Graham Nash sitzt mit einer Akustikgitarre auf einer Bühne und singt in ein Mikrofon.

AUDIO: Mit Musik Menschen vereinen: Graham Nash gibt Konzert in Hamburg (4 Min)

Stand: 01.10.2025 10:04 Uhr

Seit sechs Jahrzehnten macht der politisch engagierte Künstler Graham Nash erfolgreich Musik. Heute Abend gibt er in der Hamburger Laeiszhalle unter dem Titel „More Evenings of Songs & Stories“ ein Konzert – mit neuen und altbekannten Songs sowie Geschichten zu seiner Musik.

von Joschka Brings

Noch bevor er mit Crosby, Stills, Nash & Young seinen Namen weltberühmt machte, war Graham Nash schon ein Popstar: Mit den Hollies feierte er in den 1960er-Jahren als Anfang 20-Jähriger große Erfolge. Damals kam er auch das erste Mal nach Deutschland, 20 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg. „Die Hollies haben 1964 in München gespielt“, erinnert sich der Folk-Rock-Musiker Nash. „Ich bin damals in London losgeflogen, über den Süden von England und habe die grünen Felder gesehen, die Häuser, die Bauern. Und als wir dann über Deutschland geflogen sind, habe ich die gleichen grünen Felder und Bauern gesehen – und mich gefragt, warum wir so viel kämpfen.“

Dieser Wunsch nach Frieden motiviert Graham Nash, auch mit 83 Jahren noch, Menschen mit seiner Musik zusammenzubringen: „Wenn du es von weiter weg betrachtest: Wir sind nur ein Schlammklumpen, der durch das Weltall trudelt. Wir rasen um die Sonne mit 100.000 km/h. Es gibt Milliarden von Galaxien und die Menschheit bekriegt sich“, so Graham Nash. „Das ist Wahnsinn! Wir müssten uns gegenseitig helfen, wir müssten uns umeinander kümmern.“

Eine Zeichnung von Crosby Stills Nash & Young jung

Gesang, Lieder, Haltung und ihr musikalisches Lebensgefühl: CSNY gehören zu den wichtigsten Bands der letzten 50 Jahre.

Songs von Solo-Alben und alte Crosby, Stills and Nash-Lieder

Er selbst hatte besonders in der Hochphase des Erfolgs Schwierigkeiten, diese Nächstenliebe zu leben: Die Streitereien von Crosby, Stills und Nash sind legendär, zeitweise fuhren die Musiker alle in eigenen Bussen auf Tour. Heute spricht Nash sehr bewundernd über seine damaligen Bandkollegen – genau wie über seine jetzige Band, die ihn als Solokünstler begleitet. Alte Crosby, Stills and Nash-Songs wie „Teach your children“ stehen natürlich ebenso auf der Setlist seiner Konzerte wie neuere Songs seiner Solo-Alben. „Und zwischen diesen Songs kann ich spielen, was mir gerade einfällt“, freut sich Graham Nash. „Eines Abends wollte ich den ‚Sleep-Song‘ spielen, den ich vor vielen Jahren geschrieben habe. Die Band hat gesagt: Los geht’s, lass uns das machen. Ich habe gefragt: Sollten wir dafür nicht erst üben? Und sie haben geantwortet: Oh, wir kennen den Song. Sing ihn einfach, wir sind dabei.“

Geschichten zu „Our House“ oder „Marrakesh Express“

Um seinem Publikum einen neuen Zugang zu den alten Hits zu ermöglichen, hat Nash beschlossen, dass die Konzerte auch Geschichten rund um die Musik beinhalten sollen. „Den meisten Menschen, die Musik lieben, aber selbst keine schreiben, ist es ein totales Rätsel, wie Songs entstehen“, erklärt der Künstler. „In der westlichen Musik gibt es nur zwölf Töne. All die schönen Songs, geschrieben mit diesen zwölf Tönen. Deshalb wollen sie wissen, was ich gefühlt habe, als ich ‚Our House‘ geschrieben habe oder wo meine Gedanken waren, als ich ‚Marrakesh Express‘ geschrieben habe.“

Joni Mitchell sitzt mit ihrer Gitarre vor einer Holztür und lächelt

Graham Nash, von Crosby Stills Nash and Young, erzählt wie Joni Mitchell ihren Song „Woodstock“ geschrieben hat, der 1970 auf dem Album „Ladies of the Canyon“ erschienen ist.

Als Musiker das Zeitgeschehen reflektieren

Auch das Zeitgeschehen der letzten Jahrzehnte wird sicher Thema sein. Graham Nash hat in der Vergangenheit Anti-Atomkraftproteste, Occupy Wallstreet und den linken US-Politiker Bernie Sanders unterstützt. Im Interview kommt Nash immer wieder auf Trump zu sprechen, auf seine Politik der Einschüchterung. Bis heute ist Nash ein hochpolitischer Mensch: „Nina Simone hat mal gesagt: Wenn du ein Künstler bist, egal ob Musiker, Maler oder Bildhauer, dann musst du die Zeiten reflektieren, in denen du lebst.“ Und das sei genau das, was er mache: „Ich spreche darüber, was jetzt gerade in der Welt passiert.“ Wer Graham Nash zuhört, der spürt die Leidenschaft, mit der der 83-Jährige immer noch diese Geschichten erzählt – über und durch seine Musik.

Heute Abend ist Graham Nash mit seinem Programm „More Evenings of Songs & Stories“ um 20 Uhr in der Laeiszhalle in Hamburg zu hören.