Eine Ahnung von der Gemütslage des Bundeskanzlers haben sie nun auch in Europa bekommen. Beim informellen EU-Gipfel in Kopenhagen standen – eigentlich – nur zwei Themen auf der Tagesordnung: gemeinsame Verteidigungsprojekte gegen die Bedrohung durch Russland und die weitere Finanzierung der Ukrainehilfen. Dann aber kam Friedrich Merz, leicht verspätet aus Berlin, und setzte ein drittes Thema, und das durchaus mit Rumms: den Bürokratieabbau.
Schon vor dem Abflug am Mittwoch hatte Merz Dringlichkeit vermittelt: „Es kann mit dieser Regulierungsdichte in Europa, aus der EU, so nicht weitergehen. Es ist einfach zu viel.“ In Kopenhagen machte er in der vertraulichen Runde der Staats- und Regierungschefs dann weiter: Bevor die EU neue große und teure Verteidigungsprojekte ersinne wie den Drohnenwall, worum sich doch auch die Nato und die einzelnen Mitgliedsstaaten kümmern könnten, müsse man erst einmal über die Wettbewerbsfähigkeit und überbordende bürokratische Vorgaben für die Industrie sprechen, so soll sich Merz geäußert haben. Die ganze Diskussion über ein umfassendes Verteidigungssystem der EU gegen russische Flugobjekte schien ihm nicht zu passen. Lieber mal Hausaufgaben machen. Drohnenwall? Verbrenner-Aus! Das ist, zugespitzt formuliert, das, was Merz beschäftigt.