Orkanböen, überflutete Küsten, umgestürzte Bäume: Das Sturmtief „Detlef“ hat weite Teile Europas getroffen. In Deutschland kam es zu mehreren Unfällen. Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste waren im Dauereinsatz – auch mit Rettungshubschraubern.
Ein Sturmtief ist über Deutschland hinweggefegt und hat in mehreren Bundesländern Schäden angerichtet und Menschen verletzt. An der Nordseeküste gab es am Sonntag eine Sturmflut; der Fährbetrieb an der Küste Schleswig-Holsteins war stark davon betroffen. Bis zum Sonntagnachmittag blieben bundesweit größere Schäden aus. Vom Wind betroffen waren auch mehrere europäische Länder.
Im Südschwarzwald wurden bei Unwettern zwei Menschen schwer verletzt, als ein umstürzender Baum ihren Kleinbus traf. Ein Rettungshubschrauber flog den 58 Jahre alten Fahrer in ein Krankenhaus. Die 57-jährige Beifahrerin wurde demnach mit einem Rettungswagen in eine Klinik gebracht.
Im Harz in Sachsen-Anhalt behinderten starke Winde bei einem Unfall mit drei schwer und zwei leicht verletzten Menschen die Rettung der Unfallopfer. Aufgrund des Wetters habe der Rettungshubschrauber nicht eingesetzt werden können, teilte die Polizei mit. Rettungswagen kamen zum Einsatz.
Vielerorts im Bundesgebiet sperrte die Polizei zeitweilig Straßen. Vor allem umgeknickte Bäume und herabgefallene Äster behinderten den Verkehr am Wochenende. In Baden-Württemberg zum Beispiel rückten Polizei und Feuerwehr etwa 50 Mal wegen umgestürzter Bäume im Rems-Murr-Kreis, Ostalbkreis und der Region Schwäbisch Hall aus. In den meisten Fällen blieb es bei Sachschäden. Im rheinland-pfälzischen Callbach beschädigten herabfallende Dachziegel ein Auto.
Die Lage an den Küsten
Das Bundesamt für Schifffahrt und Hydrographie rechnete damit, dass die Pegelstände am Sonntag in Teilen der Nordseeküste bis zu zwei Meter über dem mittleren Hochwasser erreichen können. Hinzukommen sollten am Nachmittag nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes Sturmböen von bis zu 100 Kilometern pro Stunde und Regen.
Für Windsurfer bietet das Wetter offenbar gute Bedingungen. Bilder zeigen, wie sich einige Sportler auf der Nordseeinsel Sylt trotz des Unwetters ins Meer wagen. Auf Norderney setzte der Sturm einen Campingplatz unter Wasser. Strandkörbe kippten um, die Wellen reichten teilweise bis an die Dünen heran.
Einige Fährverbindungen wurden gestrichen. So fuhr die Weserfähre in Bremerhaven wegen des Hochwassers zunächst nicht. Die Fähren zwischen Schlüttsiel und den Halligen fielen ebenfalls aus, wie die Wyker Dampfschiffs-Reederei mitteilte. Ausfälle gab es auch an der Ostsee in Mecklenburg-Vorpommern.
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte im Tiefland Windgeschwindigkeiten von 50 Kilometern pro Stunde und mehr erwartet – in Höhenlagen wie dem Brocken im Harz wurden 110 Kilometer pro Stunde nicht ausgeschlossen. Zwischenzeitlich galt dort eine Unwetterwarnung.
90 Feuerwehreinsätze in Belgien
Vom Sturmtief waren andere Länder Europas gleichermaßen betroffen – größere Schäden gab es nicht. In Belgiens Hauptstadt Brüssel gab es rund 90 Feuerwehreinsätze, wie die belgische Nachrichtenagentur Belga berichtete – die meisten wegen umgestürzter Bäume oder abgebrochener Äste. Auch in anderen Landesteilen gab es zahlreiche Einsätze und Sachschäden.
In Schottland und Norwegen waren am Sonntagvormittag noch einige Haushalte ohne Strom. Sie sollten nach und nach aber wieder ans Netz geholt werden. Strommasten wurden etwa durch umstürzende Bäume stark beschädigt. Nach Angaben des norwegischen Senders NRK waren am Sonntagmorgen immer noch Zehntausende Haushalte im Süden und der Mitte des skandinavischen Landes ohne Strom.
DWD: Weitere Regenfälle am Montag erwartet
Am Sonntag zieht das Sturmtief Detlef laut DWD über Dänemark hinweg in Richtung Ostsee. „Mit dieser Zugbahn verstärkt sich der Wind insbesondere entlang der Nordseeküste erneut spürbar“, erklärt Sonja Stöckle von der Vorhersagezentrale des DWD. Landesweit müsse mit starken Windböen gerechnet werden. An der Küste und auf offener See sind zeitweise sogar schwere Sturmböen möglich.
„Am Montag verliert das Tief über der Ostsee zunehmend an Kraft“, sagte sie weiter. Die Windgeschwindigkeiten sollen deutlich nachlassen. Dennoch sorgt eine zurückbleibende feucht-kühle Luftmasse weiterhin für viele Wolken und wiederholte Regenfälle. Insbesondere in Schleswig-Holstein wird anhaltender Dauerregen erwartet – dort wird vor Mengen bis zu 60 Liter pro Quadratmeter gewarnt.
Im Alpenraum wird ebenfalls anhaltender Regen erwartet. Ab einer Höhe von rund 1.500 Metern geht der Niederschlag in Schnee über. Bis Montagabend ist dort mit fünf bis zehn Zentimetern Neuschnee zu rechnen, in höheren Lagen sind auch 20 Zentimeter möglich.
Nur im äußersten Westen und Nordosten könnte es zu Auflockerungen kommen. Die Höchstwerte liegen zwischen 11 und 15 Grad, in der Nordosthälfte sind bis zu 17 Grad möglich.
Am Dienstag wird in weiten Teilen des Landes dann nur noch schwacher bis mäßiger Wind erwartet. Nur an den Küsten und im höheren Bergland ist noch teils frischer Wind möglich. Im Westen und Südwesten lockern die Wolken zunehmend auf, dort soll es meist trocken bleiben. Im restlichen Land wird es größtenteils stark bewölkt und zeitweise regnerisch, vor allem im Nord- und Südosten. Dort werden Temperaturen zwischen 12 und 15 Grad erwartet. Sonst wird es mit 14 bis 19 Grad etwas wärmer.
dpa/krö