Hertha BSC kann im heimischen Olympiastadion doch noch gewinnen. Gegen Preußen Münster holte die Elf von Stefan Leitl am Samstagnachmittag den ersten Sieg vor den eigenen Fans seit genau fünf Monaten.
Die Fußballer von Hertha BSC haben am Samstagnachmittag gegen Preußen Münster im vierten Anlauf ihren ersten Heimsieg der aktuellen Zweitliga-Saison geholt. Bei nasskaltem Wetter zeigten die Berliner eine über weite Strecken gute Leistung und belohnten sich daher verdient mit dem ersten Dreier im Olympiastadion. Stürmer Sebastian Grönning war beim 2:1 (1:0) mit zwei Treffern der Matchwinner.

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Der Spielverlauf
Das Spiel begann ausgeglichen. Beide Mannschaften versuchten bereits früh, offensiv Akzente zu setzen – und Hertha traf. Ein sensationelles Distanztor aus fast 50 Metern von Kapitän Fabian Reese (10. Minute) wurde allerdings wegen einer knappen Abseitsposition im Vorfeld des Treffers zurückgenommen.
Dennoch war Hertha in der Anfangsphase gut im Spiel. Die Leitl-Elf störte die normalerweise ballsicheren Münsteraner im Mittelfeld früh und überließ den Gästen so nicht die Kontrolle über die Partie. Münster tat sich im Spielaufbau schwer, weil die Berliner früh und gut verteidigten. Auf weitere Offensivszenen ihrer Mannschaft mussten die Herthaner Fans im Olympiastadion zunächst aber warten.
Erst in der 27. Minute wurde es wieder gefährlich: Nach einer Ecke kam Abwehrspieler Toni Leistner an den Ball, der schoss ihn aus guter Position aber weit über das Tor. Wenig später kamen die Gäste dann erstmals gut vor das Berliner Tor. In einer Dreifachchance scheiterte zunächst Oscar Vilhelmsson, dann Oliver Batista-Meier an Hertha-Torwart Tjark Ernst. Zum Schluss wurde Marvin Wenzels Schuss noch kurz vor der Linie gerettet – gute Gelegenheiten für Münster und eine starke Leistung von Ernst.
Die seine Kollegen auf der Gegenseite mit der Führung belohnten. Nach einer Ecke von der rechten Seite stand Sebastian Grönning am langen Pfosten völlig frei und musste nur noch einnicken (34.). Es war die insgesamt verdiente Führung, die gleichzeitig den 1:0-Halbzeitstand bedeutete. Diesen hätte der Däne in der Nachspielzeit der ersten Hälfte sogar noch erhöhen können, er scheiterte aus kürzester Distanz aber an Münster-Torwart Johannes Schenk (45.+1).

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Zeefuik muss verletzt raus
Zur Pause musste Leitl wechseln: Julian Eitschberger kam für Deyovaisio Zeefuik, der sich unmittelbar vor dem Halbzeitpfiff verletzt hatte. Trotzdem kam Hertha gut aus der Kabine – und erhöhte seine Führung. Nachdem Grönning seinen zweiten Treffer kurz vor der Unterbrechung noch verpasst hatte, traf er jetzt eiskalt. Eine Vorarbeit von Marten Winkler brachte der 28-Jährige aus gut elf Metern sicher im Tor unter (52.).
Hertha spielte nun mit viel Sicherheit und hatte die Gäste komplett unter Kontrolle. Insbesondere Jón Dagur Thorsteinsson erstickte mit unermüdlichem Laufeinsatz und guter Zweikampfquote viele Angriffe der Preußen wie schon in der ersten Hälfte bereits im Aufbau.
In der Schlussphase wurden die Berliner dann allerdings nachlässig – und wurden prompt bestraft. Nach einigen vergebenen Münsteraner Gelegenheiten war es Etienne Amenyido, der die Gäste mit einem schönen Schuss ins rechte Eck wieder ins Spiel brachte. Ein unnötiger Gegentreffer aus Berliner Sicht, hätte Hertha die eigenen Führung zum einen weiter erhöhen können (insbesondere durch Winkler in der 65. Minute) und zum anderen in den Schlussminuten deutlich besser verteidigen müssen. So wurde es am Ende nochmal knapp, die Berliner retteten den Heimsieg schließlich aber über die Zeit.

