Kein Tag ohne Zolldrohungen: Präsident Donald Trump will nun Filme, die außerhalb der USA gedreht wurden, mit einem Zoll von 100 Prozent belegen. Andere Länder hätten den Vereinigten Staaten das Filmgeschäft gestohlen, beklagte der Präsident auf seinem Sprachrohr Truth Social: Es sei, als ob man einem Baby die Süßigkeiten klaue. Kalifornien, das von einem inkompetenten Gouverneur regiert werde (gemeint ist der Demokrat Gavin Newsom), sei besonders betroffen .

Ungewöhnlich an dieser Zolldrohung ist, dass sie – anders als sonst – eine Dienstleistung träfe und nicht Waren. Die Rechtsgrundlage wie auch die meisten Details dieser Handelshürde sind unklar. Sie adressiert allerdings eine Entwicklung, die vor allem den Spezialisten in Los Angeles zu schaffen macht.

Tatsächlich werden immer mehr Filme und immer größere Anteile von Filmproduktionen im Ausland gefertigt. Mehr als 50 Prozent sogenannter Hollywood-Produktionen entstehen inzwischen überwiegend außerhalb der USA: Kanada, Großbritannien und zunehmend osteuropäische Länder sichern sich Marktanteile. Das wichtigste Instrument dabei sind Steuervergünstigungen. Hinzu kommen Lohnkosten und arbeitsrechtliche Auflagen, die in anderen Ländern unbürokratischer gehandhabt werden, sagt ein Filmproduzent, der ungenannt bleiben will.

Kalifornien rückt für Filmproduktionen in den Hintergrund

Der Filmanalyst ProdPro vermerkte in einer Studie im Januar „besorgniserregende Anzeichen für die heimische Produktion“ in einer Umfrage unter Führungskräften – leitenden Verantwortlichen in Produktion und Postproduktion. Auf die Frage nach bevorzugten Drehorten für 2025 bis 2026 schaffte es kein Standort in den USA unter die besten fünf. Stattdessen führten Toronto, das Vereinigte Königreich, Vancouver, Mitteleuropa und Australien das Feld an, während Kalifornien auf Platz sechs, Georgia auf Platz sieben, New Jersey auf Platz acht und New York auf Platz neun landeten.

Der jüngste „Indiana Jones“-Streifen wurde überwiegend in Sizilien und Glasgow gedreht; Glasgow spielte darin New York. „Barbie“ wurde überwiegend im britischen Hertfordshire gefilmt. James Cameron („Avatar“) will seine Filme künftig nur noch in Neuseeland herstellen.

Filmbranche setzt staatliche und kommunale Stellen unter Druck

Hollywood leidet besonders: Drehtage in Los Angeles sind sowohl bei Spielfilmen als auch bei Fernsehserien deutlich zurückgegangen, weil die Studios die Zahl ihrer Kinoproduktionen reduzieren und die Episodenzahlen der Serien kürzen. Initiativen wie „Stay in L.A.“ haben staatliche und kommunale Stellen unter Druck gesetzt, das Filmen im historischen Produktionszentrum Hollywood effizienter zu machen, und Politiker wie die Bürgermeisterin von Los Angeles, Karen Bass, haben zugesagt, mehr zu tun, um lokale Dreharbeiten zu erleichtern.

Auch der von Trump attackierte Gouverneur von Kalifornien, Gavin Newsom, blieb nicht tatenlos. Er drängt darauf, die Steuergutschriften für kalifornische Filmproduktionen deutlich zu erhöhen, nachdem die Bundesstaaten Texas, Louisiana, New York und Georgia in den vergangenen Jahren die Steuersubventionierung für Filme ausgebaut haben oder entsprechende Pläne hegen.