Zum Start des Wintersemesters lädt das Luru-Kino alle Studierenden ins Kino ein. Eine Woche lang gibt’s Kino zum Sonderpreis von 5 Euro – nicht nur für Erstsemester, sondern für alle Studierenden. Für alle anderen beträgt der Eintrittspreis 7 Euro. Zu sehen gibt es u.a. den Arthouse-Hit »In die Sonne schauen«, die Doku »Kein Land für Niemand« über den Rechtsruck in Deutschland und den französischen Klassiker »La Haine«. Mit der Aktion möchte das Luru-Kino allen die Möglichkeit geben, Kino als kulturellen und sozialen Treffpunkt neu oder wiederzuentdecken.

»Luru Kino Erstsemester Kinowoche«: 2.-8.10., Luru-Kino in der Spinnerei

Film der Woche: Die zwölfjährige Karla taucht mitten in der Nacht in einer Polizeiwache auf und verlangt, einen Richter zu sprechen. Sie möchte Anzeige erstatten – Gegen ihren eigenen Vater. Der Vorwurf: Er soll sich ihr »unsittlich genähert« haben. Heute würde die selbstbewusste Aussage des Mädchens einen Apparat aus Fürsorge und Schutz in Gang setzen. Im Westen Deutschlands im Jahr 1962 sind die Beamten kurz davor, das Kind wieder zurück zu seinen Eltern zu schicken. Obwohl sein berufliches Ansehen auf dem Spiel steht, übernimmt Richter Lamy schließlich den Fall und hört Karla zu. Was er erfährt, erschüttert nicht nur ihn. Mit Feingefühl inszenieren Regisseurin Christina Tournatzẽs und Autorin Yvonne Görlach in ihrem gemeinsamen Film das Unaussprechliche. Obwohl es sich bei »Karla« um ihr Spielfilmdebüt handelt, erzählen sie die auf wahren Begebenheiten basierende Geschichte eines couragierten Mädchens und eines engagierten Richters versiert und verzichten auf emotional dick aufgetragene Momente. Der intime, einfühlsame Film ist ein konzentriertes Zwei-Personen-Stück, das von dem starken Spiel von Charakterdarsteller Rainer Bock und der jungen Elise Krieps lebt. Besonders die junge Hauptdarstellerin, Tochter von Aktrice Vicky Kriebs, die hier tatsächlich in ihrer ersten Hauptrolle vor der Kamera steht, beeindruckt mit ihrer eindringlichen Stärke. Ein Film, der lange nachwirkt.

»Karla«: ab 2.10., Passage-Kinos, 05.10. 16:00 (Premiere mit der Produzentin)

Die Karriere von Dwayne Johnson ist schon ziemlich bemerkenswert. Als »The Rock« stand der Wrestler jahrelang im Ring der WWE. Als Schauspieler ist er seit zwei Jahrzehnten Garant für große Boxofficeerfolge. Mit Hits wie der »Fast & Furious«-Reihe, »Scorpion King« oder »Jumanji« allerdings ausschließlich im Popcornkino. Unter der Regie von Benny Safdie (»Der schwarze Diamant«), der hier erstmals ohne seinen BruderJosh antritt, soll der Wechsel ins Charakterfach gelingen und dafür knüpft Johnson, der den Film auch produzierte, dort an, wo er sich heimisch fühlt. Mark Kerr war einer der Pioniere des UFC. Die Ultimate Fighting Championship vereint Mixed-Martial-Arts, also unterschiedliche Kampfstile, in einem Ring. In den frühen Neunzigern ist Mark ein aufstrebender Wrestler, der sich in Japan gegen Boxer und Karatekämpfer aus aller Welt behauptet. Der sanftmütige Hüne gilt als der ungeschlagene Champion im Ring, doch er droht zunehmend den Kampf gegen seine Sucht nach Opiaten zu verlieren. Hinzu kommt die komplizierte Beziehung zu Dawn, die ihn irgendwann mit einer Überdosis am Boden ihrer Wohnung findet. Mark macht einen Entzug und versucht sich zurück in den Ring zu kämpfen. Johnson verkörpert das überzeugend und mit beeindruckender physischer Präsenz. Die Geschichte liegt ihm persönlich am Herzen, das ist deutlich. Allerdings ist »The Smashing Machine« abseits der mitreißenden Kampfsequenzen äußerst konventionell erzählt.

