„Willkommen in der ‚Kellerstadt‘“, hieß es am Sonntag (5. Oktober) beim Fahrtag der Modelleisenbahnfreunde Bremen in Grohn. Zahlreiche Interessierte aus der Umgebung nutzten die Möglichkeit, einen Blick auf die 100 Quadratmeter große Modelleisenbahnanlage des Vereins in den Räumlichkeiten der Constructor University zu werfen. Auf einer Länge von Metern erstreckt sich die Anlage und wird durch 1,5 Kilometer Kabel mit Strom versorgt, um die Züge, Lampen und kleinen Spielereien der Bastler mit Strom zu versorgen. Miniaturfreunde, Bahnfans, Familien und große und kleine Freunde haben sich die Möglichkeit nicht nehmen lassen, dem Tag der offenen Tür beizuwohnen.

Was 2006 allein mit Schienen im ersten Abteil des Kellerraums begonnen hat und 2008 zu einem Verein wurde, dem nur wenige Personen angehörten, hat sich mittlerweile zu einem Bastelparadies für 30 Mitglieder entwickelt. Darunter sind auch sieben Kinder und Jugendliche, die bereits früh das kreative Handwerk ihrer Vorgänger erlernen wollen. „Wir sind sehr froh, dass wir so viele Kinder hier haben“, sagt Torsten Frenzel, stellvertretender Vorsitzender der Modelleisenbahnfreunde. Über Nachwuchsmangel könne man sich nicht mehr beschweren. Wer aus dem Kindesalter hinauswächst, bleibe dem Verein weiter treu.

„Entgegen der Vorurteile sind hier auch wirklich nicht nur alte Männer“, erklärt Erik Hansen schmunzelnd. Er besucht die Kellerstadt mit seinen Söhnen und seinem Vater und staunt beim Anblick der Anlage. „Als Erwachsener kann man gar nicht erahnen, wie viel Arbeit in dem allen steckt. Es ist riesig groß und so detailverliebt. Mit so viel habe ich gar nicht gerechnet“, sagt er. All die blinkenden Lichter und schnellen Züge seien für seine Söhne Unterhaltung pur. „Man kann sich in Welten einträumen und findet immer wieder was Neues“, meint Hansen.

Vater und Sohn teilen Hobby

Die Anfänge ihrer Leidenschaft für die Miniaturbahnen sind bei den Vereinsmitgliedern und den Bahnfans jeden Alters ähnlich: Mit einer verstaubten Modelleisenbahn vom Vater oder Großvater auf dem Dachboden geht es meist los. Für die jüngsten Modellbauer ist es häufig das Sommerferienprogramm, das sie dem Verein näher bringt. So sah es auch beim dreizehnjährigen Nico Kruse aus. „Mit den kleinen Sachen zu arbeiten, ist das Spannendste. Man sieht, dass man was gemacht hat. Das macht dann noch mehr Freude“, erzählt er. Durch seine neuentdeckte Leidenschaft hat er auch seinen Vater Ralf Jagosky zurück zur Modelleisenbahn gebracht. Nun sind beide Vereinsmitglieder. „Damals habe ich aufgehört, weil ich für dich da sein wollte“, erzählt er Nico. Nun teilen sie die Leidenschaft und sind beim Hobby gemeinsam füreinander da.

Die Mitglieder setzen immer wieder neue Projekte um. Innerhalb eines halben Jahres wurde die Modellbauanlage so um eine zwei Meter lange Brücke in Eigenkonstruktion erweitert. Bei den Umbaumaßnahmen herrschte Baudruck. Noch am Vorabend wurden die letzten Arbeiten erledigt. „Man könnte sagen, dass das Stress ist. Ich würde das als Herausforderung betiteln“, so Frenzel. Ihm und seinen Bahnfreunden und -freundinnen mache aber genau das Spaß. „Modelleisenbahn darf auch nicht fertig werden“, ergänzt er. So sei immer was zu tun und die Ideen würden den Mitgliedern ohnehin nicht ausgehen.

Mehrere Züge fahren gleichzeitig

Zwölf bis dreizehn Züge können gleichzeitig auf der Anlage fahren; stets unter den wachsamen Augen der Vereinsmitglieder, die eingreifen, sollte es Probleme auf den Gleisen geben. Und obwohl es ab und zu auch bei der Modelleisenbahn heißt: „Achtung, in der Kurve ist wieder einer liegen geblieben!“ – an diesem Sonntag fuhren in der Kellerstadt in Grohn verlässlich die Züge, während draußen auf den realen Schienen die Reisenden im Bremer Norden auf den Schienenersatzverkehr ausweichen mussten.

Vier bis fünf Minuten braucht eine Modelleisenbahn, um eine der 25 Meter langen Anlagen zu umkurven. Der schnellste Zug unter ihnen: der ICE. „Ab und zu gibt’s auch bei uns mal einen, der Verspätung hat, aber das wird ruckzuck behoben“, sagt Frenzel. Bei den Zügen sehe mancher Besuchende noch Potenzial. „Dampflok ist für die Jungen eher Museum. Die Kinder suchen nach Zügen, die sie kennen“, sagt Klaus Liebschwager, der mit seinem ältesten Enkel Ayden zu Besuch ist. Der brennt wie sein Großvater für die Modelleisenbahnen und erfreut sich besonders am Anblick des ICEs. Seit Jahren kommen Ayden und sein Opa vorbei, um den Verein an Tagen wie diesen zu besuchen. „Opas Raum ist voll“, sagt Ayden. Mehr Platz und mehr zu sehen gebe es daher in Grohn.

Auch ein detailgetreues Diorama zum Tag der Retter war beim Fahrtag zu sehen.

Auch ein detailgetreues Diorama zum Tag der Retter war beim Fahrtag zu sehen.

Foto:
Jakob Richter

Verschiedenste Züge im Miniaturformat bekamen die Besucher zu sehen.

Verschiedenste Züge im Miniaturformat bekamen die Besucher zu sehen.

Foto:
Jakob Richter

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