AUDIO: Umfrage: Was halten sie von „Pudding mit der Gabel essen“? (1 Min)
Stand: 03.10.2025 12:28 Uhr
Zurzeit treffen sich an vielen Orten in Deutschland junge Menschen auf öffentlichen Plätzen, um gemeinsam Pudding mit einer Gabel zu essen – auch in Schleswig-Holstein. Was steckt hinter dem Social-Media-Trend?
Der Ablauf ist immer der gleiche: Im Kreis auf den Boden setzen, Pudding rausholen, mit der Gabel draufklopfen und einen Countdown runterzählen. Dann wird gemeinsam gegabelt. Über TikTok oder Instagram verabreden sich zahlreiche junge Menschen, um genau das zu tun. Auch in vielen Städten in Schleswig-Holstein sind Treffen geplant – etwa in Kiel, Flensburg und Lübeck. Dahinter stecken keine großen Veranstalter, sondern Einzelpersonen oder Meme-Pages. Memes sind überwiegend lustige oder satirische Bilder oder Videos, die sich schnell im Netz verbreiten.
Reels auf TikTok gehen viral
Der Trend verbreitet sich immer weiter, auch in Österreich und der Schweiz gabeln die Menschen Pudding. Weitere Länder dürften folgen: Videos, die über den Trend berichten, gibt es inzwischen auch von US-amerikanischen Accounts – auf TikTok teilweise mit über eine Million Aufrufen. In den Kommentaren eines Videos findet sich bereits ein Aufruf zu einem Treffen in New York City.
Pudding mit Gabel essen: Termine in Schleswig-Holstein
- 3. Oktober 2025, 15 Uhr am Bootshafen in Kiel
- 3. Oktober 2025, 15 Uhr Hafenspitze in Flensburg
- 26. Oktober 2025, 16 Uhr im Schrevenpark in Kiel
Hinweis der Redaktion: Es handelt sich um inoffizielle Termine. Die Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Los ging es im August: Ein Karlsruher Meme-Account teilte ein Foto eines Flyers auf Instagram. Darauf die Aufforderung: „Komm zu unserem ‚wir-essen-pudding-mit-einer-gabel-treffen‘.“ Dazu Datum, Uhrzeit und Ort. Wer den Flyer aufgehängt hat, ist unklar. „Wir fanden die Idee so charmant und lustig und dachten uns: Komm, wir posten mal etwas darüber“, sagt Mehran Nadimi, einer der Betreiber des Instagram-Accounts karlsruher.memes mit knapp 84.000 Followern.
Billig und für alle zugänglich
Und tatsächlich: Zu dem Treffen kamen zahlreiche junge Menschen mit Pudding und Gabel. Es folgten weitere Treffen in anderen Städten: Berlin, Hamburg, Dresden, München. Ende September kamen mehr als 1.000 Menschen in Hannover mit Pudding und Gabeln zusammen. Dort teilte die Instagramseite Hannover_Memes die Veranstaltung. Eine der Organisatorinnen erklärt sich das Phänomen so: Es sei einfach etwas, „wo man mal lachen kann“. Aktivitäten für Jugendliche seien teuer geworden – der Pudding-Treff sei dagegen eine schöne Freizeitaktivität, die billig und für alle zugänglich sei.
Pudding hätte auch eine Banane sein können
„Da kommen ganz viele Sachen zusammen“, erklärt Medienwissenschaftler Christian Möller von der Fachhochschule Kiel. „Es ist fröhlich, absurd, zum Lachen. Man kann Leute treffen, ohne Stellung beziehen zu müssen, ohne zum Beispiel für oder gegen etwas zu demonstrieren.“ Dass es jetzt gerade Puddingessen mit Gabel ist, sei einfach Zufall. „Es hätte auch eine Banane sein können, die man mit dem Messer isst.“
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Solche Trends kommen laut Möller in Wellen. 2012 tanzten alle den Gangnam-Style. 2016 liefen Menschen mit dem Handy durch die Gegend, um Pokemon Go zu spielen. Dass der Trend der Gen Z ein gemeinsames Treffen ist, sei allerdings kein Zufall: „Die Menschen, die jetzt um die 20 sind, sind auch die, die stark von der Pandemie und den Lockdowns betroffen waren. Sie haben prägende Zeiten verpasst und viele müssen erst lernen, analog Kontakte zu knüpfen“, so Möller.
Ablenkung vom Alltag
Hinzu käme die aktuelle politische Lage: Die Bedrohung durch Kriege und Krisen, der Rechtsruck in Europa, der Klimawandel. Im Gegensatz dazu ist Pudding mit der Gabel essen laut Möller „völlig inhaltsleer“. Und genau das scheint viele zu begeistern: „In unserer heutigen Welt voller Probleme, Ängste und Frust, echt mal ein witziges Event voller Leichtigkeit“, kommentiert eine Nutzerin ein Video eines Pudding-Treffens in Karlsruhe. Unter einem anderen Post steht: „Ein guter Trend. Ich liebe Pudding und keiner stirbt.“
Viele springen auf den Trend auf
Auch einige Unternehmen nutzen die Trendwelle, um Aufmerksamkeit zu generieren. Ein Möbelhaus bewirbt Gabeln, eine Puddingfirma ihren Pudding. Eine Baumarktkette lädt zum Puddingessen mit Schraubendreher ein. Allerdings nur als Gag – als Datum wird der 31.9. genannt, dabei hat der September bekanntermaßen nur 30 Tage.
Trend mit kurzer Dauer
Allzu lange dürfte das Phänomen allerdings nicht anhalten. „Das ist vorbei, sobald das Wetter wieder schlechter wird“, vermutet Social-Media-Experte Möller. „Vielleicht kommt dann noch mal was zu Weihnachten oder im nächsten Frühjahr.“ Erste Vorschläge werden auf Instagram bereits gesammelt: „Idee für den Winter: Tee aus der Schüssel trinken“, kommentiert ein User unter einem Pudding-Post.
Mehr als 1.000 junge Menschen haben sich hier am Sonntag zum Puddingessen getroffen. Dahinter steckt ein Internet-Phänomen.