Die Schweiz bangt weiter um eine Lösung im Zollstreit mit den USA. Während der Bundesrat sich wortkarg gibt, meldet sich der US-Handelsminister in einem Interview öffentlich zu Wort.
Commerce Secretary Howard Lutnick listens as President Donald Trump speaks in the Oval Office of the White House, Friday, Sept. 19, 2025, in Washington. (AP Photo/Alex Brandon) Donald Trump
Alex Brandon / AP
Seit dem 1. August wartet die Schweiz auf eine Einigung im Handelsstreit mit den USA. Während der Bundesrat weiterhin auf eine Verhandlungslösung setzt und sehr zurückhaltend kommuniziert, hat der amerikanische Handelsminister Howard Lutnick keine Hemmungen, den Stand der Dinge öffentlich zu kommentieren.
Optimieren Sie Ihre Browsereinstellungen
NZZ.ch benötigt JavaScript für wichtige Funktionen. Ihr Browser oder Adblocker verhindert dies momentan.
Bitte passen Sie die Einstellungen an.
Am Wochenende äusserte sich Lutnick in einem Interview mit dem Nachrichtensender News Nation zum Stand der Verhandlungen. Seine Äusserungen dürften in Bern kaum gut ankommen.
Das Interview beginnt damit, wie Lutnick gut gelaunt die «wildesten» Erlebnisse mit Präsident Donald Trump schildert. Er erzählt von einem «verrückten» Wrestling-Besuch und einer Golfpartie. Donald Trump sei ein «richtig guter Athlet», sagt der Handelsminister, bevor das Gespräch auf die Zollverhandlungen kommt.
In einem Interview mit dem Sender News Nation spricht Lutnick vom «Schweiz-Problem» – und muss lachen.
Die Moderatorin Batya Ungar-Sargon sagt freundlich: «Sie haben einige grossartige Handelsabkommen abgeschlossen, wirklich beeindruckende Sachen: Japan, die EU, Grossbritannien.» Alles Märkte, die für wichtige amerikanische Exporte geschlossen gewesen seien. «Gibt es Neuigkeiten am Horizont?», fragt sie den Handelsminister.
Schweizer Präsidentin «starrt» auf Grossbritannien-Deal
Es fehlten noch ein paar Länder, antwortet Lutnick. «Natürlich haben wir das Schweiz-Problem», sagt er und muss lachen. Die Schweizer Präsidentin – er meint wohl Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter – habe ständig auf den Grossbritannien-Deal «gestarrt», führt Lutnick aus. Trump hatte den ersten Deal mit Grossbritannien abgeschlossen. Der erste Deal, sagte Lutnick, sei bei Präsident Donald Trump immer der beste. Der nächste sei bereits etwas schlechter. Eine Ausnahme sei die EU als grosse Wirtschaft, weil sie den USA viele Möglichkeiten biete.
Die Schweizer hätten einen Deal nach Vorbild Grossbritanniens gewollt, sagt Lutnick. Die Schweizer Präsidentin habe gesagt: «Wir sind ein kleines Land, wir hätten gerne den Grossbritannien-Deal.» Nach dem ersten Deal müsse man aber etwas mehr bezahlen, erklärt Lutnick. Und weiter: «Wir müssen die Handelsbeziehungen zu Ländern wie der Schweiz, Indien und Brasilien reparieren.» Diese Länder müssten «richtig» auf die USA reagieren: ihre Märkte öffnen und aufhören, Dinge zu tun, die Amerikanern Schaden zufügen würden.
Die Schweiz als kleines Land habe einen Handelsbilanzüberschuss im Umfang von 40 Milliarden Dollar mit den USA, erklärt Lutnick. Und fügt an: «Sie sagen: ‹Wir sind ein kleines, reiches Land.› Und wissen Sie, wieso? Weil sie uns zusätzlich Dinge im Wert von 40 Milliarden Dollar verkaufen.» Das müsse man angehen.
Lutnick sagte jedoch, er sei sich ziemlich sicher, dass die Differenzen geklärt würden. Doch das brauche Zeit. Und Länder wie die Schweiz müssten verstehen, dass wenn man an amerikanische Konsumenten verkaufen wolle, das nur im Zusammenspiel mit dem US-Präsidenten gehe.
Hin und Her mit Lutnick
Es ist nicht das erste Mal, dass sich Handelsminister Lutnick offensiv zu den Zollverhandlungen mit der Schweiz äussert. Als der Schweizer Wirtschaftsminister Guy Parmelin Anfang September nach Washington reiste, um den USA ein neues Angebot vorzulegen, sagte Lutnick im Vorfeld: «Ich bin nicht optimistisch.»
Mitte September äusserte er sich etwas versöhnlicher. Er sagte in einem Interview mit dem Sender CNBC, dass ein Handelsabkommen mit der Schweiz zustande kommen werde. Die Schweiz werde mit der Zeit ihren Weg finden, sagte er, ohne konkret zu werden.
Bis wann ein Deal steht, ist auch nach den jüngsten Äusserungen Lutnicks alles andere als klar. Bis dahin zahlt die Schweiz auf ihre Exporte in die USA weiterhin einen Zollsatz von 39 Prozent – einen der höchsten weltweit.