Eine Drohnenaufnahme zeigt ein ehemaliges Caterpillar-Gelände.

Stand: 02.10.2025 05:08 Uhr

Aktuell gehört das ehemalige Caterpillar-Gelände in Friedrichsort einer Investorengruppe. Auch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt und das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt haben Interesse.

von Lisa Synowski

Erst vor wenigen Jahren beschloss der US-Konzern Caterpillar, die Serienfertigung von Neumotoren an seinen norddeutschen Standorten einzustellen. Zuvor hatte er unter anderem in Kiel nachhaltige und umweltfreundliche Schiffsmotoren entwickelt. Jetzt die Wende: Das amerikanische Unternehmen prüft nach Informationen von NDR Schleswig-Holstein aktuell, die Produktion in Kiel wieder aufzunehmen. Das Ziel: 2026 mit einem 20-Zylinder-Gasmotor in Serie zu gehen.

Markt für Gasmotoren wächst

Der Markt dafür liegt zurzeit vorrangig in Nordamerika. Denn in den USA werden zurzeit immer größere KI-Rechenzentren gebaut. Mehr als 4.000 sogenannte Data-Center gibt es dort bereits. Laut US Department of Energy verbrauchten diese bereits 2023 rund 4,4 Prozent des globalen Stroms, Tendenz steigend. Um die Rechenzentren zu betreiben, werden Gasmotoren eingesetzt, da Gas in den Vereinigten Staaten günstig und in großen Mengen vorhanden ist. Die örtlichen Stromnetze können diesen hohen Energiebedarf nicht abdecken.

Caterpillar will wieder in Kiel produzieren

Caterpillar hat sein Gelände in Kiel mittlerweile an Kieler Investoren verkauft und ist jetzt offenbar interessiert an einer Anmietung eines Teils ihres alten Geländes. Für die Produktion in Kiel werden Lagerkapazitäten und Hallen benötigt. Erst vor kurzem verkaufte das Unternehmen die Flächen in Friedrichsort, um sich zu verkleinern. Käufer des etwa 20 Hektar großen Geländes: die in Kiel ansässige Investorengruppe Vermeer Commercial Real Estate. Nach Informationen von NDR Schleswig-Holstein möchte das Management des Motorenherstellers nun einen Teil des zuvor verkauften Geländes wieder nutzen, um Gasmotoren bauen. Das würde neue Arbeitsplätze für Kiel bedeuten. Wie viele: noch unklar.

Direkter Seezugang als Plus

Die Kieler Investoren führen nach NDR Recherchen zurzeit Gespräche mit vielen großen und auch international tätigen Industrieunternehmen – aber auch mit Bundesbehörden und staatlichen Gesellschaften. „Wir können die zahlreichen aktuellen Standortanfragen spannender Unternehmen nicht alle auf dem alten MaK-Gelände umsetzen“, so Kevin Oldenburg, Geschäftsführender Gesellschafter der Investorengruppe.

Ein zentraler Vorteil des Standorts: der direkte Zugang zur See, inklusive einer langen, wenn auch sanierungsbedürftigen und unter Denkmalschutz stehenden Kaikante.

DLR will Außenstelle in Kiel weiter ausbauen

Forschungsschiff DLR.

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt will seinen Standort in Kiel erweitern und hier alternative Schiffsantriebe entwickeln.

Auf diese Kaikante hat auch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) ein Auge geworfen. „Der Standort vereint alles, was wir brauchen“, bestätigt Sören Ehlers, Direktor des DLR-Instituts für Maritime Energiesysteme. „Wir haben dort einen direkten Seezugang und anders als an Elbe oder Nordsee keine Gezeiten. Wir hätten am Kai einen Liegeplatz für unser neues Forschungsschiff und könnten an Land direkt angrenzend unsere Büros und Labore einrichten“, so Ehlers. Das Institut mit Sitz in Geesthacht (Kreis Herzogtum Lauenburg) hat in Kiel zurzeit eine Außenstelle auf dem Gelände von German Naval Yards, kann dort aber nicht dauerhaft bleiben und will in Kiel weiterwachsen.

