Delegationstrip

Kretschmanns Abschiedsreise: Ein Ministerpräsident unterwegs

Aktualisiert am 28.09.2025 – 04:01 UhrLesedauer: 3 Min.

Winfried Kretschmann in SerbienVergrößern des Bildes

Lost in Translation? Regierungschef Kretschmann hat gern einen Dolmetscher dabei – oder im Ohr. (Quelle: Dragan Stankovic/dpa/dpa-bilder)

Kretschmann hat als Landeschef die ganze Welt gesehen. Nun bricht er zu seiner letzten richtigen Auslandsreise auf. Weit hat er es diesmal nicht.

Nach knapp 15 Jahren im Amt bricht Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann am Montag zu seiner letzten richtigen Auslandsreise als Regierungschef auf. Der 77-Jährige, seit fast 15 Jahren im Amt, besucht drei Tage lang die französische Region Grand Est rund um Straßburg sowie den Schweizer Kanton Zürich.

Weil sie einen gewissen Schlusspunkt markiert für Kretschmann, der nur noch wenige Monate im Amt ist. Kretschmann ist nicht nur dienstältester Ministerpräsident unter den Länderchefs, sondern mittlerweile auch der dienstälteste Ministerpräsident in der Geschichte Baden-Württembergs. Da kommt man ordentlich herum in der Welt: Kretschmann hat seit 2011 insgesamt 30 Delegationsreisen durchgeführt.

So manches Reiseziel war in wenigen Stunden mit dem Reisebus erreichbar, für andere Ziele musste er quer um die ganze Welt fliegen. So war Kretschmann schon in Argentinien unterwegs, besuchte Japan, China, Israel und Indien. Ganz besonders angetan haben es ihm die USA: Insgesamt dreimal, nämlich 2015, 2018 und 2022, besuchte der Regierungschef die Vereinigten Staaten. Nicht immer verliefen die Reisen glatt. So saß Kretschmanns ganze Delegation 2018 mal wegen eines Tornados stundenlang am Flughafen im kanadischen Ottawa fest.

Die Außenpolitik spielt aber doch in Berlin – warum reist ein Ministerpräsident überhaupt ins Ausland?

Weil internationale Zusammenarbeit auch auf Länderebene bedeutsam ist. Bei den meisten Reisen geht es um Wirtschaft und Wissenschaft, aber auch um politische Beziehungen. Da werden Kontakte geknüpft, Hände geschüttelt und Absichten geklärt. Das funktioniert wie bei Reisen der Bundesregierung, nur eine Ebene darunter. Wenn Kretschmann nach Frankreich reist, dann trifft er eben nicht Präsident Emmanuel Macron, sondern – wie nächste Woche auch – den Präsidenten der französischen Grenzregion Grand Est.

Ähnlich wie bei Regierungsvertretern im Bund hat Kretschmann eine kleinere bis große Delegation dabei – Minister, Fachleute aus Ministerien und Behörden, Journalisten, aber auch Vertreter von Unternehmen oder Universitäten. Dazu Personenschützer, Fahrer, Dolmetscher. Allerdings kann Kretschmann im Gegensatz zu Kanzler Friedrich Merz nicht auf die Flugbereitschaft des Verteidigungsministeriums zurückgreifen. Er kommt mit seinen Leuten meist mit einem ganz gewöhnlichen Linienflug ans Ziel. Für seine letzte Reise steht ein Reisebus parat – nach Straßburg sind es ja nur gut zwei Stunden.

Termine, Termine, Termine – das Tagesprogramm ist für einen Länderchef schon zu Hause ziemlich dicht, im Ausland umso mehr. Natürlich wird versucht, so viel Inhalt wie möglich in die knappe Zeit zu packen. Bedeutet für die Teilnehmer: Früh aufstehen, spät ins Bett gehen, und dazwischen unzählige Begegnungen, Vorträge, Treffen, Impulse. Da raucht der Kopf. Kretschmann selbst betonte immer wieder, dass die Reisen für ihn nicht besonders genüsslich sind, sondern sehr anstrengend. Aber einer der Lieblingssprüche des 77-Jährigen lautet ja auch: „Politik macht keinen Spaß, sondern Sinn.“