DruckenTeilen
Der Bundestagsabgeordnete Roderich Kiesewetter (3.v.r.) nahm an der „Yalta European Strategy“-Konferenz in der Ukraine teil. © ROSTOVIKOVA
Bei der YES-Konferenz spricht Kiesewetter über die Ukraine-Krise, militärische Lage, Sanktionen und Europas Verantwortung für Sicherheit und Unterstützung.
Aalen. Bei seiner Reise in die Ukraine zur YES-Konferenz (Yalta European Strategy) hatte Bundestagsabgeordneter Roderich Kiesewetter Gelegenheit zu einem persönlichen Gespräch mit dem ukrainischen Außenminister Andrij Sybiha.
Ukraine braucht Unterstützung
Kiesewetter zu seinem Treffen: „Außenminister Sybiha machte sehr deutlich, dass die Ukraine sich bislang vor allem auf ihre eigenen militärischen Fähigkeiten, ihre innovative Rüstungsindustrie und den starken Willen der Bevölkerung verlassen kann. Die Abstützung auf eigene Fähigkeiten ist auch der wesentliche Aspekt bisheriger Sicherheitsgarantien. Deshalb erwartet sich die Ukraine von Europa mehr. Insbesondere sind die Erwartungen an das wirtschaftlich starke Deutschland groß.“
Die Ukraine wünsche sich eine Koalition der entschlossen Handelnden, so Kiesewetter. Zu Sicherheitsgarantien gehörten auch NATO-ähnliche Zusagen und die EU-Mitgliedschaft.
„Solange der Druck von Europa auf Russland durch konsequente Sanktionen und Aufrüstung sowie die militärische Unterstützung für die Ukraine zu gering bleibt, wird Russland den Angriffskrieg weiter fortsetzen“, schließt Kiesewetter.
Militärische Lage und hybride Angriffe
Weil Russland militärisch quasi keine Erfolge gelingen, intensiviere der Aggressorstaat insbesondere die Angriffe auf zivile Ziele in der Ukraine und die hybriden Attacken auf Europa. „In den letzten 1000 Tagen hat Russland unter extremen Verlusten lediglich 0,1 Prozent an ukrainischem Territorium besetzt. Die Ukraine verteidigt innovativ und technisch hochmodern unter größtmöglichem Schutz eigener Soldaten.“
Schattenflotte ist Thema
Bei der Konferenz wurde deutlich, wie wichtig es ist, auch entschiedener gegen die russische Schattenflotte auf der Ostsee vorzugehen.
70 Prozent des russischen Öls und Gases würden über die Ostsee transportiert, deshalb sei die Ostsee ein Hotspot. Finanzielle Sicherheit sei wichtig, denn die ukrainische Produktion sei nicht ausgelastet.
„Deshalb ist die Freigabe der eingefrorenen russischen Vermögen an die Ukraine so wichtig und vor allem sinnvoll“, betont Kiesewetter.
Begegnungen mit Soldaten
Roderich Kiesewetter hatte unter anderem Gelegenheit, mit ukrainischen Soldatinnen und Soldaten sowie Kommandeuren zu sprechen, die täglichen Angriffen ausgesetzt sind. „Schlimmer als die Belastungen im Einsatz ist für die tapferen Soldatinnen und Soldaten die Sorge um die eigene Familie. Denn die Angriffe Russlands auf zivile Ziele in der Ukraine, täglich Hunderte Drohnen und Raketen auch in westlichen Gebieten, haben massiv zugenommen. Die Sorge um die Familie wiegt oft schwerer als der Kampfeinsatz unmittelbar an der Front“, berichtet Kiesewetter.
Gespräche mit Soldaten
„Deutlich wurde der Wandel des Kriegsbildes hin zum multidimensionalen Drohneneinsatz, verbunden mit einer hohen Rate technischen Fortschritts. 95 Prozent der Panzer werden von Drohnen zerstört.“
Deutlich wurde auch: Die USA seien aus der Unterstützung der Ukraine raus. Europa müsse sich nun entschlossen um seine eigene Sicherheit kümmern.
YES-Konferenz
Die YES-Konferenz ist eine jährlich stattfindende hochrangige Tagung von Regierungs- und Parlamentsvertretern, Think Tanks und Journalisten sowie Zivilgesellschaft. Sie fand bis 2014 in Yalta auf der Krim statt.