Oberhausen – Kaum war der rasante „Break-Dance“ gestartet, wurde Schausteller-Sohn William Bruch jr. (17) aus der Gondel geschleudert und starb vor den Augen der entsetzten Kirmes-Besucher. Wer die Verantwortung für das Todes-Drama trägt, bleibt unklar. Am Montag wurde der Prozess gegen Kirmes-Mitarbeiter Dennis U. eingestellt.

Ursprünglich gingen die Ermittler davon aus, dass der 35-Jährige das Startsignal zu früh gab. „Er hat durch Fahrlässigkeit den Tod eines Menschen verursacht“, sagte Staatsanwältin Marie-Julie Hermes zunächst. U. hatte am Abend des 11. Juni 2023 auf der Fronleichnamskirmes in Oberhausen (Nordrhein-Westfalen) mit Kollegen die Chips eingesammelt, als es gegen 19 Uhr zum verhängnisvollen Start kam.

Das Verfahren gegen Dennis U. (hier mit seinem Anwalt Bernd Kachur) wurde eingestellt

Das Verfahren gegen Dennis U. (hier mit seinem Anwalt Bernd Kachur) wurde eingestellt

Foto: Andreas Wegener

„Ich erinnere mich genau, ich war an meinem 7. Hochzeitstag mit meinem Mann dort“, sagte Katharine B. (41) beim Prozess. Als langjähriger Fan des „Break-Dance“ wollte sie sich eine Runde anschauen. William B. habe in der Gondel gestanden, sich lässig mit einer Hand festgehalten, als sich das Karussell in Bewegung setzte. Die Zeugin sprach ihren Mann noch auf die Gefahr an. „Kurz darauf gab es einen Knall. Alles stoppte sofort. Ich sah, wie der Mann auf der Drehscheibe lag.“

Zeuge erlebte das Unglück aus nächster Nähe

Nick B. (18) saß in der gegenüberliegenden Gondel, erlebte das Unglück aus nächster Nähe. „Jemand hielt einen Daumen hoch, dann lösten sich die Bremsen. Der Mann flog mit dem Kopf voran gegen meine Gondel.“ Für William B. kam jede Hilfe zu spät. „Er starb an den Folgen eines Polytrauma“, berichtete die Staatsanwältin.

Polizisten untersuchten am Morgen nach dem Unglück das Karussell

Polizisten untersuchten am Morgen nach dem Unglück das Karussell

Foto: picture alliance/dpa/Wtvnews Oberhausen

Für Richter Jan Bossert war es ein „tragischer Unfall“. Nach den Aussagen der Zeugen sei nicht erkennbar, dass ein Zeichen von Dennis U. dazu geführt habe. „Es sind schon viele Menschen gestraft, etwa der Schausteller-Vater, der seinen Sohn verlor. Es bedarf keiner weiteren Bestrafung durch die Justiz“, sagte Bossert. Staatsanwältin Hermes und Verteidiger Bernd Kachun stimmten zu – das Verfahren wurde eingestellt.

Die Kirmes war zunächst beendet worden, ging auf Wunsch der Familie Bruch aber am nächsten Tag weiter. In einer Traueranzeige nahmen sie mit bewegenden Worten Abschied. „Weißt du, warum wir dich nie vergessen werden? Wir haben deine Stimme im Ohr, dein Bild im Kopf und dich in unserem Herzen“.