Der Laufsport boomt. Immer mehr Menschen schnüren die Jogging-Schuhe und drehen ihre Runden durch Stadtparks und die Innenstädte. Am Sonntag werden wieder Zehntausende Hobby-Sportler beim Köln-Marathon an den Start gehen, sei es nun über die halbe Distanz von knapp 21 oder über die vollen knapp 42 Kilometer. Laufen ist ein Breitensport geworden – und das Ende der Fahnenstange ist längst nicht erreicht.
Doch fast jeder Läufer wird früher oder später einmal unliebsam ausgebremst, Verletzungen gehören zum Alltag der Breitensportler. In der Laufschuh-Industrie wird darauf jedoch nur bedingt eingegangen. Schneller, bunter, auffälliger – das scheint das Motto fast aller großen Hersteller zu sein. Gert-Peter Brüggemann, jahrzehntelanger Leiter des Instituts für Biomechanik und Orthopädie an der Deutschen Sporthochschule Köln, wollte dem entgegenwirken. Zusammen mit seinem ehemaligen Studenten und ebenfalls viele Jahre in der Branche tätigen Andre Kriwet rief er vor sechs Jahren seine eigene Schuh-Marke ins Leben.
Schuh soll vor Verletzungen schützen
Die Prämisse liegt dabei auf der Verletzungsprophylaxe. Charakteristisch für die Schuhe der Marke „True Motion“ ist die hufeisenförmige Sohle im Fersen-Bereich. „Sie zentriert die Kräfte aller Läufer“, erklärt das Unternehmen seine patentierte Technologie, „damit setzt sie an der Ursache unphysiologischer Belastung an und lässt Beschwerden beim Laufen erst gar nicht entstehen.“ Der Anfang war alles andere als leicht für das Kölner Start-Up. Der Markt ist heiß umkämpft und neue Konkurrenten werden misstrauisch beäugt. Doch der Erfolg gibt dem Unternehmen recht. Die Zahl der Mitarbeiter hat sich innerhalb der letzten Jahre auf mehr als 20 verdoppelt. Aufmerksame Beobachter nehmen bei den Läufern in der Domstadt immer häufiger die Schuhe mit dem markanten U wahr. Erst kürzlich zog die Firma aus Sülz in neue, größere Räumlichkeiten unweit des Brüsseler Platzes.
Das Hufeisen charakterisiert das stabilisierende Grundprinzip des Schuhs
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Auch das Portfolio des Unternehmens wird immer größer. Mittlerweile sind sieben verschiedene Modelle Bestandteil der Produktpalette. Und so sehr sich die Kölner Firma der Verletzungsprophylaxe verschrieben hat, so ganz kann sie sich dem Trend nicht verschließen. Und so wird pünktlich zum Köln-Marathon ein neuer Tempo-Schuh auf den Markt kommen, der jedoch ebenfalls das U unter der Sohle haben wird – und anders als viele Konkurrenten auf eine Carbon- oder Kunststoffplatte verzichtet.
Schmerzfreies Laufen
„Grundsätzlich wollen wir komplett in dem Bereich des schmerzfreien Laufens und der Verletzungsprophylaxe bleiben, weil das auch die Grundidee von True Motion ist“, unterstreicht allerdings Eva Hirschhäuser, die als Marken-Botschafterin tätig ist, und rechnet vor: „50 Prozent der Läufer sind früher oder später verletzt. Bei 25 Millionen Läufern sind das mehr als zwölf Millionen. Das ist extrem viel und somit ein wichtiges Thema.“
Die Erfolgsgeschichte des Unternehmens ist dabei durchaus beachtlich: „Dem Endverbraucher, der unsere Schuhe in den Geschäften gleichberechtigt mit den Mitbewerbern an der Schuhwand sieht, ist häufig gar nicht so bewusst, dass wir eigentlich noch eine sehr kleine Firma sind und ohne finanzielle Zuschüsse oder Investoren gewachsen sind“, betont Hirschhäuser, „dass wir aber konkurrenzfähige Produkte haben und uns mit den Mitbewerbern messen können, ist eigentlich schier unglaublich.“
Während die Konkurrenz weltweit vertreten ist, setzt das Kölner Unternehmen zunächst auf den heimischen Sprachraum in Deutschland, Österreich und der Schweiz. „Hier kennen wir den Markt, die Läufer, aber auch die Handelspartner“, begründet Tillmann Becker-Wahl ist Marketing- & PR-Manager des Unternehmens. Entsprechend ist es auch der Ehrgeiz des Kölner Start-Ups, hier innerhalb des nächsten Jahrzehnts im Ranking der Absatzzahlen noch weiter aufzusteigen. Schon heute ist das inhabergeführte Unternehmen die Laufschuhmarke Nummer neun im deutschen Fachhandel.
Das Heimspiel beim Köln-Marathon mit seinen Teilnehmern weit über die Grenzen des Rheinlands hinaus hat dabei eine strategisch wertvolle Bedeutung für True Motion. Und wenn es dem einen oder anderen Läufer hinterher in der Wade oder im Knie zwickt, wird er womöglich noch empfänglicher für die Technologie aus der Domstadt.