Volles Haus beim KSV Witten 07. Das, was sich der Traditionsverein auch für den Saisonstart in der 2. Bundesliga in der Husemann-Sporthalle am Tag der Deutschen Einheit (Freitag, 15 Uhr; zuvor ringt um 13.30 Uhr das Landesliga-Team des KSV gegen die TSG Herdecke) gegen die KG RV Lübtheen auf den Tribünen wünscht, war zuletzt im Training bereits Programm. Rund 60 Aktive tummelten sich da im Sportzentrum „Ostermannhalle“, darunter allerdings eine ganze Reihe Ringkampf-Anfänger, die ihre ersten Schritte in diesem Sport machen wollen. Gar nicht so einfach für das Trainerteam um Samet Dülger, da den Überblick zu behalten.
„Das ist schon enorm, wie sich das hier entwickelt hat“, staunt der 35-Jährige über den enormen Zulauf in der Ringer-Abteilung des siebenmaligen Deutschen Meisters. Doch um die Neulinge kann sich Dülger gerade mal nicht kümmern, das übernimmt Klaus Eigenbrodt. Stattdessen versammelt der Kölner seine Profis um sich. Diejenigen, die zum Kader der ersten und zweiten Mannschaft des KSV gehören sowie Trainingsgäste wie die Ex-Wittener Idris Ibaev (jetzt in Burghausen) oder Kiril Kildau (mittlerweile in Schorndorf aktiv). Schließlich gilt es sich vorzubereiten auf einen anspruchsvollen Saisonstart in Liga zwei – denn nach dem Lübtheen-Duell am Freitag geht es am Samstag (19.30 Uhr) direkt nach Thüringen zum RSV Rotation Greiz.
Als er zu uns kam, hatte er 86,5 Kilogramm und war längst nicht so weit wie heute – jetzt hat er 93 Kilo. Er ist jetzt angekommen, hat sich voll ins Team eingegliedert.
Samet Dülger (36),, Trainer des KSV Witten, über Oleksandr Korchmariuk
Nach dem Aufwärmprogramm stellt sich Samet Dülger vor seine Ringer, wird bei einer kurzen Ansprache ganz ernst: „Ich will, dass wir die Punkte am Freitag hier behalten. Das Ding müssen wir gewinnen.“ Klare Worte, die untermauern, dass die Wittener nach dem Rückzug aus der nationalen Erstklassigkeit jetzt wieder besseren Zeiten entgegenblicken wollen. Den vielen jüngeren Athleten im Kader will man in Liga zwei die Chance geben, sich weiterzuentwickeln. Obgleich auch dort eine Reihe von exzellenten Gegnern warten, dürfte Ringern wie Gregor Eigenbrodt, Mika Labes oder Noah Englich entgegenkommen, dass sie nun nicht mehr von Woche zu Woche mit teils unlösbaren Aufgaben konfrontiert werden.
Darüber hinaus gibt es im KSV-Kader noch erfahrene Dauerbrenner wie Nico Brunner, den Rumänen Ilie Cojocari oder den Moldawier Andrei Perpelita, der inzwischen schon als Co-Trainer seinen reichen Erfahrungsschatz weitergibt. Aber es finden sich in Dülgers Mannschaft eben auch noch ganz junge Burschen, die sich nun in der 2. Liga zu bewähren haben. Einer davon ist der Ukrainer Oleksandr Korchmariuk (18). Seit etwas mehr als einem Jahr ist der Kriegsflüchtling beim KSV Witten im Training, hat dort schon den nächsten, beachtlichen Entwicklungsschritt gemacht.
Nach dem Abschied aus der Ringer-Bundesliga sollen nun wieder bessere Zeiten für den KSV Witten 07 folgen. Am Freitag und am Samstag stehen die ersten Kämpfe in der 2. Bundesliga auf dem Programm.
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Training mit Gregor Eigenbrodt und Ex-Wittener Kiril Kildau zahlt sich aus
„Als er zu uns kam, hatte er 86,5 Kilogramm und war längst nicht so weit wie heute“, sagt Samet Dülger über das Freistil-Talent, das in seiner Heimat Landesmeister in der U 15 und Vizelandesmeister in der U 17 war. „Vor allem an Muskelmasse hat er seither viel dazugewonnen, hat enorm viel dafür getan und ist jetzt bei gut 93 Kilo“, so Dülger. Das Training mit Gregor Eigenbrodt oder Kiril Kildau habe sich bereits ausgezahlt. „Er ist jetzt angekommen, hat sich voll ins Team eingegliedert.“
Der aus Odessa am Schwarzen Meer stammende Korchmariuk, der wegen des Krieges in der Ukraine das Land verließ, bei seiner Tante in Witten unterkam, freut sich auf seine ersten Zweitliga-Kämpfe an diesem Wochenende. „In der Landesliga habe ich ja für den KSV schon gekämpft“, sagt der 18-Jährige, der dort vier glatte Siege feierte, nur einmal unterlag. „Bei uns ist er unterfordert, dafür ist er zu gut“, so Szabolcs Hatos, der Coach der Wittener Reserve.
Junger Ukrainer hat schon konkrete Pläne für seine Zukunft
Jetzt also geht‘s für den kernigen 1,90-Meter-Youngster, der regelmäßig mit seinen Eltern in der Heimat telefoniert und froh ist, dass es ihnen dort gut geht, in Liga zwei zur Sache. „Ich habe hier schon viel dazugelernt, das Trainerteam beim KSV Witten ist wirklich gut“, berichtet Korchmariuk schon in beachtlichem Deutsch. „Ich besuche ja schon eine Weile einen Kurs, habe Ende Oktober meine Prüfung.“ Was er danach vorhat, auch neben der Ringer-Matte, weiß der zielstrebige Ringer schon ziemlich genau. „Ich möchte so schnell es geht mit einer Ausbildung anfangen, vielleicht als Bankkaufmann. Auf jeden Fall möchte ich gerne in Deutschland bleiben“, sagt der 18-Jährige, „und irgendwann auch für Deutschland ringen.“
Hatte alles im Blick beim Training am Dienstag: Samet Dülger (li.) ist Chefcoach beim Zweitligisten KSV Witten 07 und hofft auf eine gute Saison 2025.
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Die Zweitliga-Termine des KSV Witten in der Saison 2025:
- 3. Oktober: (H) KG RV Lübtheen
- 4. Oktober: (A) RSV Rotation Greiz
- 11. Oktober: (A) SV Johannis Nürnberg
- 18. Oktober: (H) AC Lichtenfels
- 24. Oktober: (A) FC Erzgebirge Aue
- 25. Oktober: (A) WKG Markneukirchen/Gelenau
- 8. November: (H) FC Erzgebirge Aue
- 15. November: (A) KG RV Lübtheen
- 22. November: (H) RSV Rotation Greiz
- 29. November: (H) SV Johannis Nürnberg
- 6. Dezember: (A) AC Lichtenfels
- 13. Dezember: (H) WKG Markneukirchen/Gelenau