Von Stefan Otto
Mannheim. Man schwitzt, man zittert oder es stehen einem die Haare zu Berge. Das Mannheimer Cinema Quadrat widmet sich ein ganzes Wochenende lang dem „Körper-Kino“ und versteht darunter Filme, die körperliche Erfahrungen bedeuten.
Auch Tränen gehören dazu oder sexuelle Erregung. Darüber wird am 10. Oktober im ersten von insgesamt sechs Vorträgen gesprochen. Der Auftakt verspricht zugleich einen erweiterten Blick auf den menschlichen Körper im Film. Denn nicht nur um „Körper-Kino“, auch um den menschlichen Körper auf der Leinwand wird sich beim „39. Mannheimer Filmsymposium – Körper-Kino: Zur filmischen Inszenierung von Körperlichkeit“ alles drehen.
Der Mannheimer Kampfchoreograf und Regisseur Moustafa Hammad möchte dort am 12. Oktober (in englischer Sprache) über Stunt-Koordination sprechen, verschiedene Kampfstile und Sportarten vorstellen, die Unterschiede zwischen amerikanischen und asiatischen Martial-Arts-Filmen herausstellen und erläutern, wie man Kämpfe ansehnlich choreografiert und die entsprechenden Szenen im Film überzeugend umsetzt. Ebenfalls Stuntchoreograf, aber auch Intimitätskoordinator ist der Berliner Florian Federl, der bei Film- und Fernsehproduktionen die Beteiligten bei der Inszenierung intimer Szenen betreut und von seinen Aufgaben und seiner Zusammenarbeit mit der Regie, der Kamera und den Schauspielern bis hin zur Choreografie berichten wird.
Wie Körperbilder im Film faszinieren, tief berühren oder verstören können, wie sich in ihnen Schönheit und Zerbrechlichkeit, Schmerz oder Widerstand zeigen, sollen weitere Vorträge des Symposiums nahebringen, die unter anderem der Mannheimer Medienwissenschaftler Peter Scheinpflug sowie die Filmkritiker Gerhard Midding und Philipp Stadelmaier ankündigen. Filmbeispiele werden bereits Bestandteil mehrerer Referate und Werkstattberichte sein, aber um sie herum zeigen außerdem fünf komplette Spielfilme Körper in Aktion.
Das französisch-belgische Horrordrama „Raw“ eröffnet die Reihe mit der sonderbaren Coming-of-Age-Geschichte einer jungen Vegetarierin, die eine ungeahnte Gier nach rohem, auch menschlichem Fleisch in sich spürt. Kannibalismus im Kino also, an dessen Stelle der US-amerikanische romantische Thriller „Love Lies Bleeding“ eine wilde lesbische Liebesgeschichte, Bodybuilding, zügellose Gewalt und schwarzen Humor setzt. In Darren Aronofskys Drogenfilm „Requiem for a Dream“ betäuben sich vier Abhängige, bis aus ihren Träumen Halluzinationen werden und sie selbst sozusagen zu Embryonen regredieren. Martin Scorseses Boxerdrama „Wie ein wilder Stier“ („Raging Bull“) ist Körperkino vom Feinsten, mit Robert De Niro zunächst im Ring und später, 30 Kilo schwerer, k.o. an der Bar, während die Helden im chinesischen Wuxia-Film „House of Flying Daggers“ ans Übernatürliche grenzende körperliche Fähigkeiten entwickeln.
Info: Für das Symposium vom 10. bis 12. Oktober sind Dauerkarten, Tageskarten sowie Karten für einzelne Vorträge oder Filme erhältlich.