Er soll das Eintrittstor ins Lindenhofquartier sein: der Willy-Hundertmark-Platz am Umspannwerk in Gröpelingen. Sieben Sitzblöcke sollen zum Verweilen einladen, drei Amberbäume bei Sonne Schatten spenden. Doch der Ort ist verwaist. Das große Haus, direkt am Platz gelegen, die Fassade verwittert, die Fensterscheiben zersplittert oder gleich ganz herausgebrochen, verstärkt die Tristesse. Wie ein fauler Zahn ragt der vierstöckige Bau aus der Häuserreihe heraus.

Doch das wird sich bald ändern. Die städtische Entwicklungsgesellschaft Brestadt soll an einem Kauf der Immobilie an der Geeststraße 134 interessiert sein. „Wir sind in Verhandlungen“, heißt es von Eigentümerseite gegenüber dem WESER-KURIER, „ein Kaufvertragsentwurf wird gerade ausgearbeitet.“ Die Brestadt bestätigt Gespräche mit dem Besitzer, will sich zu diesem Zeitpunkt aber darüber hinaus nicht äußern.

Damit kommt nach fast 25 Jahren Bewegung in eine Angelegenheit, die die Anwohner mindestens ebenso lange umtreibt. Das Koschnick-Haus beschäftigt seit Jahren die Gerichte. Koschnick-Haus wird das verfallene Gebäude genannt, weil der ehemalige Bremer Bürgermeister Hans Koschnick in seiner Jugend und als junger Mann mehrere Jahre hier bei seinen Großeltern gelebt hat.

Das Gebäude ist inzwischen so einsturzgefährdet, dass das Verwaltungsgericht Anfang des Jahres entschieden hat, dass der Eigentümer es abreißen muss. Bis zum 27. Oktober hat er laut Auskunft des Gerichts noch Zeit, entsprechende Maßnahmen auf den Weg zu bringen, sonst droht ihm eine Zwangsgeldzahlung in Höhe von 10.000 Euro.

Das Gebäude steht seit über 30 Jahren leer. Zwischenzeitliche Sanierungsarbeiten waren nach einem Brand in dem Gebäude im Januar 2000 zum Stillstand gekommen. Der Besitzer, der in Weyhe lebt, erklärt die Schwierigkeiten seitdem unter anderem mit Problemen, die er mit seiner Versicherung gehabt habe, die sich während der Sanierungsphase und vor dem Brand geweigert habe, den Versicherungswert des Hauses zu erhöhen. Nach dem Brand habe sie ihm dann nicht einmal die Hälfte des Schadens bezahlt.

Neben dem fehlenden Geld macht der Eigentümer erfolglose Verhandlungen mit der Stadt über mögliche Nutzungen des Gebäudes dafür verantwortlich, dass seit Jahren nichts passiert. Tatsächlich hat es in den Jahren von 2017 bis 2019 Gespräche zwischen dem Bauressort und dem Eigentümer gegeben. Allerdings hatte die Stadt am Ende entschieden, dass das Haus zu dem Zeitpunkt schon zu sanierungsbedürftig sei. Sie verfügte deshalb im Mai 2022 den Abriss.

Dagegen hatte der Eigentümer geklagt. Erfolglos. Das Verwaltungsgericht befand unter anderem, dass der Kläger in der Vergangenheit nicht überzeugend nachgewiesen habe, ein ernsthaftes Interesse an einer Sanierung zu verfolgen. Ein öffentliches Interesse, das gegen den Abriss stehe, gebe es nicht. Im Gegenteil: Ein Statiker der Baubehörde hatte vor Gericht deutlich gemacht, dass es nur eine Frage der Zeit sei, bis größere Bauteile herunterfallen würden und Menschen verletzen könnten.

Dass die Brestadt nun Interesse an einem Kauf hat, kommt einerseits etwas überraschend, denn bisher ist die noch junge Gesellschaft mit deutlich größeren Projekten in die Öffentlichkeit getreten. Unter anderem wird sie das Kaufhof-Gebäude und das Parkhaus-Mitte, das abgerissen werden soll, im Stadtzentrum neu entwickeln. Andererseits ist es auch eine Aufgabe der Brestadt, Quartiere voranzubringen, wozu das Entree zum Lindenhofquartier in Gröpelingen mit dem Koschnick-Haus und dem Willy-Hundertmark-Platz gehören würde.

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