Egal ob Politik oder Forschung, die erste Antwort auf die Frage unserer Hörerin fällt immer gleich aus. Frank Uekötter, Professor für Technikgeschichte an der Universität Bochum und Autor eines Buches über die Geschichte der Atomkraft in Deutschland, bringt es so auf den Punkt: „Diese Reaktoren gibt es im Moment noch nicht. Alles, wovon wir reden, sind Planungen, Gedankenspiele. Es gibt keinen Reaktor, der in Betrieb wäre. Es gibt auch keinen, der in den nächsten fünf Jahren in Betrieb gehen wird.“ Das liege daran, dass es sehr lange bräuchte, um solch ein Atomkraftwerk zu errichten.

Atomreaktoren der vierten Generation
Reaktoren der vierten Generation sind fortschrittliche Reaktoren, die anders als die bisher üblichen Leichtwasserreaktoren funktionieren. Sie sollen sicherer, günstiger im Strompreis, effizienter beim Brennstoffverbrauch und umweltfreundlicher sein, da sie weniger Abfall erzeugen und vorhandenen radioaktiven Abfall teilweise verwerten können. Außerdem sind sie weniger für Atomwaffen geeignet. Die Konzepte gibt es schon seit Jahrzehnten, wirtschaftlich durchgesetzt haben sie sich aber bisher noch nicht.

Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung

Das weiß auch Lars Rohwer, sächsischer CDU-Abgeordneter im Bundestag mit Schwerpunkt Energie, und dämpft deshalb die Erwartungen – obwohl seine Partei grundsätzlich an der Option Kernenergie festhält und auf die Forschung zu genau diesen Kraftwerken der vierten Generation setzt. „Wir haben die Sicherheitsstandards in unserem Land aus guten Gründen. Wenn man die realistischen Zahlen anguckt, war mal davon die Rede, dass wir das schnell bekommen“, sagt Rohwer.

Laut Rohwer schätzt mittlerweile niemand mehr, dass diese neuen AKW vor 2030 entstehen könnten: „Deswegen ist es nicht so realistisch, das gleich heute in einen Energiemix zu nehmen“.