Sylvia Bruns, Sozialdezernentin in Hannover, ist verärgert darüber, dass die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) den Antrag für ein Modellprojekt zum legalen Cannabis-Verkauf in Hannover und Frankfurt abgelehnt hat. „Die Ablehnung des Forschungsvorhabens verkennt die gesellschaftlichen Realitäten und erschwert eine faktenfundierte Weiterentwicklung von Präventions- und Unterstützungsmaßnahmen im Rahmen des legalen Konsums von Cannabis“, kritisiert die ehemalige FDP-Landtagsabgeordnete. „Die Wirkungen des legalen Verkaufs auf Gesellschaft und Konsument*innen sind bisher weitgehend unbekannt“, erklärt Bruns. „Das geplante Modellprojekt zielte darauf ab, den Cannabis-Konsum stärker zu begleiten, dadurch den Gesundheits- und Jugendschutz zu stärken und mithilfe der renommierten wissenschaftlichen Begleitung Erkenntnisse für die Weiterentwicklung der Drogenpolitik zu sammeln.“ Laut der BLE, teilt die Stadt Hannover mit, liefere das Konsumcannabisgesetz in seiner jetzigen Form (Säule 1) keine gesetzliche Grundlage für die Erteilung einer Erlaubnis. Das Vorhaben der Projektpartner sei nicht ausreichend durch das Konsumcannabisgesetz geregelt, so die Bundesbehörde. Das Unternehmen Sanity Group, das die Verkaufsstellen betreiben möchte und den Antrag eingereicht hat, legte bereits Widerspruch gegen diese Begründung ein. Konsumenten bevorzugen einen legalen Zugang gegenüber dem illegalen Markt, betont die wissenschaftliche Leiterin des Projektes am Standort Hannover, Prof. Kirsten Müller-Vahl. Sie kritisiert: „Da aber mit der Teillegalisierung versäumt wurde, praktikable Zugangswege zu schaffen, kaufen Freizeitkonsumierende derzeit Cannabis in großen Mengen über Telemedizinplattformen und Versandapotheken, indem sie sich selbst zu Cannabispatient*innen erklären.“