»The Smashing Machine«: ab 2.10., Cineplex, Passage-Kinos, Regina-Palast

Nach der erfolgreichen Teilnahme an der französischen Version der Fernsehshow »Top Chef«, will Cécile sich in Paris ihren großen Traum vom eigenen Restaurant erfüllen. Nur eine zündende Idee für ihren »Signature Dish« fehlt noch, ein Gericht, das ihre Küche und Visionen repräsentiert. Mitten in die Vorbereitungen platzt die Nachricht, dass ihr Vater einen erneuten Herzinfarkt hatte. Und so lässt sich Cécile widerwillig überreden, in die Heimat zu fahren. Dort warten nicht nur die bissigen Kommentare ihres Vaters zu ihrem Fernsehauftritt, sondern auch ihre Jugendliebe Raphaël, der alte Gefühle in ihr weckt. Die Rückkehr aus der Großstadt in die Provinz, das Nichtvergessenhaben der ersten großen Liebe, ein Spagat zwischen neuem und altem Leben, das sind beliebte Motive in Büchern und Filmen, weil sie für viele Menschen nachvollziehbar sind. Gerade weil es ein wiederkehrendes Thema ist, überrascht die Auswahl von »Nur für einen Tag« als Eröffnungsfilm der diesjährigen Filmfestspiele in Cannes. Es ist das Langspiel-Debüt der Regisseurin Amélie Bonnin, die die Geschichte eines Kurzfilms wieder aufnimmt, für den sie 2023 mit einem César ausgezeichnet wurde. Viel Neues bietet der Film am Ende nicht, bleibt auch in den sozialen Beziehungen recht konservativ. Einzig die mehr oder minder professionellen Musical-Einlagen lockern die ansonsten konventionelle Erzählweise charmant auf. HANNE BIERMANN

»Nur für einen Tag«: ab 2.10., Passage-Kinos,Regina-Palast

Michael Endes »Momo« und die Verfilmung von 1986 sind weltbekannt. Viele Leserinnen und Leser wuchsen mit der phantasievollen Geschichte des starken Mädchens auf. Nach fast vierzig Jahren hat Regisseur Christian Ditter (»Vorstadtkrokodile«) den Stoff nun einen zeitgemäßen Anstrich verpasst. Momo (Alexa Goodall) lebt allein in einem alten Amphitheater inmitten einer modernen Stadt. Der rote Lockenkopf mit den strahlend blauen Augen hat nicht viel, aber ist trotzdem glücklich. Als sie der Fremdenführer und Pizzafahrer Gino (Araloyin Oshunremi) dort entdeckt, ist er fasziniert von Momos Gabe, zuzuhören und die Herzen der Menschen zu öffnen. Bald kommen viele Bewohner des Viertels zu ihr, um sich Rat zu holen und im Theater das Leben zu feiern. Das ändert sich als seltsam ernste Gestalten auftauchen und den Menschen eine neue Erfindung verkaufen wollen: Ein Armband, mit dem man die Zeit des Tages effizient nutzen kann. Die Bewohner der Stadt werden bald süchtig danach, Minuten zu sammeln. Selbst Gino wird von dem mysteriösen Unternehmen verführt und soll als Influencer immer mehr Menschen davon überzeugen, ihre Zeit sinnvoll zu nutzen. Nur Momo weiß über die dunklen Absichten der grauen Herren Bescheid. Nur gut, dass ihr die clevere Schildkröte Kassiopeia und Meister Hora (Martin Freeman), der Herrscher der Zeit, zur Seite stehen.

Christian Ditter hat einiges geändert im Vergleich zum Roman. Die grauen Herren haben nun auch finstere Frauen in ihren Reihen und inhalieren flüssige Blütenblätter, um die Zeit in sich aufzusaugen. Gino wird zum Medienstar und beherrscht die Massen, die ihm mit speziellen Kontaktlinsen folgen. All das wird ironischerweise ziemlich atemlos erzählt, da hätten sich die Filmemacher ruhig mehr Zeit nehmen können. Im Kern ist die Geschichte von Momo aber zeitlos, spannend erzählt und ihre Botschaft auch heute noch sehr wichtig.

