In den letzten drei Jahren haben die USA Dutzende neuer Militärstützpunkte in Norwegen, Schweden und Finnland eröffnet. Weitere US-Basen sind in Westasien, Somalia, Südafrika, Panama, Puerto Rico und Peru neu dazugekommen. Schliesslich haben die US-Militärs auch südöstlich von China einige neue Stützpunkte eingerichtet, etwa in Taiwan und den Philippinen, in Guam, Papua-Neuguinea und Australien. Zu diesem Ergebnis kommt eine breit angelegte Recherche der Friedensorganisation «World beyond War».
Gemäss der genannten Studie betreiben die USA mittlerweile 877 ausländische Militärbasen (Stand Mitte 2025). Die hierzulande bekannteste dürfte die Ramstein Air Base in Deutschland sein. Auffallend ist, dass sich die US-Stützpunkte über 95 Länder auf der ganzen Welt verteilen und dabei Russland und China praktisch umzingeln.
Anzahl der Militärbasen, die von den jeweiligen Ländern betrieben werden.
Die USA sind Spitzenreiter der Stützpunkt-Strategie
Auf einer interaktiven Website von «World beyond War» können sich Interessierte selbst einen Überblick verschaffen. Seit 2020 haben die USA demnach 81 neue Militärstützpunkte in 20 Ländern eröffnet. Besonders auffallend ist diese Zunahme in Skandinavien.
Seit 2020 neu installierte US-Militärbasen in Skandinavien.
Vor allem NATO-Basen tragen zur Militarisierung der Welt bei
Achtzehn weitere Nationen unterhalten ebenfalls Militärstützpunkte ausserhalb ihrer Landesgrenzen. Doch diese summieren sich nicht einmal auf halb so viele wie die der USA, nämlich auf lediglich 370 Basen. Diese Stützpunkte liegen – mit wenigen Ausnahmen – jeweils in den Nachbarländern der Betreiber.
Weltweit zählt die Studie von «World beyond War» somit 1247 exterritoriale Militärbasen, Tendenz steigend. Als mit Abstand grössten Treiber dieser Entwicklung identifiziert die Studie klar die Vereinigten Staaten. An zweiter und dritter Stelle figurieren zwei weitere NATO-Bündnispartner: die Türkei und das Vereinigte Königreich. Alle drei Staaten unterhalten insgesamt 1127 ausländische Militärbasen. Dagegen schneidet Russland mit 29 exterritorialen Stützpunkten geradezu bescheiden ab. Diese sind alle in 10 Ländern zu finden, die in der Nähe von Russland liegen, mit Ausnahme eines Stützpunkts im Sudan. Kaum ins Gewicht fallen die 6 ausländischen Militärbasen der dritten Grossmacht, China.
Auch punkto Grösse dominierten die US-Basen, so die Recherche. Keine andere ausländische Basis komme in ihrer Grössenordnung an die US-Stützpunkte in Ländern wie Deutschland, Japan und Südkorea heran.
In diesen Ländern haben die USA ihre Militärbasen (angeführt werden nur Nationen mit mindestens zehn US-Basen).
Stützpunkte steigern die Bedrohung durch Atomwaffen und Drohnen
In den fünf angeblich nicht-nuklearen Ländern Türkei, Italien, Deutschland, Belgien und den Niederlanden nutzten die USA Stützpunkte, um einige ihrer eigenen Atomwaffen zu lagern und einsatzfähig zu halten. Das müsse als Verletzung des Vertrags über die Nichtverbreitung von Kernwaffen angesehen werden, vermerken die Studienautoren.
Die Studie hat 17 ausländische US-Stützpunkte als Drohnenbasen identifiziert. Diese Stützpunkte, die über Europa, Afrika und Asien verstreut sind, ermöglichen schnelle und einfache tödliche Angriffe mit scheinbar geringeren Kosten für die Angreifenden, während sie schweren Schaden anrichten, Feindseligkeiten schüren und die Grundlage für erweiterte Kriege legen könnten, wie beim angeblich «erfolgreichen» Drohnenkrieg gegen den Jemen, schreibt «World beyond War».
Basen stärken nicht die Sicherheit, sondern die Repression
Ausländische Militärbasen dienten den Regierungen des Gastlandes oft zur Kontrolle und Unterdrückung der eigenen Bevölkerung. Besonders US-Auslandsstützpunkte befänden sich in vielen autoritär geführten Nationen: Bahrain, Ägypten, Gabun, Irak, Jordanien, Oman, Katar, Saudi-Arabien, Syrien, Thailand, Uganda, die Vereinigten Arabischen Emirate, unter vielen anderen.
Die Basen-Studie verweist darauf, dass ein Dutzend US-Stützpunkte in einer winzigen Inseldiktatur wie Bahrain mehr Einfluss entwickeln könnten als eine grössere Anzahl von US-Stützpunkten in einer grösseren Nation, wie zum Beispiel Italien.
Die USA, so die Studie, hätten lange Zeit ausländische Stützpunkte als Orte für gesetzlose Inhaftierung und Folter genutzt und nutzten sie nun, um Menschen aus den Vereinigten Staaten abzuschieben und sie im Ausland einzusperren zu lassen.
Von den 117 ausländischen Stützpunkten des Vereinigten Königreichs befinden sich gemäss der Recherche 17 auf der Mittelmeerinsel Zypern. Sie würden derzeit «zur Unterstützung des israelischen Völkermords in Gaza eingesetzt», wie «World Beyond War» schreibt.
Eine Kette negativer Begleiterscheinungen
Die Stützpunkte befänden sich oft auf «gestohlenem» Land und setzten oft Systeme der Rassentrennung und des Kolonialismus fort. Sie richteten grosse Umweltschäden an, neigten dazu, sexuelle Gewalt und Trunkenheit zu fördern, verschlängen viel Geld und stützten brutale Regierungen. Sie gewährten kriminelle Immunität für die «Besatzungstruppen» und schafften eine segregierte Struktur, in der nicht alle Menschen die gleichen Rechte hätten, listen die Studienautoren auf.
Demokratische Legitimation fehlt, doch der Widerstand wächst
Die US-Öffentlichkeit sei nie gebeten worden, über die Einrichtung oder Schliessung solcher Stützpunkte zu entscheiden, halten die Studienautoren fest. Das gelte auch für jede andere Öffentlichkeit, deren Regierung Stützpunkte im Ausland habe.
An vielen Orten auf der Welt haben Menschen Volksbewegungen aufgebaut, um geplante Stützpunkte zu verhindern und bestehende Stützpunkte zu schliessen. An über 60 Orten protestierten Menschen im Rahmen des Globalen Aktionstags im Jahr 2025 gegen ausländische Militärstützpunkte verschiedener Länder, darunter vornehmlich solche der Vereinigten Staaten, von Grossbritannien und Russland.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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