Forschung an alternativen Schiffsantrieben in Kiel

Ehlers Institut soll in Kiel alternative Schiffsantriebe entwickeln und für die Freudenberg Group zum Beispiel Brennstoffzellen auf Methanol-Basis unter maritimen Bedingungen testen. Irgendwann könnten die in Kreuzfahrtschiffen zum Einsatz kommen und deren Emissionen reduzieren. Eine Alternative zum Standort Kiel gibt es aus Sicht von Ehlers nicht: „An dem Standort auf dem ehemaligen Caterpillar-Gelände könnten wir alle unsere Forschungsbereiche vereinen und hätten keine Transitstrecken.“

Etwa 120 Mitarbeitende habe die Außenstelle auf dem Gelände vom German Naval Yards schon, in den nächsten Monaten kämen noch einmal etwa 60 weitere hinzu. Außerdem kooperiere die Deutsche Luft- und Raumfahrt in Kiel mit Forschungseinrichtungen der Christians-Albrecht-Universität und der Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Das DLR hat laut Ehlers großes Interesse bei den Investoren angemeldet.

Konkurrenz um die Fläche ist groß

Die "Scharhörn".

Das Mehrzweckschiff Scharhörn ist noch im Bau und soll nach Fertigstellung in Kiel liegen.

Doch nach NDR Informationen hat gleichzeitig auch das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) den Standort auf dem Schirm – unter anderem für das neue und im Bau befindliche Mehrzweckschiff Scharhörn, das zukünftig in Kiel liegen soll. Aus Dokumenten, die NDR Schleswig-Holstein vorliegen, geht hervor, dass das zuständige WSA dafür gerade zwei mögliche Liegeplätze prüft – einen davon am ehemaligen Caterpillar-Gelände in Kiel-Friedrichsort. Dazu könnte noch weiterer Bedarf kommen. Denn unklar ist wohl auch, wie lange das WSA den aktuellen Standort des Tonnenhofs in Kiel-Holtenau als Betriebsstandort noch nutzen wird.

Wenn das MFG 5-Gelände an die Marine geht

Das hat wiederum mit einer weiteren begehrten Fläche im Kieler Norden zu tun: dem ehemaligen MFG-5 Gelände in Kiel-Holtenau. Der Tonnenhof liegt am südlichen Ende des Geländes, das die Marine mit Blick auf die weltpolitische Lage und den weiteren Ausbau der Bundeswehr am Standort Kiel von der Stadt zurückkaufen möchte – auch wenn die Stadt dort längst ambitionierte Pläne für den Bau von Wohnungen und Gewerbeflächen hatte. Im Rathaus der Landeshauptstadt zeigen fast alle Fraktionen Verständnis für die Lage der Bundeswehr. Viele sprechen ein klares Bekenntnis zur Marine aus. Doch viele Fraktionen möchten auch, dass die städtebaulichen Belange berücksichtigt werden. Und sollte dies in Holtenau-Ost nicht mehr möglich sein, gebe es für den Wohnungsbau mit einem Gebiet in Suchsdorf-West möglicherweise eine Alternative.

Aber geht das MFG-5 Gelände zurück an die Marine, könnte es sein, dass das WSA auch einen neuen Standort benötigt. Intern geprüft werden in der Bundesverwaltung offenbar verschiedene Orte in Kiel, auch Teile des ehemaligen MAK-Gelände und die Kaikante. Zu den möglichen Standorten wollte das WSA nichts sagen, bestätigt aber, dass zurzeit Flächen entlang der Kieler Förde geprüft werden.

Zukunft der Fläche noch unklar

Die Kieler Investoren müssen nun entscheiden, wem sie den Zuschlag für die Flächen geben. Unter Umständen müssen sich Caterpillar, die DLR und andere auf eine gemeinsame Nutzung von Flächen verständigen. Denn die Nachfrage scheint derzeit höher als das Angebot und die Konkurrenz um maritime Flächen in Kiel ist stark.

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