmszene in der Stadt, aus der die Filmwerkstatt Chemnitz hervorging.

Gemeinsam mit Freunden der Filmwerkstatt habe er damals nach Wegen gesucht, trotzdem Filme zu zeigen, erzählt Harbauer. Es gelang, die Filmgeräte der Küchwaldbühne zu retten und im Kraftwerk Chemnitz aufzubauen: „Und die eigentliche Überraschung war dann, dass wir eine Leinwand vom Theaterbau in Thalheim gesponsert bekommen haben“. Mit 11,50 Metern Breite sei diese größer als die Leinwand im Metropol gewesen: „Und damit konnten wir werben, mit der größten Leinwand in Chemnitz.“

Andrang im CinesStar in Chemnitz während des Schlingel-Festivals.

Das war auch die Geburtsstunde der Filmschau „Schlingel“ 1996. Später zog man dann in das wieder eröffnete CineStar-Kino Luxor um. Mit zwölf Sälen ließ sich weitaus mehr Programm machen, Filmpreise wurden ausgelobt und der „Schlingel“ wurde zur festen Größe in der Festivallandschaft. Als das Luxor 2011 schließen musste, stand die Weiterführung kurzzeitig auf der Kippe, aber durch einen Umzug ins CineStar in der Galerie Roter Turm konnte das abgewendet werden.

Festival blickt in eigene Geschichte

Und so prägt das Festival nun schon seit Generationen das Kinopublikum in Chemnitz und hat sich neben dem Traditionsfestival Goldener Spatz, das in Gera und Erfurt stattfindet, fest etabliert. Zur Jubiläumsausgabe ist deshalb auch ein kleiner filmischer Rückblick vorgesehen – nicht bis ins Jahr 1996, aber mit dem Kinderfilmklassiker „Antboy“ aus Dänemark zumindest bis 2013.

In „Antboy“ (2013) bekommt der kleine Pelle durch einen Ameisenbiss übernatürliche Fähigkeiten.

Im aktuellen Wettbewerb stehen laut Veranstalter 141 Produktionen: 61 Lang- und 80 Kurzfilme. Zum Jubiläum und angesichts des Kulturhauptstadtjahres in Chemnitz wurde die Europäische Kinderjury von 20 auf mehr als 50 Kinder aus verschiedenen Ländern Europas aufgestockt. Sie entscheiden, welcher Film mit dem Europäischen Kinderfilmpreis ausgezeichnet wird.

Informationen zum Festival

30. Schlingel Filmfestival
Internationales Filmfestival für Kinder junges Publikum
27. September bis 4.Oktober 2025

Spielstätten in Chemnitz
CineStar in der Galerie Roter Turm, Metropol Chemnitz, Clubkino Siegmar, Weltecho Chemnitz, Opernhaus Chemnitz

Zum Gesamtprogramm

Quellen: MDR KULTUR (Grit Krause), MDR SACHSEN (Stephan Bischof), dpa, Redaktionelle Bearbeitung: lm, tis

Mitteldeutscher Rundfunk