In Hamburg läuft der Kulturbetrieb auf Hochtouren. Hoch die Kelche. Konzerte des Volks-Rockers Andreas Gabalier wie in der Barclays Arena sind womöglich selten nüchtern zu überstehen. Das Comicfestival Hamburg wartet mit neuen Büchern, Lesungen und Ausstellungen auf. Die gibt es auf immersive Art im Port des Lumières in der HafenCity und im Bargheer Museum im Jenischpark mit „Pauken und Trompeten“. Dazu zwei Buchpremieren mit Anja Kampmann im Schmidtchen auf St. Pauli und zwei schreibenden Freunden im Metropolis Kino. Und in der Fabrik in Ottensen feiert Beatles-Expertin Stefanie Hempel den 85. von John Lennon, in der Elbphilharmonie die Deutsche Stiftung Musikleben den Klassiknachwuchs.

Lederhosen, Harmonika und Stromgitarren: Gabalier in der Barclays Arena

„Ob Frau und Mann oder Mann und Mann oder zwei Mädchen dann irgendwann, wenn der Forrest Gump nicht mehr laufen kann: Ist es Liebe, ist es Leben“, sang Andreas Gabalier 2021 in „Liebeleben“, „Du bist so, wie du bist, und das ist gut so.“ Das war schon bemerkenswert, wurde der österreichische „Volks‘Rock‘n‘Roller“ (Selbstbezeichnung) doch bis dahin von der Kritik als reaktionärer, homophober Depperl gesehen. Das kann man sehen oder hören, wie man will, genau wie seine angerockten volkstümlichen Schlager. Die finden auch in Norddeutschland ein großes Publikum, 2019 kamen 40.000 Fans ins Hamburger Volksparkstadion. Am 10. Oktober geht es aber wieder nach nebenan in die Barclays Arena. Motto: „Ein Hulapalu auf uns“. Was „Hulapalu“ bedeuten soll, weiß übrigens auch Andreas Gabalier zehn Jahre nach diesem Hit bis heute nicht. tl

Andreas Gabalier Fr 10.10., 20.00, Barclays Arena (S Stellingen, Bus 180), Hellgrundweg 44, Karten ab 79,90 im Vorverkauf; www.andreas-gabalier.at

Pressefoto Comicfestival Hamburg

Beim Comicfestival Hamburg signiert Max Baitinger sein neues Werk am Sonntag, 5. Oktober (14 Uhr), in der giraffentoast Gallery.
© Max Baitinger | Max Baitinger

Zwei heimische Projekte beim Comicfestival Hamburg

Aktuelle Projekte, neue Bücher und Ausstellungen – das Comicfestival Hamburg bietet wieder allerlei zum Stöbern und Staunen an verschiedenen Orten und in Galerien. Darunter sind zwei hiesige Projekte: Zum Festival erscheint Judith Kranz‘ Comicdebüt „Soma“ mit einer Schau in der Glaserei (Balduinstraße 22). Ihre Geschichte zu einer Reise in ein verseuchtes, unbekanntes Land ist nach der Vernissage am Freitagabend (19 Uhr) noch an diesem Sonnabend und Sonntag (4. und 5. Oktober) dort zu sehen. Eine Lesung folgt (4.10., 15.30 Uhr) in der Fotofabrique im Gängeviertel, eine Signierstunde (5.10., 14 Uhr) bei Strips & Stories. Mia Oberländer liest nach der Vernissage am Freitagabend im Raum linksrechts (Valentinskamp 37) am Sonnabend (4.10., 15.30 Uhr) aus ihrer zweiten Graphic Novel „Saloon – Das ist Familiensache“, ein vermeintlich normaler Familienwahnsinn mit Großmutter, deren Tochter, zwei Enkeln und aufbrechenden Konflikten. Ihren familiären dadaistischen Showdown signiert die Autorin am Sonntag (5.10., 13.30 Uhr) – ganz entspannt. str

Comicfestival Hamburg diverse Orte und Galerien, Fr 3.10, ab 19.00, Sa 4./So 5.10., jew. 12.00–18.00, Eintritt frei, Spenden erbeten, alle Termine und Orte: https://comicfestivalhamburg.de/

abb-NDR Talkshow

Freunde und Buchautoren: Lovis Wiefelspütz und Alexander Källner stellen ihr Buch „Die Reise unseres Lebens“ im Metropolis Kino vor.
© picture alliance / ABBfoto | picture alliance

