Stand: 30.09.2025 15:21 Uhr
Legal Cannabis erwerben – das sollte in Hannover im Rahmen einer Studie möglich sein. Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) hat das bundesweit erste Modellprojekt dieser Art nun aber abgelehnt.
Für das erste Cannabis-Modellprojekt Deutschlands, das in den Städten Hannover und Frankfurt umgesetzt werden sollte, fehlt nach Auffassung der BLE die gesetzliche Grundlage. In wissenschaftlicher Begleitung der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und mit Unterstützung des Kooperationspartners Sanity Group sollte die kontrollierte Abgabe in mehreren Verkaufsstellen untersucht werden. Nach Angaben der Stadt Hannover sollte der Fokus darauf liegen, wie sich eine kommerzielle Cannabis-Lieferkette auf den Gesundheits- und Jugendschutz sowie auf den Schwarzmarkt auswirkt. Dieses Vorgehen ist laut der BLE aber nicht ausreichend durch das geltende Konsumcannabisgesetz geregelt. Die Sanity Group als Antragstellerin hat laut Stadt Hannover gegen die Ablehnung des Forschungsantrags bereits Widerspruch eingelegt.
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Im kommenden Jahren soll in Hannover in drei Shops Cannabis aus kontrolliertem Anbau verkauft werden. (30.10.2024)
Projekt sollte Erkenntnisse für Drogenpolitik liefern
Ihm Rahmen des Cannabisgesetzes waren zwei Säulen vorgesehen. In der ersten wurde der Konsum entkriminalisiert. Die zweite – die den Verkauf regeln sollte – fehlt aber noch. Das Modellprojekt sollte nach Angaben der Stadt wissenschaftliche Erkenntnisse liefern, um die Drogenpolitik weiterzuentwickeln. Das Projekt war auf fünf Jahre angelegt. Die Studienteilnehmenden hätten in dieser Zeit legalen Zugang zu Cannabisprodukten mit unterschiedlichem THC-Gehalt an verschiedenen Verkaufsstellen gehabt. Voraussetzung wäre gewesen, dass sie über 18 Jahre alt sind und ihren Wohnsitz in Hannover haben. Die Teilnehmenden hätten regelmäßig von Forschenden der MHH befragt werden sollen.
Sozialdezernentin kritisiert Ablehnung
Hannovers Sozialdezernentin Sylvia Bruns kritisiert die Ablehnung des Forschungsvorhabens. Der legale Konsum von Cannabis stelle eine grundlegend neue Situation dar. „Die Wirkungen des legalen Verkaufs auf Gesellschaft und Konsumentinnen und Konsumenten sind jedoch bisher weitgehend unbekannt“, so Bruns. Ihrer Auffassung nach werden durch die Entscheidung gesellschaftliche Realitäten verkannt. Zudem stehe sie einer faktenbasierten Weiterentwicklung von Präventions- und Unterstützungsmaßnahmen im Weg.
MHH: Ohne Daten keine faktenbasierte Drogenpolitik möglich
Kritik gibt es auch von der zuständigen MHH-Professorin Kirsten Müller-Vahl. Mit der Teillegalisierung sei versäumt worden, praktikable Zugangswege zu schaffen. Deshalb „kaufen Freizeitkonsumierende derzeit Cannabis in großen Mengen über Telemedizinplattformen und Versandapotheken, indem sie sich selbst zu Cannabispatienten erklären“, sagte Müller-Vahl. In dem Projekt sollten die Auswirkungen des Verkaufs – unter anderem auf die Gesundheit der Konsumierenden und den Jugenschutz – wissenschaftlich begleitet werden. „Ohne solche Daten ist eine sachorientierte und faktenbasierte Drogenpolitik zukünftig nicht möglich“, so die MHH-Professorin.
Frankfurt darf Cannabis vorerst nicht im Modellprojekt verkaufen: Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung lehnte den Antrag ab. Die Stadt wehrt sich mit einem Widerspruch.
Cannabis ist seit anderthalb Jahren teilweise legalisiert. Das entsprechende Gesetz ist nach wie vor umstritten – jetzt gibt es eine erste wissenschaftliche Evaluierung. Demnach veränderte sich der Konsum kaum – auch der Schwarzmarkt bleibt.
Besitz und Erwerb von Cannabis sind unter bestimmten Bedingungen erlaubt. Beim Autofahren gilt ein Grenzwert.
Bis zu drei Shops sind in der Stadt geplant. Das Projekt soll Erkenntnisse zum Umgang mit Cannabis liefern.
Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Niedersachsen | Regional Hannover | 30.09.2025 | 15:00 Uhr
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