Der Trend auf der Wiesn geht zur Bar. Das Armbrustschützen-Festzelt hat heuer seine Halali-Bar eingeweiht, auch im Wiesn-Guglhupf gibt es seit diesem Jahr die Alm-Bar, viele andere Zelte betreiben schon seit mehreren Jahren gut laufende Orte für all jene, die kein Festbier mehr sehen können. Was außerdem zuzunehmen scheint: die Zahl der Club- und Barbetreiber, die mit ihren Konzepten auf die Wiesn drängen.

Konstantin Schottenhamel hat sich zum Beispiel für die Schotts Wiesn-Bar mit seinem Freund Oscar Schlehaider zusammengetan. Betreiber ist zwar allein der junge Schottenhamel, geholfen bei der Konzeption der winzigen Bar am Eingang des Festzelts hat ihm aber maßgeblich der Betreiber vom „Lucky Who“, mit dem Schottenhamel im Übrigen auch die Max-Emanuel-Brauerei betreibt. Und: Auch Personal aus dem Club in der Brienner Straße arbeitet die 16 Tage über an der Wiesn-Bar.

Wie das kommt? Seit 2023 darf das Schottenhamel-Festzelt als sogenanntes freies Zelt, sprich eins, das an keine Brauerei gebunden ist, auch Schnaps, Wein und Longdrinks ausschenken. Im ersten Jahr gab es all diese Getränke erst mal nur bei der Bedienung am Platz, schon da war aber klar, dass eine Bar kommen soll. Nur eben nicht alles auf einmal. Und auch Festwirte wie die Schottenhamels müssen sich so eine räumliche Veränderung genehmigen lassen. Deshalb ging es dann mit der Bar erst 2024 los.

Dass Schotts Wiesn-Bar auf dem Input von Club-Betreiber Schlehaider fußt, das ist auf den ersten Blick nicht ersichtlich, nirgendwo findet man Werbung fürs Lucky Who und auch der Club stellt mit einem einzigen Post nur Dezent eine Verbindung zwischen den beiden Lokalen her: „Tagsüber in der Schotts Wiesn-Bar direkt an und im Schottenhamel-Zelt – und abends geht’s ins Lucky!“

Fragt man Konstantin Schottenhamel selbst, ob er eine Wechselwirkung spürt oder eine solche überhaupt gewünscht ist, macht der klar: „Die Schotts Bar gehört zum Schottenhamel.“ Man freue sich, wenn die Leute nach Wiesn-Schluss weiterziehen, forcieren tue man das aber nicht. Und auch umgekehrt gilt für Schottenhamel: „Wir sind ein Bierzelt“, es gehe also bei der Zusammenarbeit nicht darum, Leute, die eigentlich nichts mit der Wiesn anfangen können, durch die Bar ins Zelt zu locken. Die bewusst klein gehaltene und leicht versteckte Bar sei einfach eine schöne Ergänzung zum Bestehenden, so ein „kleines Gimmick“ für alle, die vor, zwischen oder nach einer Reservierung noch feiern wollen.

Das Rolands Eck im Weinzelt befindet sich auf der Galerie.Das Rolands Eck im Weinzelt befindet sich auf der Galerie. (Foto: Stephan Rumpf)

Noch so ein Beispiel ist neben der Luis Bar in der Knödelei, die eine Auskoppelung vom Club Helene in der Occamstraße ist, seit diesem Jahr das Rolands Eck in Kufflers Weinzelt. Man muss zwar sagen: Es gibt dort bereits vier Bars, eine fünfte hätte es da nicht unbedingt gebraucht. Andererseits muss man sagen: Beim Rolands Eck auf der Westseite der Galerie bestehend aus vier Hochtischen am Fenster kann man auch gar nicht wirklich von einer Bar sprechen. Die Karte ist dieselbe wie im restlichen Zelt und einen eigenen Ausschank gibt es auch nicht. Trotzdem sorgt das Rolands Eck für frischen Wind im Zelt, der von der gleichnamigen Schwabinger Kneipe herüberweht und deren jungen Gästen.

„Wir haben hier eine tote Ecke im Zelt wiederbelebt“, sagt Marc Uebelherr, der sich mit gastronomischen Wiederbelebungen bestens auskennt. Zusammen mit seinem jungen Geschäftspartner Alex Brenner hat er mit dem Rolands Eck am Viktoriaplatz, dem „Zoozie’z“ am Baldeplatz und der „Kneipe 80“ im ehemaligen Tresznjewski lebendige Vierteltreffpunkte für junge Leute geschaffen.

Auch die Käfer Wiesn-Schänke hatte mal eine Kooperation

Die Kuffler-Brüder haben das Rolands Eck aus zwei Gründen auf die Wiesn geholt: einerseits als Hommage an ihren Vater und Unternehmensgründer Roland Kuffler, andererseits aber auch, um eine jüngere Zielgruppe anzusprechen. „Die meisten Reservierungen für diese Hochtische kommen übers Rolands Eck und das zieht noch mal ein ganz anderes Publikum, als wir sonst haben“, erklärt Wirt Sebastian Kuffler. Für Marc Uebelherr dürfte sich dieser neue Ableger auf der Wiesn als die ideale Plattform erweisen, um seine neueste After-Wiesn-Location zu bewerben. Jüngst hat er nämlich mit Brenner im ehemaligen „Pasta e basta“ in der Fraunhoferstraße eine zweite Kneipe 80 eröffnet.

Bei allem Trend zur Kooperation zwischen Gastronomen und Wiesn-Wirten muss man aber sagen: Es gibt auch jene, die davon wieder Abstand genommen haben. Die Käfer Wiesn-Schänke zum Beispiel. Hier gab es 2017 und 2018 eine Kooperation mit dem mittlerweile berühmt-berüchtigten Heart Club. Der damalige Betreiber kam seinerzeit auf Michael Käfer zu. Der habe, heißt es von Pressesprecherin Marion Drux, die Idee „super“ gefunden – die Heart Bar war geboren. Nachdem dort der Betreiber gewechselt hatte, habe Käfer sich dann dazu entschlossen, „die etablierten Bars in Eigenregie weiterzumachen“. Denn man muss sagen: Bars gab es im Käfer schon lange vor der Heart Bar, seit 25 Jahren nämlich.

Was jedenfalls auffällt, egal ob nun bei jenen, die auf Kooperation setzen oder jenen, die ihre Bars in Eigenregie betreiben: Wirklich alle, mit denen man spricht, sagen, es gehe ihnen darum einen „Treffpunkt“ im Zelt zu schaffen – ganz ohne Reservierung und Tisch. Und ja, auch für jene, die zwischendurch mal etwas anderes trinken wollen als ein Bier.