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Der Spieler des Tages
Neben Doppeltorschütze Grönning ist vor allem Herthas Thorsteinsson herauszuheben. Der Offensivspieler überzeugte dabei weniger im Angriff, sondern viel mehr im Pressing und damit der frühen Verteidigung. Immer wieder störte der Isländer im defensiven Mittelfeld der Gäste früh und effektiv und unterband so oft den Münsteraner Spielaufbau durchs Zentrum. Seine starke Laufleistung von elf Kilometern und eine gute Zweikampfquote – vor allem im ersten Durchgang – unterstreichen das.
Zählbares
- Nach über fünf gespielten Stunden (303 Minuten) und 32 erfolglosen Torschüssen war es vollbracht: Hertha erzielte als letztes Team sein erstes Heimtor der Saison 2025/26
- Mit einer Torwahrscheinlichkeit von 95.6 % belegt der Treffer von Sebastian Grönning Rang drei im Top-5-Ranking der wahrscheinlichsten Tore der Saison
- Gleichzeitig war Grönnings Tor Herthas erster Treffer nach einem Eckball seit 11 Monaten, der zuvor letzte gelang im November 2024 in Magdeburg
- Das 2:0 von Grönning war das 600. Heim-Tor der Berliner in der 2. Bundesliga
Herthas Reese hebt den Ball spektakulär von weit außen ins Tor – am Ende zählt der Treffer nicht.
Was war denn da los?
Beinahe wäre Herthas Fluch des fehlenden Heimtors schon früh im Spiel mit einem Traumtreffer beendet worden. Der wunderbare Distanzschuss von Reese aus gut 40 Metern ins Münsteraner Tor wurde allerdings wegen einer minimalen Abseitsposition in der Entstehung des Treffers aberkannt. Hinzu gekommen wäre vermutlich ein mutmaßliches Foulspiel von Grönning an Gäste-Keeper Schenk, das ebenfalls hätte geprüft werden müssen. Obwohl der Treffer nicht zählte, gehörte die spektakuläre Szene dennoch zu den Highlights eines guten Zweitliga-Spiels am Samstagnachmittag.
Stimmen zum Spiel
Stefan Leitl (Trainer Hertha BSC): „Ich bin mit Seba (Doppeltorschütze Sebastian Grönning, Anm.) sehr zufrieden. Er darf mit dieser Position gerne weiterwachsen, solche Leistungen bringen und der Mannschaft helfen, um erfolgreich zu sein. Er hat zwei super Tore gemacht. Ich glaube, er hätte noch ein oder zwei machen können – oder vielleicht auch müssen, das ist wieder etwas anderes. Aber er kommt in diese Situationen, deswegen bin ich sehr zufrieden.“
Sebastian Grönning (Hertha BSC): „Dass es am Ende noch mal so spannend wurde, daran waren wir selbst Schuld. Wir müssen mehr Tore schießen. Aber natürlich freuen wir uns über diesen Heimsieg. Für mich persönlich war es der erste – und hoffentlich nicht der letzte.“
Alexander Ende (Trainer Preußen Münster): „Wir haben den Gegner durch viele einfache Fehler immer wieder zu Umschaltsituationen eingeladen, waren dann zu weit auseinander, gerade in der ersten Halbzeit. Unsere Raute muss miteinander agieren, die war viel zu weit aufgefächert. Wenn du dann den Ball verlierst, sind Räume da, sind Räume groß. Wir haben den Gegner zu Umschaltsituationen eingeladen, weil wir unsere Kompaktheit aufgegeben haben.“
Sendung: rbb24 Inforadio, 05.10.25, 13 Uhr