Buchpremiere und Stummfilmkonzert im Metropolis

Zehn Jahre lang sind Alexander Källner und Lovis Wiefelspütz befreundet. Darüber, wie sie auf ihrer Weltreise durch 16 Länder Hindernisse überwunden haben, haben die Hamburger das Buch „Die Reise unseres Lebens“ (Untertitel: „Von Freundschaft. Inklusion und Abenteuerlust“) geschrieben. Källner, geboren mit der Muskel- und Gelenkerkrankung AMC, ist im Alltag auf Hilfe angewiesen. Wiefelspütz lebt mit ADHS und beschäftigt sich als Musiker, Autor und Podcaster („Hürdenläufer“) mit Diversität und Gleichberechtigung. Zur Lesung am 5. Oktober im Metropolis dokumentiert eine Fotoschau im Foyer ihre einjährige Reise. Am 10. und 12. Oktober gilt es im Kino dann noch ein Jubiläum: Aus Anlass der Premiere von Sergej Eisensteins Meisterwerk „Panzerkreuzer Potemkin“ vor 100 Jahren bringt Tuten & Blasen den Stummfilm-Klassiker zweimal als Live-Konzert-Erlebnis auf die Bühne. So vielfältig wie es die Hamburger Band schon seit 36 Jahren im Kino zu Stummfilmen macht. str

Buchpremiere: „Die Reise unseres Lebens“ So 5.10., 19.00 und 100 Jahre „Panzerkreuzer Potemkin“, Stummfilmkonzert mit Tuten & Blasen Fr 10.10., 20.00, So 12.10., 12.00, Metropolis Kino (U Gänsemarkt, U Stephansplatz), Kleine Theaterstr. 10, Karten zu je 9,-/erm. 6,-; www.metropoliskino.de

60 Jahre Beatles

Die gebürtige Mecklenburgerin Stefanie Hempel (47) kennt die Beatles besser als fast alle anderen in Hamburg. In der Fabrik widmet sie sich John Lennon.
© picture alliance/dpa | Daniel Bockwoldt

Imagine: Ein Abend für John Lennon in der Fabrik

Er war der „Nowhere Man“, der „Working Class Hero“, der „Jealous Guy“: Am 9. Oktober wäre John Lennon, ermordet am 8. Dezember 1980, 85 Jahre alt geworden. Hamburgs größter Fan und Expertin Stefanie Hempel feiert seinen Geburtstag mit „A Night for John Lennon“ am Donnerstag in der Fabrik. Mit der Band The Silver Spoons singt und erzählt Hempel aus Lennons bewegtem Leben als Beatle, als Solokünstler, als Aktivist und streitbares Genie. Und schon vormerken kann man sich Hempels „Celebrating John“-Abend am 8. Dezember ebenfalls in der Fabrik, an dem viele Gäste von Inga Rumpf bis Gustav Peter Wöhler mit dabei sein werden. tl

„A Night for John Lennon“ Do 9.10., 20.00, Fabrik (S Ottensen), Barnerstraße 36, Karten zu 37,- im Vorverkauf; www.fabrik.de

Port des Lumieres Vermeer / Mondrian

Van Goghs berühmte „Sonnenblumen“ sind Teil der immersiven Show „Die niederländischen Meister“ im Port des Lumières in der HafenCity
© Fabijan Vuksic | Fabijan Vuksic

Im Port des Lumières wird das Goldene Zeitalter der Malerei gefeiert

Mit einer neuen Show erweckt die immersive Erlebniswelt Port des Lumières in der Hamburger HafenCity vom 7. Oktober an die Werke weltberühmter niederländischer Künstler zu neuem Leben. Das multisensorische Erlebnis mit großflächigen 360-Grad-Videoprojektionen und räumlichem Klang nimmt das Publikum mit auf eine künstlerische Reise durch unterschiedliche Epochen – von der Malerei des Goldenen Zeitalters bis hin zur Klarheit der Moderne –, von Vermeer über Rembrandt bis van Gogh. Mondrians ikonische Raster aus Primärfarben bilden den Abschluss der immersiven Ausstellung. vfe

„Von Vermeer bis van Gogh. Die niederländischen Meister“ 7.10.–30.11., So–Do 10.00–18.00, Fr/Sa 10.00–20.00, Port des Lumières (U Überseequartier), Platz am 10. Längengrad 1, Eintritt 18,-/16,- (erm.), Kinder (bis 15 Jahre) 9,90 Euro; www.port-lumieres.com

SHMF 2024

Die Saxofonistin Asya Fateyeva, Alumna der Deutschen Stiftung Musikleben, tritt bei deren Konzert am 5. Oktober in der Elbphilharmonie auf.
© Jewgeni Roppel | Jewgeni Roppel

Elbphilharmonie: „So klingt Zukunft!“ mit Asya Fateyeva und Co.

