Windiger Herbst statt goldener Oktober! Orkantief „Detlef“ hat am Wochenende große Teile des Landes fest im Griff – mit Regen, Nebel und Sturmböen. Vom Brocken bis zum Schwarzwald fegt der Wind mit voller Wucht über Berge, Straßen und Dächer.

Im Harz warnte der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Sonntagmorgen vor orkanartigen Böen bis zu 110 km/h. Wanderer müssen auf dem Brocken mit massiven Sturmböen rechnen, in der Nacht zum Montag soll es dort weiter heftig wehen.

Orkantief „Detlef“ sorgte am Wochenende für einige Feuerwehreinsätze. In Ditzingen (Baden-Württemberg) stürzte ein Baum auf die Lärmschutzwand der ehemaligen B295 und musste aufwendig entfernt werden

Feuerwehrleute entfernen einen Baum von der Straße im Landkreis Ludwigsburg

Foto: IMAGO/KS-Images.de

Feuerwehrleute entfernen einen Baum von der Straße im Landkreis Ludwigsburg

Orkantief „Detlef“ sorgte am Wochenende für einige Feuerwehreinsätze. In Ditzingen (Baden-Württemberg) stürzte ein Baum auf die Lärmschutzwand der ehemaligen B295 und musste aufwendig entfernt werden

Foto: KS-Images.de / Andreas Rometsch

Sturmflut im Norden

Die Menschen in Niedersachsen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern mussten sich am Sonntag auf stürmisches Wetter einstellen. Besonders auf den Nordseeinseln tobten schwere Sturmböen mit bis zu 110 km/h auf Sylt, an der Ostsee waren auf Rügen und dem Darß bis zu 90 km/h möglich.

Einfach umgepustet! Am Ostseestrand in Warnemünde liegen die Strandkörbe im Sand, im Hintergrund trotzen wackere Spaziergänger dem Wind

Einfach umgepustet! Am Ostseestrand in Warnemünde liegen die Strandkörbe im Sand, im Hintergrund trotzen wackere Spaziergänger dem Wind

Foto: Bernd Wüstneck/dpa

Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie warnte vor hohen Pegelständen – in Hamburg wird für den Nachmittag ein Hochwasser mit zwei Metern über dem mittleren Pegel erwartet. Der Fischmarkt und andere tieferliegende Gebiete könnten überflutet werden.

Strandkörbe werden abtransportiert – der Campingplatz Harlesiel an der Nordsee wird komplett geräumt

Strandkörbe werden abtransportiert. Der Campingplatz Harlesiel an der Nordsee wird komplett geräumt

Foto: NonstopNews

Auf dem Campingplatz Umost auf Norderney sind rund 80 Wohnmobile und Wohnwagen in einer Sturmflut versunken. Das Gelände wurde vollständig überflutet, Fahrzeuge standen teils bis zur Türkante im Wasser. Verletzte gab es nicht. Während auf dem Festland viele Plätze vorsorglich geräumt wurden, blieb der auf der Insel offenbar geöffnet.

Der ADAC schleppt Fahrzeuge aus dem Hafengebiet in Cuxhaven ab

Der ADAC schleppt Fahrzeuge aus dem Hafengebiet in Cuxhaven ab

Foto: Christian Butt

Auch der Fährverkehr war stark eingeschränkt: Zahlreiche Verbindungen zu den Ostfriesischen Inseln fielen aus oder wurden verschoben. Auf Baltrum und in Harlesiel mussten Campingplätze und Strandbereiche vorsorglich geräumt werden. Die Insel Langeoog ist vom Festland abgeschnitten und hat deutliche Spuren abbekommen. Am Hauptstrand riss die Sturmflut eine mehrere Meter hohe Abbruchkante in die Dünenlandschaft, Teile des Strandaufgangs wurden beschädigt. Die Inselbahn stand zeitweise unter Wasser.

Auch auf See gab es Folgen: Mehr als 1.000 Passagiere des Kreuzfahrtschiffs „Artania“ konnten ihre geplante Gala-Fahrt nach Amsterdam nicht antreten. Das Schiff konnte aus Sicherheitsgründen den Hafen von Bremerhaven nicht verlassen. Die Fahrt soll am Montagabend fortgesetzt werden.

Baden-Württemberg: Zwei Schwerverletzte im Sturm

Das Orkantief sorgte in Baden-Württemberg am Samstag für zahlreiche Einsätze von Polizei, Feuerwehr und Rettungskräften. Besonders betroffen waren der Hochrhein, der Oberrhein und der Schwarzwald. Zwischen 9 und 19 Uhr wurden viele Bäume entwurzelt, Äste abgebrochen und Bauzäune umgeweht.

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Foto: visual.BILD.de

Zwei Menschen wurden schwer verletzt: In Dachsberg (Kreis Waldshut) traf ein umstürzender Baum einen Kleinbus. Der Fahrer (58) und seine Beifahrerin (57) kamen mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus.

In Bad Kohlgrub (Bayern) stürzte ein Baum in die Oberleitung, ein Zug blieb mitten im Wald stehen. Die Feuerwehr musste die Fahrgäste evakuieren

In Bad Kohlgrub (Bayern) stürzte ein Baum in die Oberleitung, ein Zug blieb mitten im Wald stehen. Die Feuerwehr musste die Fahrgäste evakuieren

Foto: Dominik Bartl

Ein heftiger Unfall in Dachsberg (Baden-Württemberg)

Ein heftiger Unfall in Dachsberg (Baden-Württemberg)

Foto: Polizeipräsidium Freiburg/dpa

Bayern: Erste Schneeflocken und stürmische Böen

Nach einer windigen Nacht blieb Bayern weitgehend verschont. Polizei und Feuerwehr meldeten nur kleinere Einsätze. In der Alpenregion fiel oberhalb von 1500 Metern der erste Schnee. Die Höchstwerte: 10 bis 15 Grad, der Wind erreicht bis zu 60 km/h.

Auch im Erzgebirge herrschte herbstliches Wetter. Auf dem Fichtelberg gab es dichten Nebel, starken Wind und Regen – pünktlich zum Fichtelberglauf. Läufer wurden auf dem Gipfel eiskalt überrascht, viele hüllten sich nach dem Zieleinlauf in Decken.

Sturm auf dem Fichtelberg! Auf Sachsens höchstem Berg tobte heftiger Wind, dichter Nebel sorgte zusätzlich für schlechte Sicht

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Foto: Bernd März

Am späten Samstagabend stürzte auf der Gustav-Esche-Straße in Leipzig ein Baum auf die Fahrbahn. Autos und Busse kamen nicht weiter.

Am späten Samstagabend stürzte auf der Gustav-Esche-Straße in Leipzig ein Baum auf die Fahrbahn. Autos und Busse kamen nicht weiter.

Foto: 7aktuell.de/ EFLE

Berlin und Brandenburg: Windig und grau

In der Hauptstadtregion rechnet der DWD am Sonntag mit Sturmböen bis zu 70 km/h und dichten Wolken. Ab dem Nachmittag setzt Regen ein, bei 14 bis 16 Grad. Auch in der Nacht zum Montag bleibt es regnerisch.

Orkantief „Detlef“ hat Deutschland ein stürmisches Herbstwochenende beschert – mit Regen, Nebel und den ersten Schneeflocken in den Bergen. Der Wochenstart bleibt windig und nass.