„Der Name Pfleiderer hat hierzulande einen guten Klang“, sagt Matthäus Felder. Genau das dachten sich offenbar auch schon die Komödianten Oscar Heiler und Willy Reichert, als sie vor fast schon 100 Jahren einer ihrer beiden Kunstfiguren diesen urschwäbischen Familiennamen verliehen. Bei „Häberle und Pfleiderer“ stellt Letzterer so etwas wie den Prototypen des knitzen Schwaben dar. Gut möglich deshalb, dass die etwas behäbige Figur des Wilhelm Pfleiderer bis heute der bekannteste unter allen Pfleiderer-Namensträgern ist.
Matthäus Felder, der Vorsitzende des Familienverbands Pfleiderer, der seit 2014 ein eingetragener Verein ist, weiß den berühmten Reichert-Pfleiderer sehr zu schätzen. Die echten Träger des Familiennamens Pfleiderer lobt er mit Blick auf die Geschichte aber eher für ihre „Zielstrebigkeit und Entschlossenheit, erfolgreich zu sein“ als für ihre knitze Behäbigkeit. Als Beweis führt er so manches europaweit agierendes Unternehmen an, das bis heute den Namen der Familie trägt.
Reichlich Spuren in Stuttgart hinterlassen
Auf Einladung des mehrköpfigen Vorstands des Familienverbands sind am Freitag 55 dieser „Pfleiderer und Pfleidererinnen“ aus der ganzen Region, aus Bayern, Norddeutschland und der Schweiz angereist, um in Stuttgart ihr alljährliches Familientreffen abzuhalten. Hier, in Stuttgart, haben die Pfleiderers reichlich Spuren hinterlassen: vom einstigen Bettenhaus in der Bärenstraße und der Degerlocher Bauunternehmerin und Stifterin Helene Pfleiderer bis zum Knetmaschinenhersteller Werner und Pfleiderer. Die Reihe könnte man beliebig fortsetzen.
Zurück reicht die erforschte Geschichte der Familie bis ins Jahr 1550, als auf dem Degenhof bei Winnenden-Hertmannsweiler zum ersten Mal ein Georg Pfleiderer in den Urkunden auftaucht. Der auf ihn gründende Stammbaum versammelt mehr als 3500 nachgewiesene Personen, sagt der Hobby-Genealoge Felder, dessen Großmutter eine Pfleiderer war.
Ein konkretes Vorbild für den Familienverband Pfleiderer
„Konkretes Vorbild für die Gründung des Familienverbands Pfleiderer 1924“, betont er, „war der Zeller’sche Familienverband.“ Die Idee dazu habe sich aus dem Kreis der Kinder des Basler Missionskaufmann Gottlob Friedrich Pfleiderer entwickelt. Der erste Vorsitzende war der Cannstatter Pfarrer Ernst Pfleiderer. Felder glaubt, dass es bei der Gründung 1924 wohl innerhalb der Familie auch um „Solidarität in schwerer Zeit ging“.
Nach dem Zweiten Weltkrieg sei das Interesse dann versiegt, auch, weil der allzu forschende Blick auf die eigenen Vorfahren inzwischen ein Gschmäckle hatte. Ahnenforschung hatte für eine Weile den Ruch von „Ahnenpass“ und „Ariernachweis“. Erst 90 Jahre nach seiner Gründung wurde der Familienverband als Verein 2014 erneut ins Leben gerufen.
Pfleiderer-Nachwuchs fehlt noch der Sinn nach Familiengeschichte
Heute gehe es darum, „Geschichten zu teilen, Wurzeln zu erkennen und neue Verbindungen zu knüpfen“, sagt Felder. Ein eigenes Pfleiderer-Lied und ein regelmäßig erscheinendes „Familienblatt“ stützen das Gemeinschaftsgefühl. Die Publikation erzählt von Familien-Geschichte aus aller Welt: von Pfleiderers in Kanada oder jenen, die einst in der Basler Mission wirkten.
Als sich die Teilnehmer des Familientreffens am Freitagnachmittag nach einem Stadtrundgang im Stuttgarter Ratskeller einfinden, wird allerdings auch deutlich, dass dem jüngeren Pfleiderer-Nachwuchs der Sinn (noch) nicht allzu sehr nach Familiengeschichte steht. Eine Ausnahme ist die 17-jährige Hannah Pfleiderer aus Vaihingen-Enz. Mit Blick in die Runde fragt sie sich dann aber auch, „wie lange solche Treffen ohne junge Leute wohl noch stattfinden werden?“
Nimmt man den Text des Pfleiderer-Lieds beim Wort, vermutlich noch eine ganze Weile. Darin heißt es in der letzten Strophe: „Drum haltet unsern Namen hoch Ihr Alten und Ihr Jungen / Das letzte Lied sei lange noch uns Pfleid’rern nicht gesungen.“