Zu den vielen Institutionen, die in der Stiftungshauptstadt Hamburg ansässig sind, zählt die Deutsche Stiftung Musikleben, die seit Jahrzehnten für bedarfsgerechte, individuelle Förderung des höchstbegabten Nachwuchses steht. Einmal im Jahr präsentiert sie die Früchte ihrer Arbeit im Großen Saal der Elbphilharmonie mit einem Benefizkonzert unter der Überschrift „So klingt Zukunft!“. Über den durchweg hinreißenden Abend vom vergangenen Jahr hätte man genauso gut schreiben können: „So klingt Optimismus“. Zu hören sind jeweils aktuelle Stipendiatinnen und Stipendiaten. Von den „Großen“ ist am 5. Oktober die Saxofonistin Asya Fateyeva dabei, die, wo immer sie auftritt, das Publikum mit musikalischer Sensibilität und Kreativität begeistert. Das Programm reicht von Mozart über Paganini und Schostakowitsch bis zur jungen Komponistin Olga Rayeva. Junge Musik für junge Leute, es soll ja nach Zukunft klingen. vfz

„So klingt Zukunft!“ So 5.10., 20.00, Elbphilharmonie (U Baumwall, Bus 112), Platz der Deutschen Einheit 1, Karten zu 29,- bis 79,- unter T. 040/35 76 66 66 oder www.elbphilharmonie.de

Pressefoto Anja Kampman

Die Hamburger Autorin Anja Kampmann (41) stellt ihren neuen Roman auf St. Pauli im Schmidtchen vor. 
© Maximilian Gödecke | Maximilian Gödecke

Anja Kampmanns Hamburg-Roman: Premiere mit Benno Fürmann

Für manche ist ihr neuer Roman schon jetzt das „Hamburger Buch des Jahres“. Und weil Anja Kampmanns „Die Wut ist ein heller Stern“ auf St. Pauli spielt, passt der Ort für ihre Buchpremiere – Achtung: nicht bloß Kiezjargon – wie die Faust aufs Auge: Im Schmidtchen, auf der etwas schöneren Seite der Reeperbahn namens Spielbudenplatz, präsentiert die Hamburger Autorin am Mittwoch, 8. Oktober, ihren Roman mit Schauspieler Benno Fürmann. Der spielte einst den Berliner Profiboxer Gustav „Bubi“ Scholz, hat aber mit Hamburgs Kiez längst nicht so viel zu tun wie Kampmanns Protagonistin Hedda, die sich im Nazi-Deutschland der 1930er-Jahre als Artistin im Varieté Alcazar an der Reeperbahn im männerdominierten Rotlichtmilieu behauptet. Die Buchpremiere ist zugleich der Auftakt der 20. Herbsttour von „Der Norden liest“ von NDR Kultur. str

Anja Kampmann: „Die Wut ist ein heller Stern“ HH-Premiere MI 8.10., 19.30, Schmidtchen (U St. Pauli), Spielbudenplatz 21/22, Restkarten zu 25,-/erm. 20,- unter T. 040/31 77 88 99; www.tivoli.de

So klingt der Rummel: Die Malerin Gretchen Wohlwill ist mit „Hamburger Dom“ (1930) im Bargheer Museum vertreten.

So klingt der Rummel: Die Malerin Gretchen Wohlwill ist mit „Hamburger Dom“ (1930) im Bargheer Museum vertreten.
© Sammlung Haspa/Foto: Margot Schmidt | NL Wohlwill

Mit Pauken und Trompeten: Bargheer Museum macht Musik in Bildern

Wie könnte der Klang von Stimmen und Instrumenten aussehen? Das fragten sich schon Künstlerinnen und Künstler im Laufe des 19. Jahrhunderts und rissen die Schranken zwischen den Genres ein. Für die Ausstellung „Mit Pauken und Trompeten“ im Bargheer Museum hat Kuratorin Friederike Weimar die Werke von 20 Kunstschaffenden ausgewählt, die sich auf sehr unterschiedliche Art und Weise mit der Visualisierung von Musik auseinandergesetzt haben: Gemälde, Grafiken, Skulpturen, Fotografien und Filme von Maskentänzern. Mit dabei im Jenischpark sind natürlich der Hausmaler Eduard Bargheer sowie Gretchen Wohlwill, Arnold Fiedler, Karl Kluth, Rolf Nesch und Lavinia Schulz. vfe

„Mit Pauken und Trompeten“ bis 1.3.2026, Di–So 11.00–18.00, Bargheer Museum (S Klein Flottbek), Hochrad 75, Eintritt 9,-/6,- (erm.), www.bargheer-museum.de.

Sternstunde oder Reinfall?

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