Rittersitz steht lange leer
Fachwerkhaus im Fokus: Bund der Steuerzahler kritisiert Köln
30.09.2025 – 12:38 UhrLesedauer: 2 Min.
Schön, aber ungenutzt: Das Herrenhaus des Thurner Hofs in Köln-Dellbrück. (Symbolbild) (Quelle: Imago/xDreamstimexAlfotokun)
Der Bund der Steuerzahler kritisiert in seinem „Schwarzbuch“ einen Fall von mutmaßlicher Steuerverschwendung in Köln. Es geht um einen alten Rittersitz.
Alljährlich veröffentlicht der Bund der Steuerzahl (BdSt) sein „Schwarzbuch“, in dem er Fälle von Steuerverschwendung dokumentiert und kritisiert. In der aktuellen Ausgabe des Schwarzbuchs, die am Dienstag veröffentlicht wurde, findet sich auch ein Fall aus Köln. Es geht um das Herrenhaus des Thurner Hofs, eines alten Rittersitzes in Dellbrück. Das Fachwerkhaus stammt aus dem frühen 20. Jahrhundert und wurde bis in die 2000er-Jahre hinweg von der Volkshochschule Köln (VHS) und verschiedenen Vereinen genutzt.
Wie der BdSt berichtet, wurde im 2003 dann ein „erheblicher Sanierungsbedarf“ festgestellt, woraufhin das Herrenhaus leer geräumt wurde. Die Sanierung startete im Jahr 2008 und sollte 2015 abgeschlossen sein – doch die Fertigstellung verzögerte sich erheblich.
Der BdSt fragte dazu im Jahr 2021 auch die Kölner SPD-Fraktion an. Diese sagte demnach, dass die Sanierung bereits „seit einiger Zeit abgeschlossen“ sei. Demnach ging die Partei von einer Übergabe des Gebäudes bis spätestens Herbst 2021 aus. Doch daraus wurde nichts. Zwar habe wiederum die Stadt Köln dem BdSt mitgeteilt, dass die Sanierung 2022 abgeschlossen wurde, doch genutzt wird das Haupthaus des Thurner Hofs bis heute nicht – offenbar wegen einer fehlenden Baugenehmigung.
Demnach läge für das Herrenhaus eine Baugenehmigung aus den 1970er-Jahren vor, doch seien bereits vor der Sanierung „bauliche Veränderungen“ erfolgt, für die keine Genehmigung vorlag. Die Stadtverwaltung prüfe eine mögliche Nutzung des Gebäudes durch die Volkshochschule, berichtet der BdSt in Berufung auf eine Stellungnahme der Stadt aus dem Dezember 2024. Auch würden alternative Nutzungsmöglichkeiten abgewogen und die „bauordnungsrechtlichen Zulässigkeit“ geklärt.
Doch auch seitdem sei wenig Bewegung in die Sache gekommen. Im Juni dieses Jahres habe die Stadt Köln dem BdSt mitgeteilt, dass die VHS den Thurner Hof nicht nutzen kann. Wegen fehlender Barrierefreiheit und finanzieller Gründe lasse sich das nicht in die Tat umsetzen. Dabei habe es zuvor geheißen, dass das Gebäude für Unterrichtsräume der VHS geeignet seien. „Schwer nachzuvollziehen, warum nach mehr als 20 Jahren das inzwischen sanierte Herrenhaus immer noch nicht eröffnet worden ist“, resümiert Andrea Defeld vom BdSt.
Aktuell prüfe die Kölner Stadtverwaltung erneut eine alternative Nutzung des Thurner Hofs sowie eine Vermarktung des alten Herrenhauses. „Um welche baulichen Veränderungen es sich handelt, warum sie nicht früher aufgefallen sind und jetzt erst zu einem Problem werden, erklärt die Stadt bislang nicht“, so Defeld weiter. „Beim Thurner Hof scheint zulasten der Steuerzahler vieles schiefgelaufen zu sein.“
Neben dem betroffenen Herrenhaus besteht der Thurner Hof aus einem Eckturm, einer Hofanlage und einem mehr als 7.000 Quadratmeter großen Garten. Und immerhin bleibt das Gelände nicht ganz ungenutzt. So wird der Garten für ein Biogarten- und Imkerei-Projekt der VHS und genutzt, andere Areale von der Reitergemeinschaft Kornspringer Köln e.V.