Kopenhagen – „Was wir in diesen Tagen in Dänemark erleben, ist meiner Ansicht nach hybrider Krieg“, sagt Dänen-Ministerpräsidentin Mette Frederiksen – und fährt deshalb vor dem großen EU-Gipfel die Sicherheitsmaßnahmen massiv hoch.
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Heute Nachmittag (13 Uhr) kommen die Staats- und Regierungschefs der EU in Kopenhagen zusammen. Auf der Agenda: Sicherheit für Europa, Hilfen für die Ukraine, Sanktionen gegen Russland, der Umgang mit in Europa eingefrorenen russischen Vermögen. Auch Bundeskanzler Friedrich Merz (69) ist dabei, kommt direkt von der Regierungsklausur und wird bis Donnerstag in der dänischen Hauptstadt bleiben.
Der Kanzler hatte im Vorfeld angekündigt, auch die beiden Themen auf die Tagesordnung zu setzen, die der deutschen Wirtschaft unter den Nägeln brennen: die Forderungen nach einer Verbrenner-Wende und nach radikalem Abbau der Bürokratie. „So kann es nicht weitergehen“, hatte Merz vor Kurzem in Richtung EU-Kommission gepoltert.
Doch das Thema Nummer eins ist die aktuelle Bedrohungslage: Nach den Drohnenattacken und Putin-Provokationen im Nato-Luftraum herrscht höchste Alarmstufe: „Solche Sicherheitsvorkehrungen habe ich in Kopenhagen noch nicht erlebt“, sagt ein dänischer Polizist zu BILD.
Sogar Panzer kommen jetzt zum Einsatz: Laut dänischem Verteidigungsministerium wurden zur Drohnenabwehr an „mehreren Standorten“ Infanteriekampffahrzeuge stationiert – eine Mischung aus Kampf- und Schützenpanzer.
Deutsches Kriegsschiff bewacht kleine Meerjungfrau
Die Panzer sind nur ein Baustein der neuen „Festung Dänemark“. Seit Sonntag gilt über dem ganzen Land ein Flugverbot für zivile Drohnen und Modellflugzeuge, Radartechnologie sichert den Flughafen in Kopenhagen ab.
Auch die Bundeswehr zeigt Präsenz: Seit dem Wochenende liegt die Fregatte „Hamburg“ in Kopenhagen vor Anker – und ist zu einem beliebten Fotomotiv bei Touristen geworden!
Die Fregatte Hamburg stärkt der berühmten kleinen Meerjungfrau den Rücken
Foto: Ralf Günther/BILD
Denn: Der 140-Meter-Koloss liegt mitten am Pracht-Kai von Kopenhagen, direkt neben einem Biergarten und nur einen Steinwurf von der berühmten „kleinen Meerjungfrau“ entfernt, dem Nationalheiligtum der Dänen. Asiatische Reisegruppen nehmen den Stolz der deutschen Marine ins Visier ihrer Selfiesticks.
Die Stimmung an Bord der „Hamburg“ am Tag vor dem Gipfel scheint gelassen. Deutsche Matrosen auf Freigang tragen Shoppingtüten auf die Fregatte zurück. Vom Deck herab grüßt der Kommandant freundlich – Auskünfte darf er allerdings keine geben. Das Verteidigungsministerium hält sich bedeckt, wenn es um den sensiblen Einsatz in Dänemark geht.
Ein Bundeswehrsoldat überwacht von der Fregatte Hamburg aus den Hafen von Kopenhagen
Foto: NATO Maritime Command/X
Nur wenige Tage zuvor war die deutsche Fregatte von einem russischen Aufklärungsflugzeug im Tiefflug überflogen worden.
Sogar Trump hilft beim Anti-Drohnen-Einsatz
Spezialisten aus Deutschland und Schweden unterstützen Dänemark im Anti-Drohnen-Einsatz. Das französische Militär hat Berichten zufolge 35 Soldaten und einen Helikopter entsendet.
Wegen Putin-Provokation: Die dänische Regierung hat für die Zeit des EU-Gipfels ein Drohnenflug-Verbot verhängt
Foto: Ansgar Haase/dpa
Und: Auch das US-Militär schickt Hilfe über den Atlantik. „Die USA unterstützen Dänemark mit Anti-Drohnen-Fähigkeiten beim bevorstehenden EU-Gipfel in Kopenhagen“, schreibt das Verteidigungsministerium auf X.
Was für den Gipfel gelingen dürfte – ein Himmel ohne eine einzige Drohne – ist laut der dänischen Ministerpräsidentin Mette Frederiksen (47, Sozialdemokratin) für den gesamten EU-Luftraum illusorisch: „Wir müssen mehr tun, aber wir werden nie erreichen, dass in Europa keine Drohnen mehr fliegen“, sagte sie zum Auftakt des informellen Treffens, das zur Vorbereitung des regulären EU-Gipfels am 23./24. Oktober dient.