Berlin – Es ist ein unverhohlener Aufruf zum Mord! Seit Dienstag kursiert in Berlin ein antisemitisches Flugblatt, in dem den Betreibern der Neuköllner linken Programm-Kneipe „Bajszel“ Gewalt und Tod angedroht wird. Wörtlich heißt es: „Wir wollen, dass diese drei für immer schweigen“.

Unter der Überschrift „Make Zionists afraid“ (Macht Zionisten Angst) macht das mutmaßlich von Linksextremisten verfasste Hass-Pamphlet in Berlin die Runde. Der wie ein Fahndungsplakat aufgemachte Flyer zeigt Fotos der drei Betreiber Alexander C., Alexander R. und Andrea R.. Die Bilder sind mit dem roten Hamas-Dreieck markiert. Die Verfasser haben es im Kiez um das Lokal an der Emser Straße an Türen und Häuserwände geklebt.

Der Brandanschlag auf das Bajszel im September vergangenen Jahres war bereits der dritte Angriff

Der Brandanschlag auf das Bajszel im September vergangenen Jahres war bereits der dritte Angriff

Foto: Jörg Bergmann

Auf dem Flugblatt wird den Betreibern vorgeworfen, in ihrer Kneipe „offen ihre Unterstützung für den Kolonialstaat Israel“ zu „propagieren“ und am Aufruf zu einer israelfreundlichen Kundgebung am 5. Oktober in Berlin beteiligt zu sein.

„Wir wollen, dass diese drei für immer schweigen“

Dann wird offen gedroht: „Wer sich während eines Völkermordes auf die Seite der Täter stellt, sollte sich nirgendwo sicher fühlen.“ Und weiter: „Wir wollen, dass diese drei für immer schweigen und als Warnung für alle Zionisten in Berlin und Neukölln gelten können.“ Am Schluss folgt die strafbare Parole „From the river to the sea, Palestine will be free“, mit der nichts anderes als die Forderung nach der Auslöschung Israels gemeint ist.

Die Berliner Polizei kennt den Droh-Aufruf, der für politische Straftaten zuständige Staatsschutz hat strafrechtliche Ermittlungen aufgenommen. Auf BILD-Anfrage bestätigt eine Polizeisprecherin, dass auch geprüft wird, ob das Schreiben aus dem linksextremistischen Spektrum kommt.

Abscheulich und antisemitisch

Auf X und in anderen sozialen Netzwerken solidarisieren sich die Menschen mit den bedrohten Gastronomen und verurteilen das Flugblatt als abscheulich und antisemitisch.

Volker Beck, Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, fordert sofortige Schutzmaßnahmen für das „Bajszel“ und seine Betreiber sowie ein klares politisches Signal von Bund, Land und Bezirk: „Israel-solidarisches Engagement in Deutschland darf nicht lebensgefährlich sein. Die antisemitischen Morddrohungen gegen das ‘Bajszel’ in Berlin-Neukölln sind ein unerträglicher Skandal. Die Verbreiter der Flugblätter fühlen sich offensichtlich sicher.“

Mehr zum ThemaHass-Attacken gegen das „Bajszel“ seit 2023

Dass sich die Betreiber der Kiez-Kneipe schon lange nicht mehr sicher fühlen können, zeigen die Angriffe seit 2023. Wiederholt wurden Gäste und Mitarbeiter als „jüdische Kindermörder“ beleidigt und bedroht, Scheiben des Lokals mit Pflastersteinen zertrümmert.

Höhepunkt der Hass-Attacken bisher: Im September 2024 wurde ein Brandanschlag auf das „Bajszel“ verübt, während noch Gäste drinnen saßen.