Stand: 02.10.2025 18:21 Uhr

Energie Cottbus rockt weiter die 3. Fußball-Liga. Nach dem Auswärtssieg in Rostock kommt nun Alemannia Aachen in die Lausitz. Doch ausgerechnet der wichtigste Mann könnte am Samstag fehlen. Von Andreas Friebel

Normalerweise sind Vaterfreuden selten Bestandteil einer Vorberichterstattung im Profi-Fußball. Aber die anstehende Geburt im Hause Cigerci bekommt nun inzwischen bundesweit Aufmerksamkeit. Was zum einen am Vater liegt, denn Tolcay Cigerci ist einer der Topspieler beim FC Energie Cottbus und in der gesamten 3. Fußball-Liga – und zum anderen auch am Neuankömmling selbst.
 
Er oder sie ziert sich nämlich heftig auf die Welt zu kommen. Eigentlich sollte das Baby schon rund um das Auswärtsspiel in Verl (1:2) vor zwei Wochen geboren werden. Der Spielmacher war deshalb allein angereist, um so lange wie möglich bei seiner Frau zu sein. Nun ist das Kind aber immer noch nicht da.

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Cigerci in Rostock etwas gehemmt

Beim 5:0-Heimsieg über Stuttgart II glänzte Cigerci noch mit drei Vorlagen. Von Sorgen über die anstehende Geburt keine Spur. Doch beim 3:1-Auswärtssieg am Dienstag in Rostock blieb der 30-Jährige etwas blass. Sind nun doch Sorgen da?
 
„Wir werden mal sehen, ob es Sinn macht, ihn Samstag spielen zu lassen“, sagte Cottbus-Trainer Claus-Dieter Wollitz am Donnerstag. „Denn er hat Stress, insbesondere seine Frau. Das Wichtigste ist, dass das Kind gesund geboren wird.“
 
Cigerci, der in dieser Saison bereits fünf Tore erzielt hat und fünf weitere vorbereiten konnte, pendelt von Cottbus regelmäßig nach Berlin, wo seine Frau wohnt. Zuletzt konnte er auch Trainingseinheiten ausfallen lassen. Wollitz ließ seinem Spielmacher maximale Freiräume und Cigerci gab das mit Leistung zurück. Sollte das Kind bis Samstag noch nicht auf die Welt gekommen sein, muss sich der Trainer etwas einfallen lassen. Denn eins zu eins kann Cigerci nicht ersetzt werden.

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Wollitz will frühzeitig „zweite Etappe erreichen“

Auch Aachen hat einen Spieler von seinem Format. Lars Gindorf wurde für diese Saison von Zweitligist Hannover 96 ausgeliehen. Der Mittelfeldspieler kommt mit einer Ausbeute von sechs Treffern und vier Vorlagen in die Lausitz. Auf ihn wird Energie am Samstag (Anpfiff: 16:30 Uhr) also besonders ein Auge haben müssen. Allerdings konnte auch Gindorf unter die Woche das 0:1 gegen Erzgebirge Aue nicht verhindern.
 
Für Cottbus ist die Marschroute am Samstag klar. Der nächste Dreier soll her. Der würde bedeuten, dass die Lausitzer mindestens Rang drei behalten. Aber in diese Richtung schaut Wollitz perspektivisch noch nicht. Nach wie vor gilt sein Fokus zuerst dem Klassenerhalt. Mit einem Sieg hätte Energie 20 Punkte.
 
„Nicht, dass wir uns dann ausruhen wollten, aber dann hätten wir die zweite Etappe schon frühzeitig erreicht“, so der FCE-Coach. Etwas mehr als 40 Punkte sind die magische Grenze, die ein Team normalerweise schaffen muss, um am Ende der Saison über den Abstiegsplätzen zu stehen. Die 20 Zähler wären also so etwas wie die Hälfte des Weges.

Um das zu erreichen, will Wollitz noch einmal rotieren und einige frische Kräfte bringen. Denn die Partie gegen Aachen ist das sechste Pflichtspiel innerhalb von drei Wochen. Die Beine werden vor der Länderspielpause und dem Landespokal langsam etwas schwerer. „Wir brauchen Samstag die richtige Frische, die richtige Balance und die richtige Energie.“

Trifft Stürmer Engelhardt weiter?

Wen Claus-Dieter Wollitz draußen lässt, wird sich zeigen. Ziemlich sicher ist aber, dass er auf Erik Engelhardt nicht verzichten wird. Beim Stürmer ist der Knoten endgültig geplatzt. In den vergangenen drei Partien erzielte der 27 Jahre alte Angreifer vier Tore.
 
Engelhardt war im Winter aus Osnabrück zurück nach Cottbus gewechselt. Obwohl er viel auf dem Rasen arbeitete, schoss er kaum Tore. „Jetzt hat er aber wieder diese Überzeugung und die Körpersprache, die man als Stürmer braucht. Er ist angekommen und mit seiner Familie total glücklich“, so Wollitz.
 
Vielleicht folgen am Samstag weitere Tore? Was in Anbetracht des drohenden Ausfalls von Tolcay Cigerci sicher nicht verkehrt wäre.

Sendung: Antenne Brandenburg, 02.10.2025, 16:00 Uhr

Rundfunk Berlin-Brandenburg