Berlin – Wer in Deutschland arbeitet und Steuern zahlt, hat Anspruch auf Kindergeld – das gilt auch für EU-Bürger, deren Kinder im Ausland leben. Zahlen der Bundesarbeitsagentur zeigen: Die Summe, die ins Ausland überwiesen wird, ist erneut gestiegen.

Bis Ende Juni 2025 hat die Familienkasse insgesamt 27,8 Milliarden Euro Kindergeld überwiesen. Davon gingen 270 Millionen Euro auf ausländische Konten. Zum Vergleich: Im Vorjahreszeitraum wurden insgesamt 27,4 Mrd. Euro ausbezahlt, darunter 258 Mio. auf ausländische Konten. Die Zahlungen ins Ausland sind im Vergleich zum ersten Halbjahr des vergangenen Jahres um 4,65 Prozent gestiegen.

Führt man die Rechnung fort, zeichnet sich ein klarer Trend ab: Auch 2025 werden wieder mehr als 500 Millionen Euro Kindergeld ins EU-Ausland gehen. 2010 waren es noch 35,8 Millionen Euro.

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Die höchste Summe (109,1 Mio. Euro) ging in der ersten Jahreshälfte 2025 nach Polen. 31,4 Mio. wurden auf Konten in Rumänien überwiesen, 25,1 Mio. nach Tschechien, 18,3 Mio. nach Frankreich, 9,7 Mio. nach Kroatien, sowie jeweils 8,7 Mio. Euro in die Slowakei und auf Konten in Ungarn. 4,6 Mio. Euro gingen auf Konten in Bulgarien.

Ein Sprecher der Agentur zu BILD: „Knapp ein Prozent des ausgezahlten Kindergelds wird auf ausländische Konten überwiesen.“

Er erklärt: „Wenn Unionsbürger in Deutschland arbeiten und steuerpflichtig sind, wird das deutsche Kindergeld auch für im EU-Heimatland lebende Kinder gezahlt.“ In den Daten zum ausgezahlten Kindergeld auf ausländische Konten seien „auch deutsche Staatsangehörige enthalten, die ein Konto bei einer Bank mit Sitz außerhalb Deutschlands unterhalten“.

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Fakt ist aber auch: Immer wieder stehen die Kindergeld-Zahlungen ins Ausland in der Kritik, wie zuletzt im Ruhrgebiet. Vielfach geht es um Sozialbetrug durch Armutsmigranten aus Osteuropa. Versuche, die Höhe des Kindergelds an die im jeweiligen Heimatland anzugleichen, wurden von Gerichten abgewiesen.

„Kindergeldbetrug unterbinden“

Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link (49, SPD) schilderte im „Spiegel“: „In Duisburg und in verschiedenen anderen Kommunen sind Menschen aus Rumänien und Bulgarien unter dem Vorwand der Arbeitnehmerfreizügigkeit als vermeintliche Arbeitnehmer eingewandert. Das bedeutet, dass für EU-Bürger ein Minijob ausreicht, um umfassende Sozialleistungen zu beziehen.“

Link geht konsequent gegen Abzocke vor, hat eine eigene Sondereinheit eingerichtet – und ist von seinem Modell überzeugt: „Das Geschäftsmodell Kindergeldbetrug ist keine Raketenwissenschaft, das lässt sich unterbinden.“