Konzert in der Schleyerhalle: Keine Macht den Dämonen – Wie war’s bei Volbeat in Stuttgart? Volbeat-Frontmann Michael Poulsen beim Auftritt in der Stuttgarter Schleyerhalle Foto: Lichtugt/Julian Rettig

Die dänische Metal-Band Volbeat hat in Stuttgart alte und junge Fans begeistert – zusammen mit Bush und Witch Fever. Bilder, Setlist und Kritik von der Show in der Schleyerhalle.

Antisemitismus verabscheuen die vier Musikerinnen von Witch Fever aus Manchester. Genauso wie den „Genozid in Gaza“, wie Frontfrau Amy Walpole am Freitagabend in der fast vollbesetzten Schleyerhalle klar stellt. Witch Fever spielen im Vorprogramm der dänischen Metalband Volbeat, die gerade mit der britischen Alternative-Rock-Band Bush durch Europa tourt. Subsumieren lässt sich das musikalische Konzept von Witch Fever mit Elementen aus Post-Punk, Dark Wave und Anklängen an Metal und Grunge vielleicht am ehesten als in Musik übersetzte Wut.

Am Ende des kurzen Sets erklärt sich die Band solidarisch mit den Menschen in der Ukraine, in Gaza und in den USA, die aktuell unter „Faschismus und Gier“ zu leiden hätten, wie Walpole sagt. Mit einem knappen ‚Goodnight‘ verabschieden sich die vier, als hätten sie keine Zeit für Applaus. Ohne die strenge Taktung könnte man die drei Auftritte hintereinander aber auch kaum über die Bühne bringen.

Der Headliner Volbeat ist bekannt für melodisch eingängigen Metal mit Anleihen bei Country, Blues und dem klassischen Rock’n’Roll der 1950er; der Sound von Bush klingt dagegen dunkler und introvertierter. Die seit Jahrzehnten bestehenden, rein mit Männern besetzten Bands mit dem eigenwilligen Sound der Newcomerinnen von Witch Fever zu konfrontieren, erweist sich als reizvoll, so erlebt man an diesem Abend drei unterschiedliche musikalische Strategien auf Basis ähnlicher Quellen.

Bush zeigen Vielschichtigkeit

In den frühen 1990ern wurden Bush vorschnell in die Grunge-Schublade gesteckt; beim Live-Auftritt beweist die Band ihre Vielschichtigkeit. Der Gesang des inzwischen sechzigjährigen Frontmanns Gavin Rossdale klingt unverändert; in den tieferen Lagen angeraut und warm, die Höhen meistert er mühelos.

Drummer Nik Hughes hämmert schwer aber auch virtuos, Chris Traynor steuert tief grollende Gitarrenflächen bei, die Rossdale bei mehreren Songs ergänzt. Das Publikum bleibt erstaunlich ruhig, obwohl Songs wie „More than Machines“ oder „In the Land of Milk and Honey“ mit ihrer zornigen Energie ansteckend wirken. Rossdale macht allerdings nur wenige Ansagen, sucht erst im letzten Drittel des gut 50-minütigen Sets den Kontakt zum Publikum, als er von der Bühne springt, um sich den Weg durch die Massen auf die Tribüne und zurück zu bahnen.

Volbeat zwischen Spielfreude und Johnny-Cash-Hommage

Statt wie Bush auf Introspektion setzen Volbeat auf Vollgas. Nach raschem Umbau flimmern auf zwei Leinwänden witzig klischeebeladene Horrorbilder von einem Mädchen mit blinden Augen und einer Ziege als Stellvertreterin des Teufels, passend zum Opener „The Devil’s Bleeding Crown“, mit dem Volbeat das enorme Tempo ihres Sets vorgeben. Der Ernst der voran gegangenen Auftritte weicht ausgelassener Spielfreude.

Michael Poulsen gibt den geborenen Entertainer, der lachend bekennt, er habe sich von seinem Idol Johnny Cash nicht bloß inspirieren lassen, sondern dreist von ihm geklaut. Zum Beweis schrammelt er Cashs „Ring of Fire“ auf seiner Gitarre, aus dem er das Volbeat-Stück „Sad Man’ s Tongue“ entwickelt. Das erinnert wiederum sehr an Cashs „Folsom Prison Blues“.

Subtil politisch wird Poulsen nur einmal, als er auf die Teufelssymbolik in seinen Songs zu sprechen kommt. Das sei alles Quatsch, den man nicht zu ernst nehmen sollte, echte Dämonen gebe es nur in den Nachrichten. Später lädt er noch einige Kinder aus dem Publikum auf die Bühne ein, um sie als neue Fan-Generation willkommen zu heißen. Während Dämonen in den Nachrichten von Zerstörung faseln, zelebriert der Heavy Metal Zuversicht, zeigt der Abend – verdammt rührend.

Setlist Volbeat in Stuttgart

  • The Devil’s Bleeding Crown
  • Lola Montez
  • Sad Man’s Tongue
  • Demonic Depression
  • Fallen
  • Shotgun Blues
  • In the Barn of the Goat …
  • By a Monster’s Hand
  • Heaven nor Hell
  • The Devil Rages on
  • Die to Live
  • Time Will Heal
  • Black Rose
  • Seal The Deal
  • Lonely Fields
  • For Evigt
  • Still Counting
  • A Warrior’s Call