Stand: 30.09.2025 12:22 Uhr
Die indische Künstlerin Shilpa Gupta wird für ihre außergewöhnlichen Soundarbeiten und Videoinstallationen mit dem Possehlpreis und einer Ausstellung in der Kunsthalle St. Annen geehrt. In ihrer Kunst setzt sie sich mit Unsicherheiten, Grenzen und dem Unsichtbaren auseinander.
Die Aufmerksamkeit bei der ersten Präsentation der Ausstellung in der Lübecker Kunsthalle St. Annen ist groß: Alle Augen sind auf Shilpa Gupta gerichtet – ihr allerdings ist der Rummel um ihre Person etwas unheimlich. In Indien zählt sie zu den wichtigsten Medienkünstlerinnen der Gegenwart, ihre Werke werden weltweit ausgestellt. Trotzdem ist sie eher scheu und zurückhaltend, lässt lieber ihre Kunst für sich sprechen. „Sie ist international viel renommierter als in Deutschland. Sie hat aber auch schon in Paris, Tokio, in London, in New York ausgestellt. Wir sind stolz, dass wir hier in Lübeck zum ersten Mal eine Einzelausstellung mit Shilpa Gupta zeigen können“, schwärmt der Vorsitzende der Lübecker Possehl-Stiftung Wolfgang Sandberger.
Innere Kampf mit Erwartungshaltungen

Shilpa Gupta ist nach Doris Salcedo und Matt Mullican die dritte Trägerin des Possehl-Preises für Internationale Kunst.
Die indische Künstlerin setzt sich in ihren Werken mit gesellschaftlichen Themen wie Zugehörigkeit, Meinungsfreiheit und Menschenrechten auseinander. In der obersten Etage der Lübecker Kunsthalle hängen vier Ganzkörperporträts von indischen Mädchen. Alle vier haben ihre schönsten Kleider angezogen: Mal keck, mal etwas schüchtern posieren sie vor der Kamera. „Ich habe sie gefragt: ‚Was willst Du werden, wenn Du groß bist?‘. Und dann habe ich sie nochmal gefragt: ‚Was möchtest Du werden, wenn Du das nicht werden kannst?'“, schildert Shilpa Gupta. „Es geht um diese Erwartungshaltung, die von außen an uns herangetragen wird. Und um das, was wir eigentlich wollen. Der innere Kampf, dieses Dazwischenstehen, die Unsicherheit, die wir alle kennen.“
Grenzen im Kopf

„Singing Cloud“ – Objekt aus tausenden Mikrofonen.
Shilpa Gupta ist in Mumbai aufgewachsen. Ihre Kindheit hat sie geprägt. Die Kunst sei ihre Art sich auszudrücken und auf Missstände und Ungerechtigkeiten aufmerksam zu machen. „Mumbai ist eine wichtige Inspirationsquelle für die Künstlerin. Sie generiert viele Themen aus diesen Kontrasten, die in dieser Stadt kulminieren“, sagt die Direktorin der Kunsthalle St. Annen, Noura Dirani. „Shilpa Gupta setzt sich sehr stark mit dem Thema der Grenze auseinander. Wie Grenzen auf das Individuum, aber auch auf das Kollektiv wirken. Und welche Auswirkungen sie haben. Seien es territoriale Grenzen oder Grenzen in unserem Kopf.“
Im Untergeschoss liegen neongelbe Sterne in allen Größen verstreut auf dem Fußboden, gegossen wird hier vor Ort aus Wachs. Alle Sterne zusammen entsprechen dem Körpergewicht der Künstlerin. Nebenan im Gewölbe steht ein großer Kasten, der purpurrot beleuchtet ist. Darin reihen sich auf Regalen unzählige kleine Blutkonserven aneinander – natürlich alles nur symbolisch. Es gibt hier viel zu sehen, zu hören, aber auch zum Mitmachen. „Ich bin wirklich sehr dankbar. Die Ausstellung ist sehr liebevoll kuratiert, da sind einige Werke, die ich schon fast vergessen hatte“, sagt die Künstlerin. „Wie sie sie zusammengebracht haben, die Ausstellung fließt regelrecht – vom ersten bis zum letzten Ausstellungsstück.“

Bequem per Smartphone von zu Hause in die Kultur eintauchen: Das St. Annen-Museum in Lübeck präsentiert seinen neuen „eGuide“.

Sterne aus Wachs, Stimmen im Raum: Shilpa-Gupta-Ausstellung in Lübeck
Die indische Künstlerin setzt sich mit Unsicherheiten, Grenzen und dem Unsichtbaren auseinander. In Lübeck wird sie mit dem Possehlpreis und einer Ausstellung geehrt.
- Datum:
- 27.09.2025, 10:00 Uhr
- Ende:
- 01.03.2026
- Ort:
-
St. Annen Museum
St. Annen-Straße 15
23552
Lübeck
- Öffnungszeiten:
- Dienstag – Sonntag 10.00 – 17 Uhr
- Preis:
- 12 Euro (Normalpreis)