Berlin – Der typische AfD-Unterstützer ist deutscher Herkunft und lebt auf dem Land? Eine brisante Studie der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) zeigt, dass dieses Klischee oft nicht zutrifft: Auch in bestimmten Migrantengruppen findet die Rechtsaußen-Partei Zustimmung.
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Die Studie, über die zuerst die „FAZ“ berichtete, zeigt, dass die Partei unter in Deutschland lebenden Polenstämmigen den ersten Platz belegt. Auch unter Spätaussiedlern (aus Russland, Kasachstan etc.) genießt sie die größte Zustimmung. Unterdurchschnittlich im Vergleich zur Gesamtbevölkerung schneidet die AfD dagegen unter Türken und russischstämmigen Bürgern (ohne Spätaussiedler) mit deutschem Wohnsitz ab.
Für Bundeskanzler Friedrich Merz (69, CDU) sind die Zahlen ein Alarmsignal. Denn noch bei den vorherigen Befragungen der Stiftung in den Jahren 2019 und 2015 lag die Union unter den – tendenziell konservativ eingestellten Bürgern aus osteuropäischen Ländern wie Polen oder auch Russland – weit voran. Nun, so Studienautor Dominik Hirndorf, sei die Kanzlerpartei in dieser Gruppe stark abgesackt.
Damit bestätigt sich hierzulande ein Phänomen, das auch in anderen Gesellschaften zu beobachten ist: Je länger Migranten in einem anderen Land leben und sich gut integrieren, desto stärker passen sie sich an das Wahlverhalten der Einheimischen an. Auch, wenn es um migrationskritische Parteien geht.
Bundeskanzler Friedrich Merz: Sein Rückhalt unter langjährigen Stammwählern und Unterstützern schwindet
Foto: EPA
Zuletzt zeigte sich dies bei den Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen. Parallel dazu wurden landesweit die sogenannten Integrations- oder Ausländerbeiräte gewählt. Diese Gremien sollen die Interessen der ausländischen Bevölkerung in den Kommunen vertreten. Wahlberechtigt sind nur Ausländer und eingebürgerte Deutsche.
Dabei landete die AfD in Hagen auf dem ersten Platz, in weiteren Metropolen wie Duisburg, Bochum und Essen auf Platz zwei.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Datenlage zum Wahlverhalten von Migranten in Deutschland noch recht dürftig ist. In den USA sind Umfragen zum Stimmverhalten ethnischer Gruppen weitverbreitet, in Deutschland – auch, weil sich die Bundesrepublik erst später zum Einwanderungsland entwickelte – dagegen noch ein junges Phänomen.
Der schwammige Begriff Migrationshintergrund, der in einigen Umfragen als Bezugspunkt ausgewählt wird, ist nur begrenzt aussagefähig. Er erfasst zahlreiche Gruppen mit höchst unterschiedlichem Wahlverhalten.
Insgesamt gab es laut Konrad-Adenauer-Stiftung 3015 Befragte. Rund zwei Drittel davon hatten die deutsche Staatsbürgerschaft (die Hälfte hiervon hatte ausländische Wurzeln), ein Drittel waren Ausländer mit Wohnsitz in Deutschland. Eine weitere Aufschlüsselung (z.B. nach Geschlecht oder Alter) fand nicht statt. Durchgeführt wurde die Untersuchung von dem Sozialforschungsinstitut USUMA.