DOMRADIO.DE: Beim 3. Kölner Klimaforum geht es um Klimaschutz im Gebäude. Kirchliche Gebäude stehen oft unter besonderem Denkmalschutz und sind schwer zu sanieren. Wie realistisch ist da die Klimaneutralität?
Christian Weingarten (Umweltbeauftragter des Erzbistums Köln): Die ist realistisch. Die Frage ist nur, wie schnell es erreicht werden kann. Es ist kompliziert, gerade im Bereich kirchlicher Gebäude. Das sind oft historische, alte Gebäude, oft auch große Gebäude: Seniorenzentren, Krankenhäuser, in denen viel Betrieb ist. Die anzupacken, ist unser Wunsch und unsere Hoffnung mit diesem Klimaforum.
DOMRADIO.DE: Wie können kirchliche und soziale Gebäude klimagerecht, zukunftsfähig und sozialverantwortungsvoll gestaltet werden?
Weingarten: Das fängt schon beim Bau an. Wir bauen nicht mehr viel neu in Kirchen, aber trotzdem wird immer wieder saniert. Es geht darum, welche Materialien wir nutzen, wenn wir eine energetische Sanierung machen. Welches Dämmmaterial wählen wir? Solche, die in 30 Jahren als Sondermüll anfallen oder ökologischere, die man recyceln kann? Dann geht es um den Betrieb: Wo kann Energie in dem Gebäude gespart werden? Wo kann man erneuerbare Energien, zum Beispiel Photovoltaik auf den Dächern, erzeugen? Es gibt ein riesiges Portfolio, was wir angucken wollen.
Christian Weingarten
„Ich hoffe, dass ein Austauschen von Lösungen, von Ideen und von Chancen entsteht.“
DOMRADIO.DE: Welche Rolle spielt soziale Gerechtigkeit in der klimagerechten Transformation von Gebäuden?
Weingarten: Wir merken in der Gesellschaft, dass das Thema Klimaschutz zu einer Spaltung führt. Wir merken, dass vor allem die ärmeren Menschen durch die Klimakrise viel stärker betroffen werden. Ich meine obdachlose Menschen, aber auch kranke Senioren, vulnerable Personengruppen, für die sich die Caritas einsetzt. Es ist sinnvoll, der Caritas zu helfen ihre Gebäude klimaneutraler zu gestalten, damit letztendlich die Menschen weniger leiden.
DOMRADIO.DE: Was erhoffen Sie sich persönlich vom 3. Kölner Klimaforum?
Weingarten: Ganz viel Austausch. Technisch ist schon viel möglich, aber es kommen immer wieder Fragen auf. Vielleicht berichtet jemand von Problemen in einer Einrichtung und der nächste hat bereits eine Lösung gefunden und man kann sich gegenseitig helfen. Ich hoffe, dass ein Austauschen von Lösungen, von Ideen, von Chancen entsteht und weniger der Frust vorherrscht, dass die Herausforderung so groß sind.
Das Interview führte Dagmar Peters.
Information der Redaktion: Das 3. Kölner Klimaforum für Wohlfahrt und Kirche findet am 1. Oktober im Kölner Maternushaus statt. Das Motto lautet: Zukunft bauen – Gebäude managen, sanieren & entwickeln.
Nachhaltigkeit
Der Begriff „Nachhaltigkeit“ meint ein schonendes Verfahren der Nutzung von Ressourcen. Dabei stehen der Erhalt der wesentlichen Eigenschaften, die Stabilität und die natürliche Wiederherstellung des jeweiligen Systems im Vordergrund. Der Begriff wurde zunächst mit Blick auf die Biologie im sächsischen Freiberg vom kurfürstlichen Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz (1645-1714) formuliert. Carlowitz, der die Folgen der Entwaldung in Italien, Spanien und Frankreich kennengelernt hatte, wurde zum lautstarken Kritiker des kurzfristigen Profitdenkens der Bergwerksbesitzer.