»Momo«: ab 2.10., Cineplex, Cinestar, Passage-Kinos, Regina-Palast, Schauburg

Weitere Filmtermine der Woche

Filmriss Filmquiz

Welche Frucht trägt Baby in »Dirty Dancing«? Wohin will E.T. telefonieren? Welche Sprachen sprechen die Elben in »Herr der Ringe«? Und für wen sind eigentlich die ganzen Gewinne? Fragen und Antworten bei einer neuen Runde des beliebten Filmquiz mit André Thaetz undkreuzer-Redakteur Lars Tunçay.​

Moritzbastei, 02.10. 20:00

Cinema Italia!

Aktuelles italienisches Kino in der Originalfassung mit deutschen Untertiteln gibt es wieder eine Woche lang in den Passage Kinos zu entdecken. 

Passage-Kinos, 4.-8.10.

16. Lateinamerikanische Tage

Die Ruhe und Weite des argentinischen Films, das pulsierende Kino Brasiliens, Charakterdramen aus Chile, brachialer Sozialrealismus aus Mexiko – Das Kino aus Lateinamerika unter einen Festivalhut zu bringen, ist ein wahres Kunststück. Trotzdem stellt sich der Verein Sudaca seit zwei Jahrzehnten dieser Herausforderung – zuerst mit Cinebrasil und den Argentinischen Filmtagen, im Oktober zum 16. Mal mit den Lateinamerikanischen Tagen.

Cineding, Schaubühne Lindenfels, Passage-Kinos, Mühlstraße 8.-18.10.

Cannibal Mukbang
USA 2023, R: Aimee Kuge, D: April Consalo, Nate Wise, Clay von Carlowitz, 104 min

Der schüchterne Mark lernt die YouTuberin Ash kennen. Die verdient ihr Geld mit Mukbanging-Videos, einem Foodtrend, bei dem die Influencer besonders große Essensportionen verzehren. Beide verlieben sich ineinander, doch Ash hütet ein dunkles und ziemlich schauerliches Geheimnis.

Luru-Kino in der Spinnerei, 02.10. 21:30 (OmU)

Das deutsche Kettensägenmassaker
D 1990, R: Christoph Schlingensief, D: Volker Spengler, Susanne Bredehöft, Alfred Edel, 63 min

Seit Öffnung der Grenzen am 9. November 1989 haben Hunderttausende von DDR-Bürgern ihre alte Heimat verlassen. Viele von ihnen leben heute unerkannt unter uns, aber über vier Prozent kamen niemals an – die Ossis werden geschlachtet! Christoph Schlingensiefs Antwort auf deutsche Laubsägenpolitik: die Wiederzerstückelung Deutschlands.

Cineding, 03.10. 19:00 (Reihe Grenzgänger)

Im Fieber der Lust
CDN 1967, R: Rudi Dorn, D: Paul Negri, Noel Beckett, Joan Armstrong, 80 min

Ein Ehemann will durch Hypnose und mit Hilfe eines Sittlichkeitsverbrechers seine Frau umbringen lassen, wird aber selbst das Opfer

Luru-Kino in der Spinnerei, 06.10. 20:00 (ab 18 J., Double Feature, Luru Archive)

Der Ritt der Lady Godiva
USA 1969, R: A. C. Stephen, D: Marsha Jordan, Forman Shane, Deborah Downley, 89 min

Eine Lady wird nach Gattenmord und Flucht in den Wilden Westen dort von ihrem nachgereisten Liebhaber dem Leben im Bordell entrissen. Ordinärer Sex-Western. (filmdienst)

Luru-Kino in der Spinnerei, 06.10. 21:30 (ab 18 J., Double Feature, Luru Archive)

Der Tiger
D/CS 2025, R: Dennis Gansel, D: David Schütter, Laurence Rupp, Leonard Kunz, 122 min

Die fünfköpfige Besatzung eines deutschen Panzers stößt mitten im Zweiten Weltkrieg an der Ostfront in Feindesland vor. Vollgepumpt mit Methamphetaminen wird die Fahrt für sie nicht nur zur einer gefährlichen Mission, sondern zu einer Reise in die Finsternis ihrer eigenen Herzen.

