Der ukrainische Journalist und Menschenrechtsaktivist Maxym Butkewytsch, der vor einem Jahr noch in einer russischen Strafkolonie inhaftiert war, ist mit dem renommierten Vaclav-Havel-Preis des Europarats ausgezeichnet worden.
„Ich wage zu sagen, dass ich nicht nur in meiner persönlichen Eigenschaft an dieser Zeremonie teilnehme und diese ehrenvolle Auszeichnung entgegennehme, sondern auch im Namen der ukrainischen Kriegsgefangenen und Zivilisten, die von Russland illegal inhaftiert werden“, sagte der 48-Jährige bei der Preisverleihung in Straßburg.
Der Präsident der Parlamentarischen Versammlung des Europarats, Theodoros Rousopoulos (l.), mit dem PreisträgerBild: Sebastien Bozon/AFP/dpa/picture alliance
Butkewytsch ist der erste Preisträger aus der Ukraine. Er ist Mitbegründer des Menschenrechtszentrums Zmina und des Radiosenders Hromadske Radio.
Butkewytsch kam bei Gefangenenaustausch frei
Zu Beginn des russischen Angriffskrieges meldete er sich trotz pazifistischer Überzeugungen freiwillig zum Dienst in der ukrainischen Armee. Er geriet in russische Kriegsgefangenschaft und verbrachte mehr als zwei Jahre in Haft, bevor er vor rund einem Jahr im Rahmen eines Gefangenenaustauschs freikam. „Ich befand mich in einem System, das auf Menschenrechte nichts gibt“, sagte er. „Erst wenn man der Menschenrechte beraubt ist, versteht man, wie wertvoll sie sind.“
Mit dem Vaclav-Havel-Preis zeichnet die Parlamentarische Versammlung des Europarats seit 2013 herausragendes Engagement für die Menschenrechte aus. Zu den diesjährigen Nominierten gehörten auch die Journalistin Msia Amaghlobeli aus Georgien, Mitgründerin der unabhängigen Medien Batumelebi und Netgazeti, sowie Ulvi Hasanli aus Aserbaidschan, Direktor des unabhängigen Medienunternehmens Abzas Media. Beide konnten nicht anwesend sein, da sie derzeit in Haft sitzen.
Nur Medienschaffende unter den Nominierten
Es sei kein Zufall, dass in diesem Jahr ausschließlich Medienschaffende nominiert gewesen seien, betonte der Präsident der Parlamentarischen Versammlung, Theodoros Rousopoulos. Die vergangenen Monate und Jahre seien für Journalistinnen und Journalisten besonders gefährlich gewesen.
Anfang des Jahres befanden sich allein in Europa 171 Medienschaffende in Haft – darunter 26 Ukrainer, die in Russland oder in von Russland besetzten Gebieten festgehalten wurden. „Ohne das Recht auf freie Meinungsäußerung und freie, unabhängige und pluralistische Medien gibt es keine echte Demokratie“, so Rousopoulos.
Folter und Hunger – das Leid ukrainischer Kriegsgefangener
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Der Preis ist mit 60.000 Euro dotiert und trägt den Namen des verstorbenen tschechischen Bürgerrechtlers und Präsidenten Vaclav Havel. Der Europarat mit Sitz in Straßburg überwacht die Menschenrechte in seinen 46 Mitgliedsstaaten. Russland wurde 2022 wegen des Angriffskriegs gegen die Ukraine nach 26 Jahren Mitgliedschaft ausgeschlossen.
pgr/wa (dpa, afp)