Das Lori Williams Sextett begeisterte im Jazzkeller mit perfekt abgestimmtem Bandsound. Foto: ell
Das „Lori Williams Sextett“ begeisterte im Esslinger Jazzkeller. Das Konzert war ein Höhepunkt im Programm zum 30-jährigen Jubiläum der Wiedereröffnung des Jazzkellers.
Die Halbzeit-Bilanz ist überaus positiv: Alle sechs Konzerte, mit denen der Jazzkeller Esslingen seit Jahresbeginn das 30-jährige Jubiläum der Wiedereröffnung des legendären Kellergewölbes in der Webergasse 22 feierte, wurden vom Publikum begeistert aufgenommen. „Ein besonderer musikalischer Höhepunkt war das Konzert des Uri Caine Trios im Februar“, sind sich Barbara Antonin und Claudia Leutner von der Jazzkeller-Crew einig.
Fulminanter Start in die Herbstsaison
Mit dem „Lori Williams Sextett“ gelang jetzt ein fulminanter Start in die Herbstsaison. Auf einer Europatournee machte die charismatische Sängerin aus New York zwischen Konzerten in Turin und Hamburg Station in Esslingen. Begleitet wurde sie von einem illustren Instrumentalensemble internationalen Formats.
Dass Bernhard Wiesinger (Saxofon/Flöte), Christian Havel (Gitarre), Renato Chicco (Piano), Milan Nikolic (Bass) und der Schlagzeuger Joris Dudli ein seit vielen Jahren eingespieltes Team sind, spürte man vom ersten Takt an. Nicht nur ihre instrumentale Exzellenz begeisterte, frappierend war auch das perfekt abgestimmte Zusammenspiel der Band, bei dem ein Rad nahtlos ins andere griff.
Auf diesem Fundament konnte Lori Williams ihre einzigartige Vokalkunst voll entfalten. Mühelos schaffte sie auf der spannenden Reise durch die weite Welt des Jazz den Spagat zwischen Tradition und Moderne. Dabei bewegte sie sich souverän zwischen Gospel, Blues und Jazz, und auch lateinamerikanische Anklänge durften nicht fehlen.
Strahlkraft der Stimme
Bereits dem eröffnenden Jazz-Standard „Little Sunflower“ drückte Lori Williams mit der Strahlkraft ihrer Stimme den Stempel auf. Der Kontrast der vokalen Aktionen mit den Soli der Instrumentalisten fesselte die Zuhörer, insbesondere die Dialoge mit Bernhard Wiesinger, der die Klappen seines Saxofons mit sauber Fingerarbeit virtuos in Gang setzte und mit edlen Bläsertönen bezauberte.
In der von Christian Havel geschriebenen Ballade „My Romance“ beeindruckte Lori Williams mit ihrem gefühlvoll timbrierten, in allen Stimmlagen ausgeglichenen Organ: Von der volltönenden Tiefe bis hinauf zu der expressiv angesteuerten Höhenlage blieb die Stimme stets geschmeidig.
Starke Begleitband
Dem standen die übrigen Bandmitglieder in nichts nach. Renato Chicco zeigte sich in seinen impressionistisch angehauchten Klaviersoli als Meister auf den weißen und schwarzen Tasten, und der Gitarrist Christian Havel entpuppte sich nicht nur als makelloser Saitenartist – mit knackigem Scat-Gesang streute er auch markante vokale Ausflüge bei.
In stoischer Ruhe bearbeitete Milan Nikolic seinen Kontrabass, doch wenn er zum Solo ansetzte, schien er förmlich zu explodieren: Dann brachten rasante Zupfaktionen sein gewaltiges Instrument zum Klingen. Flink eilte Nikolic das Griffbrett rauf und runter und überraschte die Zuhörer mit manch ungewohnten Tonkaskaden.
Schlagzeuger mit Drive
Doch was wäre eine Jazzperformance ohne den nötigen Drive? Hierfür war Joris Dudli am Schlagzeug zuständig. Mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks setzte er den Puls der Musik, variierte mit verschiedenen Schlägeln die Klangfarben und begeisterte in den Soli mit großer Trommelkunst.
Mit fetzigen Titeln wie „Don’t mess it up“, der Soulnummer „Ranco“ oder dem tempogeladenen, 1926 von Irving Berlin geschriebenen Swing „Blue Skies“ reihte sich Höhepunkt an Höhepunkt. Viel zu schnell ging der Abend zu Ende. Und als der Schusstitel „Here we are“ verklungen war, gab es stürmischen Applaus des begeisterten Publikums. Das Lori Williams Sextett ließ sich nicht lumpen: Die Zuhörer wurden mir der Zugabe „What’s goin‘ on“ in den kühlen Spätsommerabend entlassen.