Cinestar, 02.10. 22:20, 03.10. 22:20, 04.10. 22:20

Der Wettkampf meines Lebens – Die Geschichte von Axel Mitbauer
A 2024, Dok, R: Antonio La Regina

Doku über den ehemaligem DDR-Profischwimmer Axel Mitbauer, der im August 1969 schwimmend aus Ostdeutschland in den Westen flüchtete.

Passage-Kinos, 03.10. 13:00 (EinBLICK)

Die Zeit des Windes
ML 1982, R: Souleymane Cissé, 100 min

Der Gouverneur einer Provinzmetropole im unter Militärherrschaft stehenden schwarzafrikanischen Mali sieht sich nicht nur heftigem Widerstand aus der Bevölkerung gegenüber; auch privat verschlechtert sich das Verhältnis zu seiner Tochter und deren Freunden. Ein dicht inszenierter allegorischer Film, der einen präzisen Einblick in das soziale Gefüge Malis ermöglicht.

Ost-Passage-Theater, 08.10. 20:00 (Gespräch, OmU)

Im Prinzip Familie
D 2024, Dok, R: Daniel Abma, 91 min

Daniel Abma zeigt in seinem gut beobachteten Dokumentarfilm einfühlsam die Gefühlsachterbahnen in einer Betreuungseinrichtung für Kinder.

Cineding, 10.10. 19:00 (Mit Werkstattgespräch)

Mit Herz und Hund
GB 2021, R: Paul Morrison, D: Dave Johns, Alison Steadman, Natalie Simpson, 86 min

Dave und Fern, beide in den Sechzigern, lernen sich auf 23 Spaziergängen mit ihren Hunden kennen und lieben.

Passage-Kinos, 10.10. 18:00 (Welthundetag)

Pink Power
D 2025, Dok, R: Chiara Kempers, 70 min

Dokumentarfilm über die Küstenpinkies, ein Drachenbootteam aus Wilhelmshaven. Alle 23 Frauen im Boot sind oder waren an Brustkrebs erkrankt und Teil der weltweiten Bewegung des »Pink Paddlings«.

Passage-Kinos, 07.10. 18:30 (Premiere mit Gästen)

Sie leben!
USA 1988, R: John Carpenter, D: Keith David, Meg Foster, Roddy Piper, 91 min

Aliens haben die Erde besetzt. Sie benehmen sich ganz »normal« und sehen aus wie du und ich. Nur durch eine Spezialbrille erkennt man ihr wahres Gesicht. Die findet der Gelegenheitsarbeiter Nada und führt einen einsamen Kampf gegen eine gewaltige Übermacht. Satirischer, höchst unterhaltsamer SciFi-Klassiker von John Carpenter, der seine medienkritische Botschaft nicht gerade subtil verpackt.

Cinestar, 07.10. 19:30, Regina-Palast, 07.10. 20:00, Cineplex, 07.10. 20:00 (Best of Cinema)

Stolz & Eigensinn 
D 2025, Dok, R: Gerd Kroske, 113 min

Nach der Wende verloren viele Frauen im Osten Deutschlands ihre Stelle. Vor der Kamera berichten sie, die einst in den Industrie-Großbetrieben der DDR arbeiteten, offen über ihre damalige Unabhängigkeit und den Stolz auf ihre beruflichen Errungenschaften.

Passage-Kinos, 03.10. 11:00 (Premieren-Matinée mit Regisseur und Team)

Sudan, Remember Us
F/TUN/QAT 2025, Dok, R: Hind Meddeb, 76 min

Eine behutsame filmische Annäherung an die jungen Menschen auf den Straßen von Khartum, die Widerstand leisten gegen ein diktatorisches Regime, aber vor allem für ein freieres Leben und ihre Selbstbestimmung kämpfen.

Cinémathèque,09.10. 19:30 (mit Regiegespräch, OmeU)