Die Chinesin Zhimin Qian, von der die Bitcoin stammen, verkaufte laut britischen Gerichtsunterlagen Anlageprodukte, die hohe Renditen von bis zu 300 Prozent versprachen. Doch die 47-Jährige, die auch als „Göttin des Wohlstands“ bekannt war, leitete das Geld der Anleger an eine Krypto-Börse weiter, um es in Bitcoin zu tauschen. Die Betrugsmasche war mehrere Jahre aktiv und hinterlässt mehr als 128.000 Geschädigte, heißt es in der Pressemitteilung der Londoner Polizei.

Zwischen 2014 und 2017 orchestrierte Qian einen großangelegten Betrug in China, bei dem sie über 128.000 Opfer betrog und die illegal erworbenen Gelder in Bitcoin lagerte.
Pressemitteilung der Polizei

Im Juli 2017, als in China Ermittlungen aufgenommen wurden, floh Qian mit gefälschten Papieren nach Großbritannien. Die britische Polizei stieß erstmals im Jahr 2018 auf Qian. Zu diesem Zeitpunkt untersuchten die Beamten einen missglückten und verdächtigen Versuch eines Immobilienkaufs. Qian versuchte in Großbritannien, ihr Geld – beziehungsweise das der Anleger – durch den Kauf von Immobilien zu waschen.

Im Zuge dessen konfiszierte die Polizei Geräte aus ihrer gemieteten Villa in Hampstead, London. Das Ausmaß der Beschlagnahmung wurde jedoch erst später bekannt, als Ermittler im Mai 2021 Zugang zu den Wallets erhielten. Doch da hatte die Polizei bereits die Spur verloren.

Laut der Staatsanwaltschaft gelang es schließlich im April 2024, Qian und ihren Komplizen in York, England, aufzuspüren. Dabei wurden verschlüsselte Geräte, Bargeld, Gold und weitere Krypto-Werte sichergestellt. Der Wert dieser Beschlagnahmung beläuft sich Stand Juli 2025 auf 11 Millionen Pfund (circa 15 Millionen US-Dollar). Eine multinationale Kooperation von Behörden habe dies möglich gemacht.

Am 30. Mai 2021 flossen aus einer der Wallets 6.241 BTC ab. Die Spuren führen überwiegend zu einer kleinen, China-verbundenen Börse und zu einem Mixer. 1.741 BTC konnte die britische Polizei zurückbekommen, doch rund 4.500 BTC blieben verschwunden, berichtete das Medium Elliptic im März 2024.

Qians Anwalt veröffentlichte im Mai 2024 eine Erklärung, in der er behauptete, Qian habe China im Jahr 2017 heimlich verlassen müssen, da Krypto-Unternehmer befürchtet hätten, ungerechtfertigterweise verhaftet und misshandelt zu werden sowie ihr Vermögen konfisziert zu bekommen.

In einem von der britischen Polizei beschlagnahmten digitalen Tagebuch hielt Qian ihren Wunsch fest, vom Dalai Lama zur „wiedergeborenen Göttin“ gesalbt zu werden und ein eigenes Reich in „Liberland“ zu regieren – einer 7 km² großen, nicht anerkannten und unbewohnten Mikronation an der Donau zwischen Kroatien und Serbien.

Ihre Pläne umfassten unter anderem einen buddhistischen Tempel, Infrastruktur wie Flughafen und Hafen sowie Krone und Zepter im Wert von 5 Millionen Pfund. Laut Aussage ihrer früheren Assistentin Wen war Qians Realität jedoch wenig glamourös: Sie hatte nach einem Autounfall Gehprobleme und verbrachte oft fast den gesamten Tag im Bett am Laptop – mit Gaming, Online-Shopping und Bitcoin-Transaktionen.