Stuttgart. Es war, als hätte jemand in Bad Cannstatt die Stimmung umgelegt wie einen Lichtschalter. Vor drei Wochen wurde noch diskutiert, ob der glänzende Frühling nicht längst verflogen sei, ob die Supercup-Niederlage, der Pokal-Zittersieg und das 1:3 in Freiburg nicht der Beginn einer schleichenden Ernüchterung seien. Dann gewann der VfB Stuttgart drei Spiele in Serie, kletterte auf Platz vier – und plötzlich war die Welt wieder eine andere. Euphorie statt Skepsis, Champions-League-Träume statt Krisengerede. Und dann kam die Hiobsbotschaft. Ermedin Demirovic fällt mit einer beginnenden Fraktur der Fußwurzel für bis zu acht Wochen aus. Ein Dämpfer zur Unzeit – wie der Klub auf den Ausfall reagiert.
VfB StuttgartHiobsbotschaft für den VfB: Demirovic fällt aus – so lange fehlt der Stürmer
Der 27-Jährige ist längst mehr als nur ein Stürmer unter mehreren. Nachdem Nick Woltemade nach Newcastle verkauft wurde, der geplante Transfer von Oh in letzter Sekunde platzte und Deniz Undav weiter an seinem Comeback nach Knieverletzung arbeitet, hat sich Demirovic in kürzester Zeit zum Fixpunkt entwickelt. Fünf Pflichtspieltreffer stehen bereits zu Buche, fast immer stand er in der Startelf, mehrfach führte er die Mannschaft sogar als Kapitän auf den Platz. Er war Zielspieler, Anführer, emotionaler Taktgeber – und damit ein Gesicht dieses kleinen Stuttgarter Stimmungsumschwungs.
Gerät die erst wiedererlangte VfB-Stabilität ins Wanken
Umso größer ist die Sorge, dass die gerade erst wiedererlangte Stabilität ins Wanken geraten könnte. Die jüngsten Erfolge waren wichtig, keine Frage: Das 1:0 gegen Heidenheim war der dritte Sieg in Serie, zwölf Punkte nach sechs Spieltagen sind der beste Start seit der Vizemeistersaison 2023/24. Und doch weiß man in Stuttgart, dass die kommenden Wochen anspruchsvoller werden. RB Leipzig, Borussia Dortmund und der FC Bayern warten im November und Dezember – ein waschechter Herbst der Wahrheit.
VfB StuttgartÖffentliches Training und Geheim-Test: Das sind die VfB-Termine in dieser Woche
Was diesen Herbst prägen wird, ist nicht zuletzt die Reaktion auf den Ausfall des Topstürmers. Fabian Wohlgemuth will von Schwarzmalerei nichts wissen. Der Sportvorstand war nie ein Freund davon, den Kopf in den Sand zu stecken. „Wer Trübsal bläst, verliert“, sagte er dem kicker am Montagnachmittag (06.10.). „Maßgeblich erfolgsentscheidend wird sein, wie wir der jetzt entstandenen Situation begegnen.“ Es gelte, die Zeit – wie schon während der Undav-Verletzung – mit vereinten Kräften zu überstehen. „Bis Deniz und Medo in die Mannschaft zurückkehren, werden wir die Aufgaben auf mehrere Schultern verteilen müssen. Wir werden auf Improvisation und kreative Lösungen angewiesen sein. Ähnliches haben wir auch in der Vergangenheit erfolgreich bewältigt.“
Wohlgemuth setzt auf die Arbeit von Trainer Sebastian Hoeneß
Dass Wohlgemuth dabei auf Sebastian Hoeneß setzt, versteht sich fast von selbst. Der Trainer hat es geschafft, nach dem durchwachsenen Saisonstart wieder Ordnung, Intensität und Überzeugung ins Spiel zu bringen. Die Mannschaft hat auf die Kritik reagiert, sie presst, läuft und verteidigt wieder mit jener Konsequenz, die sie in der vergangenen Saison so stark gemacht hat. Und sie hat sich – auch ohne Undav – zurück unter die Top Vier gespielt.
Nun muss sie beweisen, dass dieser Aufschwung mehr ist als eine Momentaufnahme. Der Ausfall von Demirovic verändert vieles. Aber, so die Botschaft aus der Klubführung: er muss nichts entscheiden. Nicht jetzt. Nicht allein.