Die Mode des Leipziger Labels „urban privacy“ soll selbstverständlich nicht Menschen, schon gar nicht Käuferinnen und Käufer, sie soll Überwachungskameras mit Gesichtserkennung verwirren. Mit einer Veranstaltung im neuen Objekt des Mode-Labels wurde die aktuelle Kollektion, umrahmt von einer Kunstausstellung und einer Performance, am 26. September 2025 vorgestellt.

Wohin man auch in Deutschland schaut, überall gibt es Bestrebungen, den öffentlichen Raum mit Videoaufnahmen und KI-gestützter Gesichtserkennung zu überwachen. Schleswig-Holstein plant es, die Stadt Frankfurt am Main hat es schon und bezeichnet sich als Vorreiter, Berlin hat getestet und will den Einsatz der Technik ausweiten. Und auch in Sachsen wird diese Technik eingesetzt. Bundesinnenminister Dobrindt plant ein entsprechendes Sicherheitsgesetz, welches den Einsatz der Technik in ganz Deutschland ermöglichen würde. 

Nicole Scheller und Daniel Preuß haben das Label „urban privacy“ gegründet, um Mode zu machen, die es Menschen ermöglicht, sich anonym im öffentlichen Raum zu bewegen. Nach unserem Treffen im Juni 2024 ist einiges geschehen, die Firma ist ins Monopol Leipzig umgezogen und es gibt eine neue Kollektion.

Das Team urban privacy Nicole und Daniel. Foto: urban privacyTeam urban privacy Nicole und Daniel. Foto: urban privacy

Wir haben die Veranstaltung besucht, und Daniel und Nicole gefragt, was im letzten Jahr passiert ist. Für ein Video waren die Lichtverhältnisse leider zu schlecht, deshalb haben wir Bilder von der Veranstaltung und Ausschnitte aus der Videoinstallation der „Anti-Surveillance Kunstausstellung“ mit dem Ton des Interviews hinterlegt.

Wie funktioniert diese Mode gegen Gesichtserkennung eigentlich? Einfach gesagt: Die Muster auf der Kleidung verwirren die KI-Gesichtserkennung, indem „Geistergesichter“ für die KI erzeugt werden. Man konnte es selbst ausprobieren, der Scanner sprang immer zwischen dem eigenen Gesicht und den Mustern hin und her. Die KI konnte sich nicht entscheiden, wo wirklich ein Gesicht zu erkennen war.

Lea Karnutsch bei der Performance, Foto: Nicole SchellerLea Karnutsch bei der Performance. Foto: Nicole Scheller

Lea Karnutsch zeigte die tänzerische Performance „Downfacing Dialogue“ bei der Ferdinand Doblhammer für Multi Media und Sound sorgte. Das Duo „Flip the Coin“ aus Wien konfrontierte multimedial Machine-Learning-Algorithmen mit menschlicher Bewegung. Warum weiß ein Algorithmus, dass meine Fitnessübung „falsch“ war? Wie erkennt er gewaltvolle Handlungen auf Überwachungsvideos?

Im Video sind einige Ausschnitte der Performance und ein Kurzinterview mit Lea zu sehen.

Das Label urban privacy ist noch klein, die Kollektion ist überschaubar und vorwiegend im online-Handel erhältlich. Aktuell gibt es teils schon erfolgreiche Bestrebungen, die Produkte auch im stationären Handel anzubieten.

Verwirrende Fashion, Foto: Thomas KöhlerVerwirrende Fashion. Foto: Thomas Köhler

Fazit: Die Bestrebungen Videoüberwachung mit Gesichtserkennung im öffentlichen Raum zu installieren nehmen zu. Ob der Widerstand aus der Gesellschaft gegen diese Maßnahmen Wirkung zeigt, ist fraglich. Die hier gezeigten Produkte sind eine Möglichkeit, sich im öffentlichen Raum dagegen zu wehren. Es wäre selbstverständlich besser, man benötigte sie nicht und es ginge nur um modische Statements.