Am Vormittag standen die Zeichen noch auf Regen und Sturmböen. Keine guten Aussichten für das geplante neue Outdoor-Event an der Bilker Kirche. „Fashion around the Church“ war es überschrieben und sollte ein weiterer Puzzlestein werden, um das Lorettoviertel zum Fashion-Hot-Spot der Stadt zu machen. Dafür war eigens das Straßenstück am St. Martin-Platz neben der Bilker Kirche gesperrt worden, wo die Lorettostraße auf die Bilker Allee trifft. Als Runway für die Fashion Show diente ein langer Teppich auf der Fahrbahn.

Pünktlich zum Start des Begleitprogramms auf der kleinen Bühne lugte die Sonne das erste Mal durch die dunklen Wolken. Aufatmen bei den Organisatoren, verbunden mit dem bangen Blick auf die Wetter-App, ob da vielleicht noch mehr geht. Und tatsächlich, kaum hatten sich die Models bereit gemacht, die aktuellen Herbsttrends vorzuführen, wurde der Himmel blau über der Bilker Kirche.

Durch die Musik aus den Lautsprechern neugierig geworden, sammelten sich immer mehr Passanten entlang des improvisierten Catwalks. Auf gleich zwei „Loretto Fashion Shows“ präsentierten sich Boutiquen und Concept Stores der Shoppingmeile. „Die Idee, eine Modenschau auf der Straße zu machen, finde ich cool“, sagt Sandra Studt, die mit ihrer Freundin vorbeischaute. Die beiden nehmen mit ihren Smartphones alles auf, was sie sehen. „Für Insta und Tik Tok“, sagen sie. Später wollen sie noch „durch die Läden ziehen und shoppen“. Schließlich sollen die an diesem Samstag bis 21 Uhr geöffnet haben.

Doch da ist schon der erste Kritikpunkt, in dem sich Gewerbetreibende und Passanten einig sind. Denn ähnlich wie schon beim letzten Loretto-Event – dem „Late Night Shopping“ – sind längst nicht alle Ladeninhaber mit im Boot. „Viele Geschäfte haben gar nicht so lange auf“, ärgert sich Semra Adassi, die sich „auf einen gemütlichen Bummelnachmittag“ gefreut hatte.

Die Veranstaltung sei einfach so aus der Hüfte geschossen organisiert worden, heißt es von einigen Ladeninhabern. Und tatsächlich verriet Moderatorin Käthe Köstlich am Rande, dass von der Idee bis zur Umsetzung nur wenige Wochen Zeit vergingen. Dafür wiederum hätten sie dann doch ganz schön was auf die Beine gestellt, meinte Zuschauerin Nelly Niemtz. Allerdings bedauerte auch sie, dass die Fashion Show nicht auf der Lorettostraße stattfand, sondern an der Kirche, „wo es kaum jemand mitbekommt“ und so nur wenige Shops sich am Event beteiligten.

Dabei haben die Inhaberinnen der Boutiquen „StewarDress“ und „Tuxedo“ beispielsweise im Grunde gar nichts gegen eine Modenschau – wenn das Event entsprechend gut organisiert sei und das Konzept alle mit einbeziehe. Mit Angelika Kauffmann hatten die Veranstalter immerhin eine Designerin gewinnen können, die ihr Atelier an der Lorettostraße hat. Ihre Models präsentierten Kauffmanns aktuelle Kollektion, wie man es von ihr kennt, mit witzigen Details und Puffärmeln als Hingucker.

Der Concept-Store von „NullZwoElf“ setzte da mehr auf Streetwear mit bedruckten Hoodies und Taschen. Im Herbst liegen kurze Jacken, weit geschnittene bequeme Hosen und die Silhouette umspielende Mäntel mit Teddy-Kragen im Trend. „Tragbare Mode“, findet Katharina Ohlig, die sich schon das ein oder andere Stück ausgeguckt hat. „Da will ich nachher doch mal schauen, wie das an mir aussieht“, sagt sie. Und dann hat die Benratherin noch einen Wunsch an die Veranstaltenden: „Ich hätte es gut gefunden, wenn wir etwas mehr über die vorgestellten Klamotten und die Shops, etwa wo man sie bekommen kann, erfahren hätten“. Schließlich sei es ja kein Fachpublikum, sondern „potenzielle Kunden“, die angesprochen werden sollen. Dass zum Abschluss der Fashion Show alle beteiligten Läden lediglich kurz genannt wurden, reichte ihr nicht aus – und das sahen viele ebenso.

Für das Begleitprogramm sorgte unter anderem La Cati mit einer Dance Performance. Die Betreiberin einer Tanzschule an der Neusser Straße bietet Kurse in Flamenco, Bachata und Salsa an. Besonders beliebt sind ausschließlich für Frauen reservierte Lady Style Angebote.