Mit 40.000 Euro Steuergeld unterstützt, fand im Botanischen Garten Berlin die Veranstaltung „Queens & Flowers“ statt. Offiziell angekündigt als buntes Familienfest, offenbarte es bei näherem Hinsehen eine problematische Botschaft.

Ein kleines Mädchen sitzt erwartungsvoll vor einer Bühne. Eine Dragqueen, knapp bekleidet, wirft Blumenblätter über sie. Das Bild wirkt auf den ersten Blick unschuldig – doch es wirft Fragen auf. Hier begegnet ein Kind einer erwachsenen Performance, die ihre Wurzeln in der Club- und Subkultur hat. Und das geschieht nicht irgendwo, sondern mitten in einem öffentlichen Park – und unterstützt mit knapp 40.000 Euro Steuergeld.

Am 23. August fand im Botanischen Garten Berlin das Sommerfest „Queens & Flowers“ statt. Offiziell angekündigt als buntes Familienfest, offenbarte es bei näherem Hinsehen eine problematische Botschaft: Kinder wurden zum Teil einer Inszenierung gemacht, die von erwachsener Sexualästhetik lebt. Der traditionsreiche Ort der Wissenschaft und Erholung wurde zur Bühne einer moralinsauren Performance.

Insbesondere die „beliebte Dragqueen-Reading-Hour“ für Kinder war ein programmatischer Akt, der die Grenzen zwischen Unterhaltung und Erziehung, zwischen Erwachsenenkultur und kindlicher Entwicklung verwischte. Kinder saßen staunend vor der Bühne, während eine Performerin zunächst las, dann tanzte und eindeutig aufgeladene Posen zum Besten gab. Der gespreizte Po, nur weitmaschig bedeckt durch eine Netzstrumpfhose, wackelte direkt vor den jungen Augen. Was in Nachtclubs als Kunstform funktioniert, sogar gefällt, wurde hier bruchlos in die Welt der Kleinsten übertragen.

Am Eingang zeigten sich die Spannungen: Polizisten, eine kleine Gruppe Christen – Kreuze auf der Kleidung, die meisten mit Migrationshintergrund – im kurzen und hitzigen Rededuell mit der „Ansprechperson Queeres Berlin“, Alfonso Pantisano. Die Frage der Christen war so schlicht wie treffend: Es sei doch schön, dass jeder sich kleiden könne, wie er wolle – „aber müssen denn Kinder involviert werden?“ Eine Antwort blieb Pantisano schuldig.

Ich sprach erst mit der kleinen Christen-Schar, wollte dann ein Ticket kaufen. Plötzlich funktionierte das Kreditkartensystem nicht mehr. Wechselgeld war, na sowas, auch aus. Die Protestierenden und ich mussten draußen bleiben. Am Hintereingang hatte ich mehr Glück.

Kritiker wurden gleich zu Beginn der Show herabgewürdigt: „Wir sind keine Christen, keine Fundamentalisten, keine Schwurbler – wir sind die Vielfalt.“ Vielfalt wurde hier nicht als Einschluss, sondern als Ausgrenzung verstanden – gegen den Glauben, nicht mit ihm. Lautes Gejohle. Der Widerspruch zwischen Christsein und Diversität wurde nicht nur fälschlicherweise behauptet, sondern auch gefeiert.

Entscheidend ist nicht nur, was auf der Bühne geschah, sondern wer es möglich machte. Das Fest erhielt knapp 40.000 Euro Unterstützung aus Bezirksmitteln und der Verwaltung des CDU-geführten Berliner Senats. Mit anderen Worten: Steuergeld floss in ein Programm, dessen Kern darin bestand, Kindern eine sexualisierte Erwachsenenästhetik aufzuzwingen.

Klar ist: Drag ist nicht das Problem. Im Gegenteil: Erwachsene sollen sich verkleiden, inszenieren und provozieren dürfen, wie sie wollen. Aber dass eine Drag-Show für Kinder von staatlichen Stellen unterstützt wird, ist bedenklich. Sie vermengt Themen, die Kinder noch nicht kognitiv einordnen können, konfrontiert sie mit einer Ästhetik, die nicht für sie gemacht ist.

Hier wird nicht Freiheit ermöglicht, sondern Frühsexualisierung staatlich legitimiert. Wir subventionieren Übergriffigkeit, die eine spezielle Weltanschauung als Normalität etabliert. Wo bleibt die neutrale Haltung des Staates, der die Freiheit aller schützt – und nicht eine spezifische Moral fördert?

Der Botanische Garten, einst ein Ort der stillen Schönheit, wurde an diesem Tag zur Bühne für eine Welt, die sich selbst inszeniert. Die Natur war bloße Kulisse, Kinder wurden zum Material einer Performance. Das ist nicht neu. Wir haben Ähnliches schon in Kirchen und an anderen Orten gesehen, die traditionell der Kontemplation, dem Sakralen oder der Wissenschaft vorbehalten sind. Das Muster ist immer dasselbe: Ein etablierter, historisch aufgeladener Ort wird entkernt und als Projektionsfläche für aktivistische Anliegen oder Unterhaltung genutzt. Es ist die Verwechslung von Ort und Bühne.

Die Botschaft an die Kinder war: So sieht Normalität aus. Christen und ihr Lebensmodell hingegen gehören nicht dazu. Die Botschaft an die Christen: Geht nach Hause, wir wollen euch hier nicht haben! Und die Botschaft an die Gesellschaft: Der Staat finanziert diese Weltanschauung.

Wir müssen vorsichtig sein, unsere Sehnsucht nach einer toleranten und diversen Gesellschaft nicht zu einem Dogma zu erheben, das jede andere Form der Normalität verdrängt. Wir sollten die institutionelle Großzügigkeit nicht so weit treiben, dass sie der nächsten Generation die Freiheit nimmt, ihre eigene Kultur zu definieren. Zu oft spielen wir mit dem Fundament der Kindheit. Wer heute die Unschuld dem Zeitgeist opfert, darf sich morgen nicht wundern, wenn Vertrauen zerbricht.

Carl-Victor Wachs, Jahrgang 1991, ist Journalist und Kommunikationschef der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft. Der verheiratete Familienvater studierte Sprachwissenschaften an der Universität Cambridge und ist Altstipendiat des katholischen Cusanuswerks. Von 2021 bis 2023 war er Bundestagskorrespondent der „Bild“.