Bonn – Am Donnerstag war Jom Kippur, der höchste jüdische Feiertag. Und ausgerechnet an dem Tag wurde eine Israel-Hass-Demo im Umfeld der Bonner Synagoge genehmigt. Die verängstigten gläubigen Juden fühlten sich einem Bericht zufolge wie eingesperrt.
„Unter uns war eine Frau, die bald 90 Jahre alt wird, außerdem Mitglieder im Alter von 80 und 77 Jahren. Alle hatten große Angst. Und drinnenzubleiben war die einzige sichere Option. Wir durften nur mit Begleitung unserer Sicherheitskräfte das Gelände verlassen, und das war sehr beängstigend“, sagte ein Gemeindemitglied gegenüber dem Internetportal „Union Orthodoxer Journalisten“, einer Nachrichtenseite orthodoxer Gläubiger.
440 Demonstranten nahe der Synagoge
Auf der Seite ist auch ein Video veröffentlicht, das zeigen soll, wie sich eine Frau auf dem Synagogengelände filmt. Im Hintergrund hört man Parolen. An der Demo nahmen laut Polizei 440 Menschen teil, von denen zwei wegen verbotener Hetze angezeigt wurden.
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Der Vorstand der Synagogen-Gemeinde hat jetzt einen Brief an den Bonner Polizeipräsidenten geschrieben. Darin fragt er, weshalb man so eine Demo im Umfeld des Gotteshauses gerade zum höchsten jüdischen Feiertag genehmigt hatte. Und ob zum 7. Oktober, dem Jahrestag des schlimmsten Massakers an Juden seit dem Holocaust, wieder so eine Demo genehmigt werden würde.
„Es ist für uns völlig unverständlich, weshalb geltendes Recht – insbesondere die Regelungen des Feiertagsgesetzes NRW, § 9 – in dieser Situation nicht angewandt und die Durchführung der Versammlung im Umfeld der Synagoge nicht untersagt wurde. Unsere Gemeindemitglieder mussten an diesem Abend ernsthaft um ihre Sicherheit fürchten“, heißt es in dem Brief.
2021, lange vor dem Hamas-Massaker und dem darauffolgenden Gaza-Krieg, gab es einen Anschlag auf die Bonner Synagoge. Hier sind Polizei-Markierungen zu sehen (Archivfoto)
Foto: picture alliance / KNA
Das sagt die Polizei
„Es gab Sperrungen an der Synagoge, doch es war jederzeit möglich, durch Ein- und Auslässe den abgesperrten Bereich zu verlassen“, sagte eine Polizeisprecherin zu BILD und räumt ein: „Es war für die jüdische Gemeinde sicherlich belastend, wenn man am höchsten Feiertag zusammenkommt und dann ein solcher Aufzug in direkter Nähe stattfindet. Wir nehmen das Ganze ernst und werden das Gespräch mit der jüdischen Gemeinde noch einmal suchen.“
Ob so eine Demonstration am 7. Oktober dort erneut genehmigt wird, ist derzeit noch nicht bekannt. Vor zwei Jahren starben an diesem Tag bei einem Terrorangriff der Hamas mehr als 1200 israelische Zivilisten und Sicherheitskräfte. Mehr als 240 Menschen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.