Berlin – Die Polizei warnte schon im Mai 2024 die Berliner Bezirke vor Messer-Killer Shadi S. (43, Syrer) aus der U-Bahn in Charlottenburg. Doch er rutschte offensichtlich durch das behördliche Sicherheitsnetz – bis er Steve H. (29) erstach und erschossen wurde.

BILD liegt das Schreiben des LKA vom 7. Mai 2024 vor. Es ist an die Gesundheitsämter (Sozialpsychiatrischer Dienst) in Pankow und Steglitz-Zehlendorf adressiert. Es geht um „Abwehr einer Fremd- und Eigengefährdung“. Shadi S. wurde damals nach einer Haftstrafe (7 Monate) in der JVA Tegel wegen gefährlicher Körperverletzung in einem Wohnheim Am Sandhaus (Pankow) untergebracht.

Fitnesstrainer Steve „Bobby“ H. (29) hat ein einjähriges Kind

Fitnesstrainer Steve „Bobby“ H. (29) hat ein einjähriges Kind

Foto: Ufuk Ucta

Polizei warnte vor „hohen Aggressions- und Gewaltpotential“ des Syrers

Die Beamten warnen vor „hohen Aggressions- und Gewaltpotential“, vor allem, wenn sich Shadi S. in seiner Ehre als Moslem gekränkt fühle. In Streitsituationen betrachte er die „unmittelbare Anwendung von körperlicher Gewalt als vorrangigen Konfliktlösungsmechanismus“, um vermeintliche „und mitunter religiös verbrämte Ehrverletzungen zu sühnen“. Der Syrer leide unter einer „geringen Frustrationstoleranzschwelle und ausgeprägten Impulsivität sowie einer leichten Kränkbarkeit“.

Besonders schlimm: Sein Hass auf Polizisten! Ein Vorfall in Magdeburg, der bei ihm zu einer „empfundenen Ehrverletzung“ führte, gelte als „Initialereignis für die Ablehnung polizeilicher Amtsträger und Maßnahmen“.

Polizisten an dem Ort, an dem ein Beamter auf Shadi S. schoss. Der Syrer hatte die Beamten zuvor mit einem Küchenmesser bedroht

Polizisten an dem Ort, an dem ein Beamter auf Shadi S. schoss. Der Syrer hatte die Beamten zuvor mit einem Küchenmesser bedroht

Foto: Fabian Sommer/dpa

Seitdem habe S. „paranoide Wahninhalte“ und fühlt sich von „staatlichen Autoritäten dauerhaft verfolgt, drangsaliert und überwacht“. Die Bundespolizei führte Sahdi S. in der Personenfahndung mit dem Hinweis: „Eigensicherung beachten! Person ist gewalttätig, pathologischer Hass auf polizeiliche Amtsträger!“

Sozialpsychiatrischer Dienst traf Shadi S. nicht an

Das Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf kennt das Schreiben. „Mit der Person konnte der Sozialpsychiatrische Dienst keinen Kontakt herstellen“, sagt Sprecherin Carolina Böhm. Die Bezirksstadträtin für Soziales und Gesundheit in Pankow, Dominique Krössin, antwortet auf Anfrage: „Die Akte liegt mir vor. Die Unterlagen werden derzeit geprüft und Gespräche mit den Mitarbeitenden geführt.“

An diesem U-Bahnhof starb der Familienvater nach dem Streit

An diesem U-Bahnhof starb der Familienvater nach dem Streit

Foto: Olaf Wagner

Die Fragen, ob es nach dem LKA-Brief Kontakt zu S. gab, ob und welche Maßnahmen vom Bezirk ergriffen wurden, lässt Krössin unbeantwortet.

Shadi S. ging mit Küchenmesser auf Beamte los

Shadi S. war zuletzt in Berlin-Hellersdorf gemeldet. Am 12. April stach er den Fitnesstrainer Steve H. (29) nach einem Streit in der U-Bahn nieder. Der Vater starb auf dem U-Bahnhof Sophie-Charlotte-Platz.

Als Polizisten Shadi S. stellen wollten, ging er mit dem blutigen Küchenmesser auf sie zu. Ein Beamter feuerte vier Kugeln ab, um ihn zu stoppen. Er starb im Krankenhaus.

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Shadi S. ist den Behörden seit seiner Einreise immer wieder aufgefallen. Vor allem in Brandenburg, Berlin und Sachsen wurde er straffällig, kassierte immer wieder Haftstrafen.

Die Staatsanwaltschaft Chemnitz beantragte zuletzt einen Antrag auf Bewährungswiderruf sowie auf Erlass eines Sicherungshaftbefehls. Dieser Antrag ging am 18. März 2025 beim Landgericht Berlin ein. „Darüber war noch nicht entschieden, weil zunächst weitere Ermittlungen zum Aufenthaltsort angestellt werden mussten“, so Lisa Jani, Sprecherin der Strafgerichte.

Angehörige von Steve H. haben am S-Bahnhof Sophie-Charlotte-Platz Blumen niedergelegt und Fotos ihm aufgestellt

Angehörige von Steve H. haben am S-Bahnhof Sophie-Charlotte-Platz Blumen niedergelegt und Fotos ihm aufgestellt

Foto: Hannes P Albert/dpa