Tief verwurzelter Sexismus in der Musikindustrie

Junge Frauen und ihre Körper – selbstverständlich normschön, jugendlich, sexy – sind das Rohmaterial, aus dem die Musikindustrie und die Logik des Pop gemacht sind. Sie werden in Songtexten angeschmachtet und fetischisiert, beschimpft und degradiert, sie dienen auf der Bühne und im Backstage als Projektionsfläche. Weibliche Fans werden als kreischende Masse oder willenlose Groupies betrachtet, nicht fähig zu einem ernsthaften Interesse an der Musik oder einem ernstzunehmenden Geschmack. Und wenn eine Frau als Künstlerin auftritt, dann ist sie zunächst eine Frau und erst dann eine Musikerin. Dann ist ihr Körper entweder zu dick, zu dünn, zu perfekt oder sonst wie falsch. Dann ist sie entweder Hure oder Heilige, und dann – ganz plötzlich – ist sie sowieso zu alt.

Analyse und Abrechnung

Sonja Eismann zeigt, wie tief Sexismus und Altersdiskriminierung in die Musikindustrie eingeschrieben sind, wie wir als Konsumierende den „männlichen Blick“ erlernt und verinnerlicht haben, wie Missbrauch und Pädosexualität in fast allen Szenen und Genres akzeptiert werden. Sie schreibt über alte Männer, die minderjährige Sängerinnen sexualisierte Songs performen lassen, über die scheinbare Unmöglichkeit eines richtigen Alterns, sexistischen Musikjournalismus, Superstars wie Taylor Swift, Beyoncé oder Peaches, über Feminizide in Songlyrics – und natürlich über Beispiele der selbstbewussten Aneignung, des Widerstands, der wütenden Mittelfinger gegen das Musikpatriarchat.

Tickets für die Lesung mit Sonja Eismann in Hannover können auf der Internetseite des Kulturzentrums Pavillon gekauft werden.
 

Das Cover zum Buch „Candy Girls“ von Sonja Eismann

© Edition Nautilus

Analysiert die patriarchalen Strukturen in der Musikindustrie: Candy Girls

Über die Autorin Sonja Eismann

Sonja Eismann wurde 1973 in Heidelberg geboren und ist Journalistin und Kulturwissenschaftlerin. Sie studierte Komparatistik in Wien, Mannheim, Dijon und Santa Cruz (USA) und war Mitgründerin des Magazins „nylon“ und des „Missy Magazine“, wo sie bis heute Teil der Redaktion ist. Sie ist als Autorin und Journalistin tätig und forscht zu Genderdarstellungen im Pop. Von 2016 bis 2022 war sie Mitglied im Musikrat des Goethe-Instituts. 2024 hatte sie die Popdozentur der Universität Paderborn inne. Sie lebt in Berlin.