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Im Interview spricht Autor Jan Weiler über das Ende seiner Familiengeschichten, neue Buchprojekte und seine letzte Lesung in Fulda. © Thomas Leidig
Eine Ära geht zu Ende: In den letzten Jahren hat sich Deutschland über Jan Weilers Pubertier-Geschichten kaputt gelacht. Doch die Kinder des Schriftstellers sind erwachsen und aus dem Haus. Mit „Das Beste“ verabschiedet sich der 57-Jährige – zumindest, was Familiengeschichten angeht.
Fulda – Mit seinen „Pubertier“-Geschichten hat Jan Weiler Millionen Leserinnen und Leser zum Lachen gebracht – jetzt ist Schluss mit den Familienabenteuern. Im Interview spricht der Bestsellerautor über den Abschied von seiner Saga, warum ihn die Stimmung in Deutschland nervt und wieso er seine letzte Lesung ausgerechnet in Fulda gibt.
„Pubertier“-Autor Jan Weiler: Abschied mit Lesetour in Fulda
Lieber Jan Weiler, Ihre Familien-Saga endet nun offiziell mit einem letzten Buch und einer letzten Lese-Tour. Wie groß ist die Erleichterung, wie groß der Kummer?
Der Kummer überwiegt. Es hat mir schon viel Spaß gemacht, diese Geschichten auf der Bühne vorzulesen. Das Thema Familie ist jetzt für mich erst einmal auserzählt, aber die Kolumne geht ja weiter. Diese Woche kommt die 961. Folge. Ich mache das jetzt achtzehneinhalb Jahre und wenn es nach mir geht, hört es nie auf. Die Themen verändern sich halt mit der Zeit.
Die Kids sind schon lange keine Pubertiere mehr. Meinen Sie, Sie schreiben vielleicht doch wieder über Familie, wenn Sie Opa geworden sind?
Kann sein. Aber ich stelle mich nicht nachts neben die Betten meiner Kinder und ermuntere sie zur Enkel-Produktion, damit ich was zu schreiben habe. Ich glaube, das würde nicht so gut ankommen bei denen. Und ich bin auch noch gar nicht im Opa-Modus. Dafür fühle ich mich deutlich zu jung. Wer weiß, was das Leben noch bringt.
„Das Beste“ ist eine Sammlung Ihrer Kolumnen der vergangenen Jahre. Wie haben Sie die Auswahl getroffen und wie schwierig war es, alles noch einmal neu zu überarbeiten?
Die Auswahl war nicht schwierig. Ich schreibe mir für jeden Auftritt eine Setlist und kann daher nach über tausend Vorstellungen genau sehen, welche Nummern in den vergangenen fünfzehn Jahren besonders lange im Programm waren. Das waren die beliebtesten. Aus denen habe ich die 25 besten ausgesucht und dann miteinander verbunden, damit das Buch einen roten Faden hat. Dadurch wurden viele der Kapitel noch mal ein gutes Stück länger. Ich musste zudem einige Bezüge verändern, weil bei den alten Texten Serien, Filme oder Sänger vorkamen, an die sich kein Mensch mehr erinnert. Und wir haben noch sieben ganz neue Texte hinzugefügt, damit es nicht ein reines Greatest-Hits-Album wird. Da muss immer was Neues dabei sein, finde ich.
Das Buch
Das Beste kommt bekanntlich zum Schluss. Jan Weiler hat nun seine schönsten Kinder-Kolumnen zusammengesucht, überarbeitet und ein Buch daraus gemacht, das passenderweise „Das Beste“ heißt. Wer also nochmal mit Urzeitkrebs Holger, Elternpflegschaftsvorsitzendem Ulrich Dattelmann oder den Hauptprotagonisten Nick und Carla zu tun haben möchte, kann dies nun in gebündelter Form von der Tee-Nagerin bis zum Auszug der Kids. Und ja, da schwingt eine ordentliche Portion Wehmut mit. Was haben wir uns vor Jahren alle über die Experimente im Pubertier-Labor beömmelt, als Papa Weiler händeringend versucht hat, die Tochter aus dem Bett zu befördern. Wie schön war der Besuch des Familienoberhauptes (und Nichtschwimmers) mit dem quengelnden Sohnemann im Spaßbad (alias im „fungiziden Fliesentempel“). Und plötzlich ist von Umzügen die Rede, von neuen Wohnungen, einer Trennung gar. Alles verändert sich, auch bei Weilers Familie. Zum Glück ist das einzig Beständige der Wandel.
Jan Weiler: Das Beste. Mein Leben zwischen Pubertieren. 224 Seiten. 15 Euro. Heyne
„Munk“, „Markisenmann“ oder Kommissar Kühn – es ist ja nicht so, dass Sie außer den Geschichten über Ihre Kinder keine Ideen hättest. Das beruhigt wahrscheinlich bei einem solchen Schritt, oder?
Ja, schon, das stimmt. Ich habe vor einem halben Jahr einen neuen Vertrag unterschrieben für drei Romane und weiß auch schon genau, wovon sie handeln werden. Das bedeutet, dass ich die nächsten fünf Jahre gut beschäftigt bin. Und das beruhigt mich tatsächlich. Ich muss immer etwas am Horizont sehen, worauf ich hinarbeite. Endlose Weiten ohne Ziel zu durchqueren, empfinde ich als Horrorvorstellung.
Sie verbringen viel Zeit in Italien. Geht Ihnen Deutschland mittlerweile so auf den Sender, dass Sie sich einen kompletten Umzug dorthin vorstellen könntest?
Ja. Hier schmecken die Pfirsiche besser, der Blick ist überwältigend und das Wetter ist fast immer schön. Zuhause geht mir die Stimmung wirklich auf den Zeiger. Es ist, als seien uns sämtliche Tugenden des Miteinanders abhandengekommen.
Wie äußert sich das?
Neulich war ich in Dublin und staunte sehr darüber, wie irrsinnig freundlich die Leute alle waren. Bis mir auffiel, dass sie sich dort ganz normal freundlich verhalten, während die Menschen daheim in München einfach besonders unfreundlich sind. Ich kann aber nicht dauerhaft in Italien bleiben, weil ich ja auf Tour muss. Oder wir machen es so: Ich stelle ein Zelt auf und die Städte, in denen ich auftrete, kommen zu mir. An einem Abend zwei Busse aus Kassel, am nächsten zwei aus Bremen oder Hamburg oder Jena. Oder aus Fulda.
Ihre letzte „Das Beste“-Lesung findet tatsächlich am 17. April in Fulda statt. Wie können wir Ihnen helfen, damit es nicht so weh tut?
Kommt alle, seid fröhlich, lasst uns den Abend miteinander genießen, und hinterher gebe ich einen aus. Deal?
Deal!
Beststeller-Autor Max Bentow war am Freitag (24. September) in Hünfeld und las aus seinem neuen Psychothriller mit dem dem Titel „Rabenland“ vor.