Leipzig/Chemnitz. Wer regelmäßig zwischen Leipzig und Chemnitz pendelt, kennt die Situation: knappe Platzverhältnisse, Dieselloks mit Doppelstockzügen und eine Strecke, die weder durchgehend zweigleisig noch elektrifiziert ist. Dabei verbindet die Linie RE 6 die größte und die drittgrößte Stadt Sachsens.
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Während in anderen Regionen längst neue Züge unterwegs sind, blieb diese Verbindung bislang stark hinter den Erwartungen zurück. Nun gibt es Bewegung: In Chemnitz ist der erste batterieelektrische Triebzug von Alstom eingetroffen. Fahrgäste müssen aber vorerst weiterhin Geduld aufbringen.
Vorgeschichte voller Verspätungen
Bereits im Februar 2020 hatten sich der Verkehrsverbund Mittelsachsen (VMS) und der Hersteller Alstom auf die Lieferung der modernen Akku-Triebzüge vom Typ Coradia Continental geeinigt.
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Ursprünglich war geplant, dass die Fahrzeuge bereits zum Fahrplanwechsel im Dezember 2023 zwischen Leipzig und Chemnitz rollen. Doch aus dem ehrgeizigen Zeitplan wurde nichts. Zunächst wurde der Start auf Ende 2024 verschoben, zuletzt hieß es, die Triebzüge seien frühestens Ende 2025 einsatzbereit.
Damit bleibt die Verbindung ein Sinnbild für die Schwierigkeiten, mit denen die Verkehrswende im Schienenverkehr zu kämpfen hat: komplexe Zuständigkeiten, technische Zulassungsverfahren, verspätete Lieferungen. Und am Ende sind es die Fahrgäste, die enttäuscht sind.
Wer entscheidet über den RE 6?
Ein Blick auf die Strukturen zeigt: Der Regionalexpress ist organisatorisch ein Sonderfall. Zwei Drittel der Strecke liegen im Gebiet des Zweckverbands für den Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL) und ein Drittel im Bereich des VMS.
Wir rechnen noch in diesem Jahr mit einer Entscheidung.
Alstom-Sprecher
zur Zulassung der Akkuzüge
Da die Linie jedoch vor allem die Anbindung der Region Chemnitz an den Leipziger Fernverkehrsknoten sicherstellen soll, liegt die operative Verantwortung beim VMS. Dieser kümmert sich um Fahrzeuge, Personal und Fahrpläne. Dies erfolgt in Abstimmung mit dem ZVNL, der seinerseits die Finanzierung im eigenen Bereich übernimmt. Für die Fahrgäste sollte dies keinen Unterschied machen.
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Erster Zug, aber noch keine Fahrgäste
Am Montagabend rollte nun der erste Akku-Triebzug nach Chemnitz. Doch an den Bahnsteigen wird er vorerst nicht zu sehen sein. Stattdessen dient er ausschließlich der Ausbildung des Zugpersonals. In den kommenden Wochen finden Probefahrten auf verschiedenen Strecken statt, allerdings ohne Passagiere.
Grund dafür ist das noch laufende Zulassungsverfahren beim Eisenbahn-Bundesamt (EBA). Dort prüfen derzeit verschiedene Fachreferate die von Alstom eingereichten, umfangreichen Unterlagen. „Wir rechnen noch in diesem Jahr mit einer Entscheidung“, erklärte das Unternehmen. Wann genau die Freigabe erfolgt, ist jedoch offen.
Blick nach vorn: Einsatz ab Dezember 2025
Beim VMS gibt man sich vorsichtig optimistisch. Sprecher Falk Ester sagte: „Wir sind erfreut, dass es nunmehr ein sichtbares Zeichen dafür gibt, dass die ersten Bemus bald eingesetzt werden können.“ Mit „Bemu” sind die batterieelektrischen Triebzüge gemeint, die künftig auf nicht elektrifizierten Strecken fahren können.
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So könnten die ersten Fahrzeuge zum Fahrplanwechsel im Dezember 2025 in den Regelbetrieb gehen. Erst dann können Pendler auf der Strecke Leipzig – Chemnitz von der neuen Technik profitieren: Sie werden leisere, klimafreundlichere Züge haben und hoffentlich ein zuverlässigeres Angebot erhalten.
LVZ