Hai Bui. Er ist der Stolz seiner Eltern. Er hat es geschafft, als Erster in seiner Familie. Er hat Abitur gemacht, studiert und hat jetzt einen guten Job bei den Dresdner Verkehrsbetrieben (DVB). Im Stadtteil Neustadt ist der 32-Jährige aufgewachsen, im Lebensmittelladen seiner Eltern. „Meine Freunde und Bekannten und ehemaligen Arbeitskollegen haben immer gesagt, ich bin der deutscheste Deutsche, den sie kennen. Ich bin überpenibel, ich bin super pünktlich“, sagt Hai Bui.
Stark verbunden mit Deutschland und Vietnam
Aber gleichzeitig wisse er auch, dass er als Vietnamese einen kulturellen Hintergrund habe. „Ich kann die Sprache zum Glück auch sprechen“, erklärt er. Der 32-Jährige fliege gerne zu seiner Oma und zu seinen Cousinen und Cousins. Mit ihnen spreche er Vietnamesisch und genieße die Kultur. „Aber ich bin deutscher Staatsbürger. Ich bin hier geboren, aufgewachsen und kulturell stark verwurzelt“, so Hai Bui.
Mutter: Alles für die Kinder tun
Seine Eltern, Hanh und Tuyen Bui, sind als Vertragsarbeiter in die DDR gekommen und haben für wenig Geld in volkseigenen Betrieben gearbeitet. Die Wendezeit war geprägt von existenzieller Unsicherheit: Müssen sie zurück nach Vietnam, dürfen sie bleiben?
Es muss meinem Sohn besser gehen. Da muss ich fleißig sein.
Hanh Bui
arbeitet hart, um das Beste für ihre Söhne zu erreichen
Seit 1996 besitzen sie einen kleinen Laden in der Dresdner Neustadt. Sie arbeiten hart, bis zu 13 Stunden pro Tag. „Es ist sehr schwierig, aber mein Gedanke ist, es für meine Kinder zu tun“, sagt Mutter Hanh Bui. „Ich muss Tag und Nacht mehr arbeiten und mehr sparen.“ Sie wolle ihre Kinder aufbauen, weil sie selbst ein sehr armes Leben hatte und kein Geld für die Ausbildung da war. „Es muss meinem Sohn besser gehen. Da muss ich fleißig sein“, erklärt Hanh Bui.
Familie Bui feiert auch Tag der Deutschen Einheit
Hais Bruder machte eine Lehre als Einzelhandelskaufmann und arbeitet inzwischen gemeinsam mit seinen Eltern. Beide Brüder wissen, was sie ihnen verdanken: „Die Geschichten meiner Eltern haben mich immer wieder geerdet“, erklärt Hai Bui. Das sei etwa dann Thema gewesen, wenn es ums Hausaufgaben machen ging. „Und Mama hat gesagt: ‚Sei froh, dass du hier bist und du die Bildung genießen kannst. Dass es dir hier besser geht und du nicht so hart arbeiten musst wie wir'“, erzählt Hai Bui.
Fragt man die Familie Bui, ob sie den Tag der Einheit auch feiern werden, sagen sie ganz klar: Ja. „Wir sind ein bisschen gemeinsam mit Freunden zusammen. Es ist Heimat und das schon lange“, sagt Hanh Bui. Sie sei nur selten in Vietnam. In Deutschland wohne sie nun schon seit 38 Jahren. Die Geschichte der Buis, es ist auch eine Geschichte der Deutschen Einheit.