Stand: 02.10.2025 15:41 Uhr
Das Comicfestival Hamburg präsentiert an knapp 20 Orte die komplette Bandbreite des Genres und ihre verschiedenen Möglichkeiten des Ausdrucks. Einige Zeichner*innen geben schon vorab Einblicke.
Für die Illustratorin und Zeichnerin Carolin Löbbert ist das Comicfestival ein wichtiges Datum im Kalender: „Für mich bedeutet das, viel zu sehen, viele Menschen, mit denen man sich austauschen kann und ein breites Spektrum an tollen Themen, die visuell aufbereitet werden – und eine große Party in Hamburg.“ Sie ist mit einer Arbeit bei einer Ausstellung im Frappant-Gebäude in Hamburg-Altona zu erleben. Zusammen mit anderen Zeichnerinnen hat sie die 22. Ausgabe des jährlich erscheinenden Spring-Magazins herausgebracht. Das Buch versammelt unterschiedliche Comic-Kurzgeschichten – ausschließlich von Frauen erzählt. Ihr Beitrag ist eine grafische Reportage, die sie zusammen mit der Abfall-Expertin Susan Rößner über die städtische Müllsituation in einer Großstadt wie Hamburg entwickelt hat.
Mutter und Tochter gestalten gemeinsames Werk
Carolin Löbbert (links) und Stephanie Wunderlich (rechts) in ihrem Atelier.
Ebenfalls bei der Ausstellung und Buchpräsentation mit dabei ist die Illustratorin und Atelier-Partnerin Stephanie Wunderlich. Sie hat mit ihrer 22-jährigen Tochter Amelie auch eine Geschichte beigesteuert. Für die Mutter und etablierte Zeichnerin eine neue und ungewohnte Arbeitsweise: „Bei meiner Tochter muss ich zum Beispiel lange darauf warten, dass sie überhaupt angefangen hat“, berichtet Stephanie Wunderlich. „Da war ein ganz anderes Time-Management. Man muss sehen, was von dem anderen kommt und dann darauf reagieren. Das ist nicht so abwägbar, was daraus entsteht. Es ist auch eine Reise ins Unbekannte.“
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Ihr scherenschnittartiger, kantiger Stil in Grün, Schwarz und Weiß trifft auf die düsteren, naturalistischen Kohlezeichnungen der Tochter. Für die Zeichnerinnen bietet das Festival die Möglichkeit, die Bedeutung des Spring-Magazins mit Hilfe der Ausstellung und Gesprächen zu zeigen.
Festival bietet Raum, Neues auszuprobieren
Für Carolin Löbbert bedeutet das Festival eine Art Auszeit: „Es ist ähnlich wie bei Stephanie, dass das für mich immer einen Freiraum bietet. Sowohl vom Arbeitsstil als auch vom Inhalt sich mal abseits vom harten Arbeitsalltag auszuprobieren“, freut sie sich. „Ich zum Beispiel bin jetzt hier im aktuellen Spring so ein bisschen mehr in die Erzählungen gegangen. In meinen Aufträgen arbeite ich sehr illustrativ, anhand einer Illustration. Hier habe ich jetzt wirklich versucht, mal erzählerisch zu werden.“
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Geschichte über die Facetten von Freundschaften
Richtig erzählerisch unterwegs ist Max Baitinger. Seine Bücher „Sibylla“ oder „Happy Place“ sind graphische Meistererzählungen. Gerade frisch erschienen präsentiert Baitinger nun seine zehn Jahre gereifte Geschichte „Hallimasch“. „Ich glaube, dass es der Sache ganz gut getan hat, ein bisschen Zeit zu haben“, resümiert Baitinger, „Denn es geht um Langzeitfreundschaften. Da findet, speziell wenn die Freundschaft schon aus der Kindheit herrührt, von der Liebeserklärung bis zur Zumutung, alles statt.“ Das habe er versucht, ein bisschen in der Geschichte von Dietz und Volker einzurahmen, die ihren dritten Kumpel in Leipzig suchen.
Ausstellungsraum wird zu blau-pinkem „Hallimasch-Universum“
Max Baitinger bereitet seine Ausstellungsräume für das Comicfestival vor.
Bei seiner Ausstellung in der Giraffentoast Galerie am Kleinen Schäferkamp zeigt er nicht nur Originalzeichnungen. Er macht die kompletten Räume zu einem „Hallimasch-Universum“. Ein Rausch in Pink und Hellblau in Schrift und Figuren. „Der Plan ist, dass die Leute, wenn sie das Buch noch nicht aufgeschlagen haben oder das auch nicht vorhaben, einen Schritt ins Buch machen können“, so Baitinger zu seiner Idee. „In der Galerie sind sie dann umgeben von einerseits Bildern und Eindrücken aus dem Buch. Aber auch die Entstehung des Buches wird hier noch ein bisschen festgehalten. Es gibt Skizzen zu sehen, aber auch eine Installation, die es nur hier zu sehen gibt.“
Ob Baitinger oder die Zeichnerinnen von Spring – dieses Wochenende steht in Hamburg ganz im Zeichen des Comics. Das Festival geht bis zum 5. Oktober.
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